Sie sind nicht reproduzierbar, bei laufender Modernisierung wertstabil und ein Investment
für die nächste Generation: Die Nachfrage nach Zinshäusern ist wieder da.
05.04.25, 05:00
Zinshäuser haben eine gute Wohnqualität, besonders dann, wenn sie saniert sind. Wenn es etwa neue Fenster mit Isolierverglasung, ein alternatives Heizsystem und einen Lift gibt. Das alles werden die künftigen Mieter des Gründerzeithauses in der Fernkorngasse im 10. Wiener Gemeindebezirk vorfinden. Bauherr Bernhard Kuhn ist gerade dabei, das 111 Jahre alte Haus, das schon seiner Großmutter gehört hat, sanieren zu lassen. Zusätzlich wird das Dachgeschoß mit drei Wohnungen freifinanziert ausgebaut.
Doch wie geht man so ein großes Bauprojekt an? „Ich habe mich zuerst bei der „Hauskunft“, ein Service des wohnfonds_wien, beraten lassen, u. a. welche Förderungen es dafür gibt, und ich habe die Trimmel Wall Architekten mit ins Boot geholt“, sagt Bernhard Kuhn.
Das Gründerzeithaus aus dem Jahr 1914 in der Fernkorngasse 41/Ecke Rotenhofgasse wird bis Ende 2025 umfassend saniert.
Umfassende Sanierung
So wird das Haus bis Ende 2025 zukunftsfit gemacht: Die Sanierungsmaßnahmen umfassen eine thermische Sanierung, bei der alle Straßen- und Hoffassaden sowie die Gewölbedecken über dem Keller wärmegedämmt werden. Zudem werden die bestehenden Fenster durch neue Holz-Alu-Fenster ersetzt. Damit können rund 75 Prozent des Heizwärmebedarfs eingespart werden. Auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, eine passive Kühlung über die Fußbodenheizung, die Warmwassererzeugung über Wohnungsstationen und die Duschabwasser-Wärmerückgewinnung tragen zur Energieeffizienz des Gebäudes bei. Ein zentrales Element des Projekts ist der Wechsel des Heizungssystems von Gas auf Erdwärme, was durch sechs Tiefenbohrungen realisiert wird. Zusätzlich werden Freiflächen geschaffen. Die Sanierung erfolgt im Rahmen einer „Sockelsanierung“ des wohnfonds_wien unter Verwendung von Fördermitteln des Landes Wien, nach der Wiener Sanierungs- und Dekarbonisierungsverordnung 2024.
Wer tut sich die Sanierung eines Zinshauses an? Architektin Isabella Wall, deren Büro ein bis zwei Zinshaus-Projekte im Jahr umsetzt, beobachtet, „dass viele Hausbesitzer sich nicht über Jahrzehnte verschulden möchten. Falls es mehrere Häuser gibt, wird eines verkauft, um die Sanierung des zweiten zu finanzieren.“
Kommt ein schönes Zinshaus auf den Markt, freut das wiederum die Käufer. Denn die Nachfrage zieht in Wien wieder leicht an, wie der aktuelle Zinshaus-Marktbericht von Otto Immobilien zeigt. „Die Nachfrage konzentriert sich derzeit vor allem auf gute Lagen innerhalb des Gürtels und zusätzlich auf die Bezirke Hietzing, Währing und Döbling. Hier stehen vor allem voll entwickelte Objekte im Fokus eigenkapitalstarker Strukturen wie Family Offices oder Stiftungen. Darüber hinaus verzeichnen wir eine gute Nachfrage nach kleineren Objekten mit einem Verkaufsvolumen bis drei Millionen Euro“ , sagt Philipp Maisel, Leiter des Zinshaus-Teams bei Otto Immobilien.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 297 Transaktionen durchgeführt, was einem Anstieg von neun Prozent gegenüber dem Jahr 2023 entspricht. Nach den teils deutlichen Rückgängen der Vorjahre haben sich auch die Preise am Wiener Zinshausmarkt stabilisiert, in einigen Bezirken (Innere Stadt, Favoriten und Penzing) zogen sie an. Die Mindestpreise haben sich in nahezu allen Bezirken gefestigt. Der Minimalpreis liegt aktuell bei 1.540 Euro pro m2, während die Maximalpreise in Top-Lagen bis zu 10.460 Euro pro m2 erreichen können.
Das Gründerzeithaus in der Jurekgasse 9A wird aufgestockt.
Guter Zeitpunkt
Private Zinshauseigentümer finden aktuell eine gute Marktlage für einen Immobilienverkauf vor. „Die allgemeine Stabilisierung des Wiener Zinshausmarktes schafft ein ideales Verkaufsumfeld für private Eigentümerinnen und Eigentümer, da kurzfristig keine starken Preisanstiege zu erwarten sind. Die Marktaktivität verstärkt sich und langfristige, wertstabile Anlagen liegen wieder im Trend“, sagt Geschäftsführer Eugen Otto. „Wir beobachten, dass Private gerne kleine Zinshäuser mit maximal 1.000 m2 Wohnfläche, unsaniert, für den Eigenbedarf kaufen. Wo zwei bis drei Wohnungen, ein Büro oder eine Ordination Platz finden“, so Philipp Maisel.
Künftig wird es großzügige Balkone und Terrassen geben.
Wo die Hofdame wohnte
Nur fünf Wohneinheiten umfasst auch das Revitalisierungsprojekt „Grün der Zeit Haus Jurekgasse“ von Cita Immobilien im 15. Bezirk. Das Wohnhaus wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von einer Hofdame von Kaiser Franz Josef errichtet und wird jetzt von Architektin Sissi Kettl in die Jetztzeit transformiert. Auch hier kommen Wärmepumpe und Photovoltaikanlage zum Einsatz. Sie speisen bei dem neu gedämmten Gebäude Energie für die Fußbodenheizung und die Deckenkühlung. „Die Gründerzeitsanierung stellt uns Projektverantwortlichen immer wieder vor Herausforderungen und bedarf einer präzisen Abstimmung zwischen Denkmalschutz und moderner Bauweise“, erzählt Silvia Wustinger-Renezeder, Geschäftsführerin von CITA Immobilien. Die oberen zwei Geschoße werden vermietet, unten entstehen drei Eigentumswohnungen. Die Fertigstellung ist für Sommer 2025 geplant.
Das „Prunkstück“ in der Tendlergasse 3 erhält einen modernen Dachausbau.
Eigentum im Gründerzeithaus ist auch im Kleinformat möglich. Soeben haben JP Immobilien und die 3SI Immogroup den Verkauf ihres gemeinsamen Projekts im neunten Bezirk gestartet. Das „Prunkstück“ in der Tendlergasse 3 wurde aufwendig revitalisiert und bietet 36 Eigentumswohnungen, davon sieben Dachgeschoßwohnungen mit Wohnflächen von 36 bis 185 Quadratmeter.
Wenn Zinshauseigentümer eine Sanierung nach dem Motto „Raus aus Öl und Gas“ andenken, können sie sich bei der „Hauskunft“ am 23. April von 14 bis 17 Uhr kostenlos beraten lassen.
Es können 30-minütige Zeitfenster für die Schwerpunktthemen "Mietrechtsgesetz, Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz, Heiz- und Kältekostenabrechnungsgesetz und allgemeines Vertragsrecht im Kontext mit Wohnen" gebucht werden. Außerdem sind Berater*innen der Hauskunft für technische Fragen oder Fragen zum Förderungsrecht anwesend.
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