Immer mehr Private gehen pleite - schon 52 Privatkonkurse pro Tag

Symbolbild
Neue Gesetzeslage führt zu einer Verdoppelung der Privatpleiten in einzelnen Bundesländern.

„Die Reform der Privatinsolvenz vom Herbst 2017 führt nun dazu, dass viele Schuldner ihre aufgeschobenen Insolvenzanträge stellen", sagt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform zum KURIER. "Wie erwartet sinkt der Anteil der Zahlungspläne an den Schuldenregulierungsverfahren. Hingegen erfreuen sich die für Gläubiger weniger vorteilhaften Abschöpfungsverfahren – vor allem bei ehemaligen Selbständigen – großer Beliebtheit.“ Die durchschnittliche Höhe der Schulden ist auf rund 100.000 Euro gestiegen.  

Die Zahlen der Creditreform-Privatinsolvenzstatistik für das erste Quartal 2018 bestätigen eine starke Trendwende hin zu stark wachsenden Schuldenregulierungsverfahren. Sind die „ Privatkonkurse“ im vergangenen Jahr auf das niedrigste Niveau seit 2006 gesunken, betrug die Steigerung in den ersten drei Monaten diesen Jahres fast 56 Prozent. Die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren ist dabei um rekordverdächtige 63 Prozent auf 2787 Insolvenzen, die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzanträge um 12,6 Prozent auf 322 Verfahren gestiegen.

Ein Blick auf die einzelnen Bundesländer zeigt, dass ohne Ausnahme überall die Privatinsolvenzen gestiegen sind. Den größten Zuwachs verzeichnete das Burgenland mit plus 196 Prozent, gefolgt von Vorarlberg (+111 Prozent) und Tirol (+105,6 Prozent). Ein Drittel aller Insolvenzen ereignete sich in der Bundeshauptstadt. Acht von 10.000 erwachsenen Wienern wurden insolvent. Österreichweit wurden etwa fünf von 10.000 Erwachsenen zahlungsunfähig.

Conclusio und Ausblick

"Der erwartete Insolvenztsunami ist eingetreten und wird über das gesamte Jahr neue Insolvenzen anschwemmen. Schuldner haben ihre Insolvenzanträge bewusst bis 1. November.2017 zurückgehalten, um nun in den Genuss einer schnelleren und billigeren Entschuldung zu gelangen", sagt Weinhofer.

"Laut Schuldnerberatung ist in Wien der Anteil der Zahlungspläne – einer Vereinbarung zwischen Gläubiger und Schuldner – von 70 Prozent auf 60 Prozent zurückgegangen. Im selben Ausmaß ist der Anteil der Abschöpfungen – der Schuldner muss in fünf Jahren den gesamten pfändbaren Einkommensteil einem Treuhänder abführen – angestiegen." Nachsatz: "Hier erhält der Schuldner selbst bei einer Null-Euro-Rückzahlung seine Schuldbefreiung. Es ist daher zu erwarten, dass 2018 das Jahr mit den meisten Privatinsolvenzen seit Einführung des Privatkonkurses 1995 sein wird. Gläubigern ist zu raten, noch genauer darauf zu achten, mit wem Geschäfte und zu welchen Zahlungsbedingungen abgeschlossen werden."

 

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