Wohnen im Schnee: Der Markt für Häuser in Skiorten von Luxus bis Geheimtipp
Verschneites Haus über Zell am See: Der Zweitwohnsitz mit 178 m² Wohnfläche ist um 2,9 Mio. Euro am Markt.
Ein Haus oder eine Wohnung in einem österreichischen Wintersportort – das ist ein begehrtes und je nach Lage auch rares Gut. Besonders gefragt sind Immobilien mit Seeblick, in der Nähe von Skipisten und Objekte mit touristischer Widmung.
Doch die Preisrückgänge am Wohnimmobilienmarkt sind auch an Skiorten nicht spurlos vorüber gegangen. Die Region Kitzbühel, das Aushängeschild des alpinen Premiumsegments, hat zwei schwierige Jahre hinter sich. Bei der Anzahl an Verbücherungen im Tiroler Nobelskiort Kitzbühel gab es auch im ersten Halbjahr 2025 ein Minus, erhob das Maklernetzwerk Remax vor Kurzem.
Kernsaniertes Zweitwohnsitz-Chalet in Hinterglemm mit 271 m² Wohnfläche direkt auf der Piste. Preis: € 3,1 Mio.
Das hat mit dem Abschwung am Wohnimmobilienmarkt zu tun, aber auch mit dem Thema Freizeitwohnsitze und deren Nutzung. Immer wieder wurden Luxusobjekte gekauft, als Hauptwohnsitz angemeldet, aber nur sporadisch genutzt. Die Gemeinden waren gezwungen, die Freizeitwohnsitze zu kontrollieren – das hatte Folgen: für den Immobilienmarkt, den Tourismus, die Arbeitsplätze und den Ort selbst.
Rund 124 Millionen Euro jährliche Wertschöpfung und über 1.380 gesicherte Arbeitsplätze entstehen alleine durch die Freizeitwohnsitz-Eigentümer im Bezirk Kitzbühel: Gastronomie, Handel, Bauwirtschaft und Freizeitbetriebe profitieren von den laufenden Ausgaben der Zweitwohnsitznutzer, das geht aus einer aktuellen Studie der „Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung KG“ hervor.
„Zell am See und die umliegenden Orte wie Kaprun, Saalbach, Hinterglemm oder Leogang haben sich zu eigenständigen Mikromärkten entwickelt“, sagt Manuel Riedelsperger, Kooperationspartner von Engel & Völkers Zell am See. Auch wenn sich der Markt infolge der Zinsanhebungen abgekühlt hat, blieb das Interesse an hochwertigen Immobilien groß, Kaufentscheidungen werden selektiver getroffen.
Im Salzkammergut sind Immobilien mit direktem Pisten- und Seezugang, mit Bootshäusern oder Bergpanorama beliebt. „Viele Objekte gelangen derzeit im Zuge eines Generationswechsels auf den Markt – eine seltene Gelegenheit für langfristige Investments. Gleichzeitig erfordert der Erwerb eine genaue Prüfung der rechtlichen Rahmenbedingungen, etwa bei Zweitwohnsitzen“, so Mark Hüsges, Geschäftsführer Engel & Völkers Salzburg.
Abseits etablierter Regionen überzeugt die Steiermark mit moderaten Preisen und vielfältigem Angebot. In Orten wie Schladming-Dachstein oder Ramsau bewegen sich die Kaufpreise für hochwertige Erstbezüge zwischen 8.000 und über 10.000 Euro/m². „Deutlich leistbarer zeigt sich der Bezirk Murau, wo sich spannende Neubauprojekte mit direkter Skilift-Anbindung finden lassen. Die Steiermark ist ein Geheimtipp für Käufer, die abseits der bekannten Hotspots suchen“, so Jurica Puljic, Geschäftsführer von Engel & Völkers Steiermark. Bei allen Immobilien gilt: die Widmung entscheidet, wie ein Objekt genutzt darf.
Garten-Maisonette-Wohnung mit 253 m² und Outdoorpool in Reith/Kitzbühel: € 4,6 Mio.
Florian Hofer und Richard Jenewein von Engel & Völkers über die Lage in Kitzbühel und am Arlberg
.„Das Freizeitwohnsitzthema beschäftigt uns sehr“, sagt Florian Hofer, Geschäftsführer von Engel & Völkers in Tirol. „Kitzbühel ist eine Marke, die über Jahrzehnte erfolgreich aufgebaut wurde, diese pflegt man, zum Beispiel mit dem Hahnenkammrennen und anderen Events.“ „Das Thema Freizeitwohnsitz ist glasklar geregelt“, so Hofer. „16,4 Prozent der Immobilien in Kitzbühel Stadt sind als Freizeitwohnsitz gewidmet. In Tirol ist die Anzahl an Freizeitwohnsitzen generell pro Gemeinde mit acht Prozent gedeckelt. Gemeinden, die vor dieser Regelung schon mehr Freizeitwohnsitze hatten, durften diese behalten, aber keinen weiteren mehr genehmigen. Es gibt aber Gemeinden, die haben ihre acht Prozent noch nicht ausgereizt.“
Das Thema Zweitwohnsitze beschäftigt die Menschen. „Die Stimmung ist angespannt. Der breiten Bevölkerung wird es mittlerweile zu bunt, dass das Bild entsteht, sie würden die Gäste nicht wollen. Das stimmt nicht“, sagt Hofer. „Wir haben zwei Jahre gelitten, seit drei Quartalen können wir eine Beruhigung um das Thema feststellen. Der Fall mit einem Porsche-Manager hat viel bewegt, etwa dass es einen 3-seitigen Artikel in der FAZ gab. Das wirft Sand ins Getriebe eines gut laufenden Tourismusbetriebs und droht das Image von Kitzbühel zu beschädigen.“
Zum Thema Neubau: „Bauträger und Projektentwickler haben in den vergangenen Jahren immer hochwertiger, großvolumiger und hochpreisiger gebaut. Diese großen Projekte wundern uns und sind entgegen unserer Empfehlung. Bei Objekten über zehn Millionen Euro gibt es nicht viele Käufer. Wir haben derzeit eine zu hohe Anzahl an Objekten über zehn Millionen Euro am Markt. Da ist die Nachfrage nicht so hoch, dass wir die am laufenden Band verkaufen“, so Hofer. Die Quote der Käufer, die mit Eigenkapital bezahlen, sei in Tirol deutlich höher als in anderen Immobilienmärkten. Das betreffe nicht nur Freizeitwohnsitze.
Auch in Vorarlberg ist die Freizeitwohnsitzwidmung ein Thema. „Wir schätzen, dass es zehn bis 15 Prozent Zweitwohnungen sind, vor allem in Bregenz, Lochau, Dornbirn und am Arlberg. Das Thema ist noch nicht so heiß umstritten wie in Tirol“, sagt Richard Jenewein, Geschäftsführer Engel & Völkers Vorarlberg.
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