Otto Wagner Schüler prägt die Architektur Sloweniens
Der Architekt Jože Plečnik (1872 - 1957) wirkte neben Wien und Prag auch in Slowenien, insbesondere in seiner Geburtsstadt Ljubljana, wo er die Stadtplanung vorantrieb. So entstanden etwa der zweigeschoßige Marktplatz, der Zentralfriedhof Žale, auf dem Plečnik selbst beigesetzt wurde, oder die Universitätsbibliothek (Foto oben) mit ihrer Fassade aus roten Ziegeln. Die Ausstellung „Slowenien. Entdeckungsreise – Plečnik und seine zeitlose Formensprache“ im Ringturm Wien (1., Schottenring 30) zeigt bis 15. September neben den slowenischen Hauptwerken des Architekten auch weniger bekannte Arbeiten.
In der Architektur Sloweniens der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist Jože Plečnik die bedeutendste und einflussreichste Figur. Als Absolvent der Otto-Wagner-Schule in Wien, nach zehn Jahren als Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Prag und als Architekt der dortigen Burg, die er als Amtssitz für den Staatspräsidenten meisterhaft adaptierte, kehrte Plečnik in sein Heimatland zurück. Insbesondere die Zeit, die Plečnik in Prag verbrachte, war von großem Einfluss auf sein Werk in Slowenien. Dort schuf er ab 1921 im ganzen Land zahlreiche Werke, die in der Schau l aufbereitet sind.
Stadtbild geprägt
Die Periode zwischen den beiden Weltkriegen kann man als goldenes Zeitalter der slowenischen Stadtplanung und die Entstehung von Plečniks Laibach bezeichnen, die dem Architekten nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für die Verwirklichung seiner Ideen bot. So wählte er etwa die Bäume der Stadt sorgfältig hinsichtlich der Größe, der Form und der Farbe der Kronen, denn für ihn waren sie ein gleichwertiger Bestandteil der Architektur. Davon zeugt zum Beispiel der lyrische Charakter des von Trauerweiden begleiteten Spazierwegs entlang des Flusses Ljubljanica in Trnovo (1932–33) oder die Gestaltung des Platzes bei der Kirche St. Jakob (1926–38), wo er mit einer Reihe von Pappeln, die ihm nicht gefallende historistische Kirchenfassade verdeckte.
Zweiter Weltkrieg
Plečniks Hauptwerk dieser Epoche bildet ohne Zweifel das Gebäude der Universitätsbibliothek (1936–1941), nach dem Zweiten Weltkrieg auch National- und Universitätsbibliothek. Damit erinnerte er an das durch das Erdbeben 1895 zerstörte Auersperg-Palais, das einst die Altstadt von Laibach dominierte. Mit der Abwechslung von Stein und leuchtend roten Ziegeln erreichte er auf der Fassade einen Farbeffekt, der nach Plečniks Meinung für die wechselnde Bauweise der einheimischen Karsthäuser charakteristisch gewesen sein soll. Mit den vorstehenden englischen Fenstern und den beiden Portalen deutete er auf Falten einer „textil“ wirkenden Fassade, die einen über das ganze Gebäude gespannten Teppich veranschaulicht.
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