Immer mehr Händler denken an kürzere Öffnungszeiten

Immer mehr Händler denken an kürzere Öffnungszeiten
Die Gründe dafür sind die hohen Energiekosten und der eklatante Personalmangel.

Wer in Österreich einkaufen gehen will, könnte in Zukunft mit kürzeren Öffnungszeiten konfrontiert sein. Denn um Energiekosten zu sparen und den Personalmangel in Griff zu bekommen, denken immer mehr Händler daran, ihre Geschäfte früher zu schließen. Wegen der Corona-Pandemie und dem dadurch häufiger in Anspruch genommenen Homeoffice ist die Kundenfrequenz im österreichischen Handel zurückgegangen.

„Der Kunde hat sich verändert, längere Öffnungszeiten sind schwierig“, sagte Kastner&Öhler-Chef Martin Wäg am Donnerstag bei einem Pressegespräch. Vor allem Einkaufszentrumsbetreibern bringen Händler wie Kastner & Öhler, Fussl Modestraße oder Dorotheum häufig in Verlegenheit.

Unverständnis bei Beschäftigten

Denn Einkaufszentren, die teils bis 21 Uhr geöffnet sind, haben eine sogenannte Betriebspflicht. Das heißt, dass manche Centerbetreiber den Händlern keine kürzeren Öffnungszeiten zugestehen, wie Ernst Mayr, Geschäftsführer der Fussl Modestraße, ausführt. Es wird auch zunehmend schwierig, Beschäftigen klarzumachen, warum sie bis 21 Uhr anwesend sein müssen, auch wenn keine Kunden mehr kommen, berichtete Karin Saey, Leiterin des Bereichs Handel beim Auktionshaus Dorotheum.

An manchen Standorten abseits der Einkaufszentren haben Dorotheum, Kastner&Öhler sowie Fussl Modestraße bereits die Öffnungszeiten verkürzt und schließen nun eine halbe Stunde oder Stunde früher. Auch bei MediaMarkt kann man sich kürzere Öffnungszeiten vorstellen, wenn es sinnvoll ist. „Das muss man sich von Standort zu Standort ansehen“, sagte Österreich-Chef Alpay Güner. An Samstagen wiederum hätte er gerne längere Öffnungszeiten, zum Beispiel bis 19 Uhr statt bis 18 Uhr.

Viele Forderungen

Wie stark der heimische Einzelhandel unter Druck ist, verdeutlichen Zahlen, die Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will präsentierte. Demnach hätten zuletzt 35 Prozent aller Händler Verluste geschrieben und 45 Prozent unter Personalmangel gelitten. „Es müssen 35.000 Stellen besetzt werden“, sagte Will. Es liege nicht an der Bezahlung, dass sich dafür nur schwer Leute finden ließen.

Aus der Branche gibt es aber auch Positives zu berichten, vor allem was den Ausblick auf 2023 betrifft. Knapp ein Fünftel hat zwar noch größere Lieferprobleme, der Rest aber nur noch geringe bis gar keine. Ein Drittel rechnet für heuer mit steigenden Umsätzen, ein Drittel mit normalen und ein Drittel mit sinkenden Umsätzen.

Um die Handelsunternehmen zu stärken, hat Will mehrere Forderungen an die Politik: eine Arbeitsmarktreform, damit es sich für Pensionisten lohne, weiter zu arbeiten; eine rasche Auszahlung von Corona-Entschädigungen; ein Energiekostenzuschuss ähnlich wie für die Industrie und die Abschaffung der Mietvertragsgebühr.

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