Eine Designervilla im Grünen oder eine stylishe Wohnung in der City: Der Ort, wo der Lieblingscharakter wohnt, trägt viel zu der Art und Weise bei, wie er wahrgenommen wird. So wohnen etwa Hadrian und Caro Melzer in den „Vorstadtweibern“ in einer schicken Döblinger Villa, in „Biester“ wird auch in einem Gemeindebau gedreht.
Einer, der bereits viel erlebt hat in Bezug auf Filmdrehs in den von ihm geplanten Projekten, ist der Architekt Zoran Bodrožić. „In allen meinen Häusern wurden Filme gedreht“, sagt er und zählt auf: „Vorstadtweiber“, „Biester“, „Schnell ermittelt“, „Blind ermittelt“, „Tatort“, „Spuren des Bösen“ und „Club Zero“.
So wurde etwa für den „Tatort“ bei einem Freund am Dachboden gedreht. „Da sind Strizzis auf seinem Sofa gesessen, in Unterhosen, dort wo wir immer sitzen, wenn wir uns treffen“, erzählt der Architekt schmunzelnd.
Mit seiner Architektur hat sich Bodrožić in der Filmszene bereits einen Namen gemacht. „Locationscouts rufen mich schon vorher an, ob ich wieder ein Haus gebaut habe“, schildert er.
Haus Gray in Wien-Hernals, geplant von Zoran Bodrožić: Außen ist es ganz in Grau gehalten, mit Terrasse und Balkon und verfügt über großzügige Glasflächen. Innen ist es mit viel Sichtbeton gestaltet. Hier haben die Dreharbeiten zur zweiten Staffel der topbesetzten ORF/ARD-Degeto-Film-Erfolgsserie „Tage, die es nicht gab“ stattgefunden, mit Franziska Weisz, Diana Amft, Jasmin Gerat und Franziska Hackl in den Hauptrollen. Der Plot dreht sich um einen Selbstmord, der sich schließlich als Mord entpuppt.
„Zum Beispiel für die zweite Staffel von ‘Biester’ oder gerade vorgestern für ‚Kommissar Rex’“. Der Architekt wird angerufen, weil die Häuser im Netz gefunden werden. „Dann frage ich die jeweiligen Bauherren, ob sie das wollen. Wenn ja, stelle ich den Kontakt her“, so Bodrožić.
Räume fließen
„Den Scout von Seidl Films habe ich gefragt, warum meine Architektur so gerne als Filmkulisse herangezogen wird“, erzählt der Architekt. „Er hat gesagt, er weiß es nicht. Es hat aber mit den großflächigen Verglasungen zu tun und mit den meist horizontalen Kamerabewegungen. Meine Theorie ist: Ich versuche, nie eine hintere Seite eines Hauses zu haben, es ist immer eine runde Sache, meine Räume fließen einfach.“
Brickhouse in Wien: Die dreigeschoßige Villa liegt am Schafberg in Hernals und versprüht Backsteincharme. Hier wurden Teile der Serie „Biester“ gedreht, die auf soziale Kontraste setzt und daher einerseits in einem Gemeindebau und andererseits in dieser Villa gedreht wurde.
Niedrigenergie als Wohnqualität
In den vergangenen 20 Jahren hat Zoran Bodrožić mit seinem Büro rund 40 Häuser geplant, die dann auch gebaut wurden, in Wien, Niederösterreich und im Burgenland. Seit 20 Jahren sind seine Projekte als Niedrigenergiehäuser konzipiert und verbrauchen zwischen 32 und 37 kWh Energie pro Quadratmeter und Jahr.
Fast ausnahmslos sind seine Häuser mit einer Sole- oder Wasser-Wärmepumpe ausgestattet, mit mechanischer Wohnraumlüftung, Akustikdecken, Bauteilaktivierung und einer Dreifach-Verglasung der großformatigen Fensterflächen.
Brickhouse in Wien: Die dreigeschoßige Villa liegt am Schafberg in Hernals und versprüht Backsteincharme. Hier wurden Teile der Serie „Biester“ gedreht, die auf soziale Kontraste setzt und daher einerseits in einem Gemeindebau und andererseits in dieser Villa gedreht wurde.
„Ich habe für mich bewiesen, dass man qualitativ hochwertige Architektur mit Anwendung all dieser Systeme produzieren kann, unabhängig von der Lage“, so der Architekt. „Die Auftraggeber, die sich vor 20 Jahren getraut haben, solche Systeme anzuwenden, haben diese Erkenntnis ermöglicht.“
Spannendes Detail
„Wenn der Rohbau fertig ist und der Baukörper geschlossen, muss man schauen, wie dicht das Haus ist. Das sieht dann so aus, dass ein Experte Unterdruck im Gebäude herstellt. Anschließend geht er mit Räucherstäbchen durch das Haus, dann sieht man, wo es undicht ist“, beschreibt der Architekt.
Widescreen: Das dreigeschoßige Haus in Klosterneuburg wurde gemeinsam mit Glück Architektur für eine Großfamilie konzipiert. Von hier hat man einen guten Ausblick auf das Stift und die Donau. „Club Zero“ von Jessica Hausner wurde zum Teil hier gedreht. Im Bild Ksenia Decriendt als Elsa.
Denn um eine Niedrigtemperaturheizung zu verwenden, brauche man eine wärmegedämmte und dichte Hülle. Daher wird auch die Wohnraumlüftung benötigt, da diese dichte Hülle sonst ungesund ist, erklärt Bodrožić. Anfänglich musste erst nachgewiesen werden, dass der Umstieg – raus aus der fossilen Ära – nicht nur etwas mehr Kosten, sondern auch bessere Wohnqualität bedeutet, erzählt er: Mehr Lebensqualität, besonders im Sinne der Haptik.
Denn das körperliche Wohlbefinden sei weit höher als bei „klassischen Bauten“ – was zu einer immer größeren Akzeptanz seitens der privaten Bauherrschaft geführt hat. Mit der Zeit hat sich Bodrožić so viel Planungs-Know-how in diesem Segment angeeignet, dass seine Häuser zunehmend in der Architektur-Datenbank „Nextroom“ publiziert wurden.
Haus H in Wien: Die zweigeschoßige Villa in Wien-Liesing zeichnet sich durch auskragende Dächer aus, die überdachte Terrassenbereiche ermöglichen. Hier wurde für „Schnell ermittelt“ gedreht, für die Folge, in der Angelika und Franischek feststellen, dass die Entführte eine Puppe ist.
Dunkle Fassaden
Hochwertig zu bauen hat für den Architekten auch mit der Gestaltung der Fassade zu tun. „Ich baue deshalb gerne Häuser mit dunklen Fassaden, weil es meine tiefste Überzeugung ist, dass Wohnen im Grünen bedeutet, dass die Häuser dunkel sind und dadurch untergeordnet“, betont Zoran Bodrožić.
Haus H in Wien: Die zweigeschoßige Villa in Wien-Liesing zeichnet sich durch auskragende Dächer aus, die überdachte Terrassenbereiche ermöglichen. Hier wurde für „Schnell ermittelt“ gedreht, für die Folge, in der Angelika und Franischek feststellen, dass die Entführte eine Puppe ist.
„Man sieht dann nur mehr die Natur, das Grüne, die Bäume. Weiße Häuser hingegen wollen die Natur unterordnen – bis sie irgendwann nicht mehr präsent ist.“
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