Vom Krankenhaus zum Klassenzimmer: Innovative Schulbauprojekte

Rendering: Pavillon der Semmelweisklinik wird Schule
Im Bestand und auch im Neubau: Wie Architekten eine hohe Aufenthaltsqualität für Schüler und Lehrer schaffen.

Noch wird ordentlich gehämmert, gebohrt und betoniert. Decken werden gehoben, neue Fenster eingebaut und die Fassade wird gedämmt. Doch das erste Musterklassenzimmer lässt bereits erahnen, was die Schüler der HLW Kalvarienberggasse ab Herbst 2026 am neuen Standort erwartet. 
Wo einst die Verwaltung der Semmelweisklinik angesiedelt war, werden künftig Jugendliche für wirtschaftliche Berufe ausgebildet. Im denkmalgeschützten Pavillon im 18. Bezirk entstehen auf über 6.000 m2 Lernräume für 16 Stammklassen. 

Schule statt Krankenhaus

Das Wiener Architekturbüro Silberpfeil Architekten schafft im Auftrag der BIG als Liegenschaftseigentümerin u. a. eine großzügige Aula, zwei neue Zubauten in Holzbauweise für Bibliothek und Medienraum sowie eine grüne „Gemeinsame Mitte“. Der neue Turnsaal und der Sportplatz sind schon fertiggestellt. 
Bei einem Projekt wie diesem mit langer Geschichte, gibt es auch besondere Erlebnisse, wie der verantwortliche Architekt Christian Koblinger berichtet: „Wir werden eine ehemalige Kapelle, die durch eine eingezogene Decke verunstaltet wurde, in einen neuen Musiksaal verwandeln. Als die Decke abgebrochen wurde, kam erst die wahre Schönheit und Größe des Raumes zum Vorschein, mit Stuck und gewölbter Decke.“

Rendering: Pavillon der Semmelweisklinik wird Schule

Eine Pergola verbindet die beiden Holz-Zubauten im Eingangsbereich.

Moderne Architektur 

Der Bedarf an neuen Schulklassen in Wien ist groß, wie Bernd Wiltschek, Leiter Unternehmensbereich Schulen in der BIG, beim Rundgang mit dem KURIER erzählt. Und der Schulbau muss mit der Zeit gehen. Egal, ob eine Schule neu errichtet wird oder in ein Bestandsgebäude zieht. Denn der Alltag an Österreichs Schulen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Der traditionelle Frontalunterricht wird zunehmend durch freies Lernen in Kleingruppen ersetzt. Es gibt mehr Ganztagsschulen, wo Unterricht, Lernen und Freizeit an einem Ort stattfinden. Dies erfordert auch eine neue Schularchitektur.

Welche Umgebung brauchen Kinder und Jugendliche, um erfolgreich zu lernen? Moderne Schularchitektur legt Wert auf Lernumgebungen, die Kreativität und Wohlbefinden fördern. Natürliches Licht und offene Raumkonzepte tragen zu einer angenehmen Lernatmosphäre bei. Es ist wichtig, sowohl Rückzugsorte für konzentriertes Arbeiten als auch Räume für Gruppenaktivitäten zu schaffen.

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Moderne Schule in alten Mauern: der Bildungscampus Gersthof im 18. Bezirk.

Auch der Schulhof und andere Außenbereiche sollten aktiv in das Lern- und Spielgeschehen einbezogen werden. Dass dies auch im Bestand gelingen kann, wird am Bildungscampus Gersthof sehr gut sichtbar. Hier wurde auch ein ehemaliges Spital in eine Schule umgewandelt, die Pläne stammen vom Architekturbüro Franz & Sue. Offene Lernlandschaften sind ebenso entstanden wie großzügige Pausenflächen innen wie außen.

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Wie eine Treppe zum Park: der neue Bildungscampus Nordwestbahnhof.

Schulen in Bau 

Der Bildungscampus Nordwestbahnhof bildet den ersten Meilenstein in der Entwicklung dieses großen innerstädtischen Areals im 20. Bezirk. Die fünf Baukörper werden nach den Plänen von Kronaus Mitterer Architekten zahnartig versetzt angeordnet. Im Norden entsteht ein großzügiger Vorplatz, während im Süden geschützte Gartenbereiche angelegt werden.

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Herzstück der neuen Zentralberufsschule wird die lichtdurchflutete „Mall“.

In der Seestadt Aspern entsteht aktuell die neue Zentralberufsschule für mehr als 7.500 Schüler, plant ebenfalls von Kronaus Mitterer Architekten. Das Herzstück der Berufsschule ist die „Mall“ – ein zweigeschoßiger Kommunikationsraum, der sämtliche Bereiche der Schule erschließt. Hier trifft man sich zum Lernen, Plaudern und Essen. Großzügige Oberlichter lassen Tageslicht einfallen, und die Mall öffnet sich zum Freiraum. Die Theorieräume verfügen über einen festen Sonnenschutz aus vertikalen Holzlamellen, der eine sommerliche Überhitzung reduziert.

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