Hypo-Pleite käme sagenhaft teuer

Ein Monster bleibt den Kärntnern: Der Lindwurm gehört Klagenfurt.
Gouverneur Nowotny warnt Finanzministerium in einem Brief vor Folgen einer Insolvenz.

Kärntner Stromversorger zu kaufen, Tourismusprojekte zu ersteigern: Im Falle einer Pleite der Hypo-Alpe-Adria-Bank müsste das Land Kärnten wohl alles, was es besitzt, zu Geld machen.

Denn Kärnten haftet noch für Anleihen der Bank im Volumen von 13,3 Milliarden Euro. Die Anleihe-Inhaber würden ihr Geld daher beim Land einfordern. Kärnten kann so eine Summe nicht aufbringen und müsste selbst die Pleite anmelden – mit unabsehbaren Folgen. Im Gegensatz zu den USA, wo Bundesländer immer wieder einmal insolvent geworden sind, gibt es in Österreich dafür keinerlei Regelung. „Bekämen die Landesbeamten im Jänner kein Gehalt?“, fragt sich ein Banker.

Fazit: Österreich kann es sich gar nicht leisten, die Hypo und damit Kärnten pleite gehen zu lassen. Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny hat Mitte November das Finanzministerium daher in einem Brief vor der Insolvenz gewarnt. In dem Schreiben, das profil online am Dienstag veröffentlichte, wird der volkswirtschaftliche Schaden einer Hypo-Insolvenz mit bis zu 26 Mrd. Euro beziffert.

Und so kommt die Notenbank auf diese Summe:

  • 16 Milliarden Euro

So viel würden Bund, Kärnten und Hypo-Anleihegläubiger verlieren.

  • 1,2 Milliarden Euro

Das sind die Schulden der Hypo bei der gemeinsamen Pfandbriefstelle der Landeshypothekenbanken. Die Summe würde auf alle Hypos verteilt und laut Notenbank würde das zwei bis drei der Landeshypos – laut Profil die oberösterreichische und die Salzburger – in Kapitalnot bringen. Die Eigentümer müssten also Geld nachschießen.

  • Bis zu acht Milliarden Euro

Das wären die Folgekosten über drei Jahre, falls das Land Kärnten pleite ginge.

  • 1,8 Milliarden Euro

Das wären die Mehrkosten, die die fünf größten heimischen Banken für Geldaufnahme am Kapitalmarkt zahlen müssten. Die Notenbank glaubt nämlich, dass eine Insolvenz das Vertrauen der Anleger in österreichische Staats- und Bankanleihen stark erschüttern würde. Ratingagenturen würden die Bonität Österreichs reduzieren.

Die insolvente Hypo würde zwar auch versuchen, all ihr Vermögen zu Geld zu machen. Bei Notverkäufen ist allerdings wenig zu erwarten.

Gegenargument

Im Finanzministerium schenkte man den Ausführungen Nowotnys nicht ungeteilte Zustimmung. Daher wurde ein Gegengutachten beim Berater Oliver Wyman in Auftrag gegeben. Dieser kam, wie berichtet, zum Schluss, dass eine Hypo-Insolvenz für die Steuerzahler die günstigste Variante sei, ohne eine Zahl zu nennen.

Wyman hat sich mit den volkswirtschaftlichen Folgen in dem Kurz-Gutachten (37 Seiten) kaum befasst. Der Berater betont, dass die Reputation Österreichs auch bei einer Fortführung der Hypo in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Und: Er schlägt vor, die Anleihegläubiger, auch wenn sie Staatsgarantien haben, an den Pleite-Kosten zu beteiligen. Genau dies aber lehnt die Notenbank ab. „Österreich würde als Schuldner dadurch unzuverlässig.“ Der Präsident des Fiskalrates, Bernhard Felderer, zweifelt jedoch nicht am Gutachten. „Es wird zu wenig gewürdigt“, sagt er zum KURIER.

In der Hypo wird indes unbeirrt am Abbau der Bank gearbeitet: Die Zustimmung der BayernLB zum Verkauf der Österreich-Tochter an die indische Anadi-Gruppe soll dieser Tage kommen.

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