Das Fenster als Kraftwerk: Hightech-Lösungen regeln das Raumklima

Das Fenster als Kraftwerk: Hightech-Lösungen regeln das Raumklima
Fenster können heute viel mehr, als Tageslicht hereinholen. Hightech-Lösungen regeln das Raumklima, die Beschattung und Einbruchschutz.

Österreich eilt in Fachkreisen der Ruf voraus, weltweit das Land der besten industriell gefertigten Fenster zu sein. Das bestätigt sich auch im Forschungsprojekt „Coole Fenster“ der Holzforschung Austria und der Technischen Universität Graz. Hier wurde in einer simulationsbasierten Untersuchung ein ganzheitlicher Lösungsansatz gesucht, der den Energiebedarf für die Kühlung und Heizung von Wohnräumen bei gleichzeitig guter Versorgung mit Tageslicht minimiert.

Das Ergebnis: 

Im Vergleich zu üblichen Fenstern kann man bei entsprechender Planung bis zu 50 Prozent der Kühlenergie und bis zu 30 Prozent der Heizenergie einsparen. Zudem könne mit solchen „coolen Fenstern“ die Raumtemperatur ohne jegliche technische Kühlung an Hitzetagen um bis zu ca. sechs Grad Celsius gesenkt werden, bestätigt Manfred Gaulhofer, Vorsitzender der Plattform Fenster Österreich. „Angesichts des Klimawandels und der häufigen Überhitzung der Wohnräume liefern diese Erkenntnisse einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität.“

Das Fenster als Kraftwerk: Hightech-Lösungen regeln das Raumklima

Anders als noch vor 20 Jahren steht heute bei Fenstern – im Neubau und in der Sanierung – nicht mehr nur die Wärmedämmung im Mittelpunkt, sondern ein angenehmes Wohnklima über den gesamten Jahresverlauf. Gaulhofer: „Das zeitgemäße Fenster ist als Kraftwerk zu sehen, das uns einerseits mit Licht, frischer Luft und Energie versorgt und andererseits als wirksamer Schutz vor extremen Umwelteinflüssen wie Sturm, Starkregen, Hagel und Lärm schützt“. Das schlägt sich in der Auswahl unterschiedlicher Glastypen je nach der Himmelsrichtung der Fassadenseite nieder, an der die Fensteröffnungen platziert sind.

Das Fenster als Kraftwerk: Hightech-Lösungen regeln das Raumklima

Auch die Beschattung beschränkt sich nicht mehr auf die Süd- und Westseite, sondern wird ebenso gezielt an anderen Stellen eingesetzt. Die optimale Steuerung des Raumklimas erfolgt heute bereits vielfach über „intelligente Fenster“, die keine individuelle Bedienung durch die Nutzer mehr benötigen. Die smarte Sensorik öffnet und schließt Fenster automatisch, aktiviert die Beschattung bei erhöhter Sonneneinstrahlung und den Sichtschutz bei Einbruch der Dunkelheit. Sie misst sogar den CO2-Gehalt, die Feuchtigkeit und Geruchsstoffe und steuert damit den Lüftungsbedarf. Durch programmierbare Anwesenheitssimulationen können für mehr Sicherheit Lampen im Haus ein- oder ausgeschaltet werden oder Rollläden gesteuert werden. Sensoren an den Fenstern melden Einbruchversuche sofort aufs Smartphone. „Mit all den technischen Neuerungen wird die automatische Steuerung des Wohnklimas über smarte Systeme bald zum Standard im Wohnungsbau zählen“, ist Gaulhofer überzeugt.

Das Fenster als Kraftwerk: Hightech-Lösungen regeln das Raumklima

Massiv gefördert wird der Tausch von Fenstern im Sinne der thermischen Sanierung von Gebäuden heute bereits in allen europäischen Ländern. Eine solche Maßnahme ist ein einfacher, hoch effizienter und wirksamer Beitrag zur Erreichung der Klimaziele – und ein Mittel, die persönliche Wohnqualität zu erhöhen. Gründe für einen Fenstertausch sind meist nicht etwaige Funktionsmängel, sondern die geänderten Anforderungen. Moderne Fenster ermöglichen eine weitaus höhere Energieeffizienz inklusive gezielter Nutzung der Sonnenenergie – etwa durch neu entwickelte Solarzellen, die in die Glasscheiben eingebaut werden, aber auch einen deutlich verbesserten Einbruchschutz, ausgeklügelte Beschattungssysteme und smarte Steuerungsmöglichkeiten. Daneben erfüllen die Fenstersysteme von heute geänderte architektonische Ansprüche, die zunehmend in Richtung diverser Formen und Farben sowie großflächiger Verglasungen inklusive Hebe-Schiebetüren oder Panoramaelemente gehen.

Wie wirtschaftlich ist der Fenstertausch?

Eine aktuelle Studie von Greenpeace unter dem Titel „Heizen ohne Öl und Gas bis 2035“ hat bestätigt, dass alle Arten von Investitionen in die Gebäudesanierung für die Verbraucher unterm Strich wirtschaftlich sind. Hinzu kommen weitere positive Effekte, wie gesteigerter Wohnkomfort, weniger Abhängigkeit von steigenden Energiepreisen und ein gesünderes Raumklima. Auch bei der Herstellung moderner Holz- und Holz-Aluminium-Fenster steht die Umweltfreundlichkeit im Fokus. So wird in Österreich überwiegend Holz aus nachhaltiger heimischer Forstwirtschaft eingesetzt, bei der Produktion von Kunststofffenstern nimmt der Anteil recycelbarer Profile konstant zu. Nicht zu vergessen der Einsatz biogener Verbindungs-, Klebe- und Beschichtungsmaterialien sowie die Wiederverwendbarkeit ausgeschiedener Fenster und ihrer Bestandteile, die Gegenstand laufender Forschungsprojekte sind. - Wolfgang Mayr, Susanna Pikhart

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