„Ich sehe viel Wachstumspotenzial“

Agrana-Chef Mühleisen
Vorstandsvorsitzender Markus Mühleisen will vom Green Deal der Europäischen Union profitieren

Seit 1. Juni 2021 ist Markus Mühleisen der neue Vorstandsvorsitzende der Agrana. Er folgt auf den langjährigen Agrana-Chef Johann Marihart. Mühleisen spricht über seine Pläne für die künftige strategische Ausrichtung des Zucker-, Frucht und Stärekonzerns mit einem Jahresumsatz von rund 2,5 Milliarden Euro.

KURIER: Sind Sie bereits gegen Corona geimpft?

Mühleisen: Ich bin bereits geimpft und werde Ende des Monats zum zweiten mal geimpft.

In welchem Ausmaß hat die Pandemie die Produktion behindert?

Mein Eindruck ist, dass die Pandemie sehr gut gemanagt wurde. Die Lieferkette wurde aufrechterhalten. Es gibt aktuell unter den rund 10.000 Mitarbeitern der Agrana lediglich 15 Corona-Fälle. Aber auch dieses Jahr wird von Corona geprägt sein. Man weiß noch nicht, was da kommen kann. Wird es eine neue Mutation des Virus geben? Wie werden die Märkte und die Konsumenten darauf reagieren?

Sie sind nicht nur Vorstandsvorsitzender, sondern haben auch den Bereich Zucker übernommen. Das ist angesichts der Verluste beim Zuckergeschäft eine mutige Entscheidung.

Die Diversifikationsstrategie der Agrana mit den Bereichen Zucker, Stärke und Frucht ist sehr erfolgreich. Das hat die Pandemie deutlich gezeigt. Ich werde diesen Weg fortsetzen. Zucker ist sicher ein herausforderndes Segment. Wir wollen unsere Marktposition in Österreich und Zentraleuropa weiter ausbauen. Ich sehe auch im Bereich Zucker Potenzial.

In den vergangenen beiden Geschäftsjahren gab es beim Zucker ein negatives Ergebnis. Wann wird sich das ändern?

Wir sehen eine Verbesserung. Zucker ist ein schwieriges Geschäft. Das gilt für alle, die in diesem Bereich tätig sind. Teil meiner Einarbeitung ist es auch zu sehen, ob wir noch weitere Maßnahmen ergreifen müssen, um auch im Zuckergeschäft ein gutes Ergebnis zu erzielen.

Wenn der Tourismus wieder anläuft, wird auch die Nachfrage nach Zucker steigen.

Der Tourismus, die Gastronomie oder Catering haben stark gelitten unter Corona. Die Öffnung wird dem Bereich Zucker helfen.

Die höchsten Umsatzerlöse erzielt die Agrana mit dem Bereich Fruchtzubereitung. Sie sind damit in allen fünf Kontinenten aktiv. Werden sie in diesen Bereich weiter investieren?

Ich sehe im Fruchtbereich noch viel Wachstumspotenzial und Innovationsmöglichkeiten. Unser Hauptkanal ist derzeit in Richtung Molkereibranche. Aber es gibt auch andere Bereiche wie Bäckereien, die Hersteller von Eiscreme oder Food Services.

Die Stärkeproduktion hat durch Corona teilweise profitiert. Der Versandhandel hat mehr verkauft. Für die Kartonproduktion ist Stärke notwendig. Wie sehen Sie das Entwicklungspotenzial?

Wir produzieren für die Lebensmittelindustrie und für technische Anwendungen. Ich sehe Potenzial in beiden Bereichen. Wir wollen nicht nur mehr Volumen verkaufen, sondern auch mehr Wert generieren. Wir produzieren Verpackungen aus Stärke, statt aus Kunststoff. Die EU-Kommission hat Positives zum Thema Kunststoffe aus Biomasse veröffentlicht. Wir können beim Thema Nachhaltigkeit sicherlich sehr stark profitieren. Es wird einer meiner Schwerpunkte sein, diesen Bereich voranzutreiben. Da können wir Lösungen anbieten, die andere vielleicht nicht anbieten können.

Sie wollen also vom Green Deal der Europäischen Union profitieren.

Absolut. Da muss man noch in viele Details einsteigen. Ich glaube, da sind wir sehr gut positioniert.

Die Agrana hat eine umfangreiche Biosprit-Produktion aufgebaut. Wird es dafür längerfristig eine Nachfrage geben? Es wird in Zukunft viele unterschiedliche Energiequellen für Mobilität geben. Es wird auch langfristig eine Nachfrage nach Bioethanol geben. Kurzfristig führt kein Weg an einer stärkeren Nutzung von Bioethanol vorbei. Wir haben derzeit in Österreich E5, als die Beimengung von fünf Prozent Bioethanol im Sprit. Eine Möglichkeit die Klimabilanz mit einem Schlag deutlich zu verbessern, wäre die Umstellung auf E10.

Warum ist die Umstellung auf E10 bisher noch nicht passiert?

Es ist für mich nicht nachvollziehbar. Es steht ja sogar im Regierungsprogramm. Wir exportieren derzeit den Umweltbenefit, den wird in Österreich herstellen.

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