Hypo-Debakel holt Bayern-Banker doch noch ein

Fast alle Ex-Chefs der BayernLB werden wegen des Hypo-Kaufs und mutmaßlicher Bestechung von Jörg Haider angeklagt.

Auch in Deutschland wird jetzt das Desaster der Hypo Alpe-Adria strafrechtlich aufgearbeitet. Die bayerischen Steuerzahler kostete das Kärntner Abenteuer mehr als 3,7 Milliarden Euro. Der ehemalige Chef der BayernLB, Werner Schmidt, und sechs seiner Vorstandskollegen müssen wegen des Vorwurfs der Untreue in Höhe von 625 Millionen Euro vor Gericht.

Die Banker hatten auf eine weniger umfangreiche Anklage gehofft. Das Landgericht München ließ ursprünglich weite Teile der Anklage nicht zu. Die Staatsanwaltschaft setzte sich jedoch mit ihrer Berufung beim Oberlandesgericht durch. Nur ein ehemaliger Vorstand wurde von der Anklageliste gestrichen. Der Prozesstermin steht noch nicht fest.

Die BayernLB hatte die Kärntner Hypo im Jahr 2007 für rund 1,6 Milliarden Euro übernommen. Dem Vorstand waren Probleme der Hypo mit Not leidenden Krediten in Südosteuropa durchaus bekannt. Die Anklage wirft den Bank-Vorständen vor, diese Risiken nicht beachtet und damit ihre Pflicht verletzt zu haben.

Der Kauf der Hypo von der Kärntner Landesholding und der Grazer Wechselseitigen (Grawe) lief bei den Bayern-Bankern unter dem Decknamen „Berthold“. Bereits im Schlussbericht des U-Ausschusses des Bayerischen Landtags wurde 2011 festgestellt, dass im Kaufpreis der Wertberichtigungsbedarf der Hypo, den das Due-Diligence-Team ermittelt hatte, nicht berücksichtigt wurde. Außerdem wurden den Bayern keine Gewährleistungsrechte eingeräumt.

Wörthersee-Stadion

Hypo-Debakel holt Bayern-Banker doch noch ein
Schmidt und drei seiner Vorstände, darunter sein NachfolgerMichael Kemmer, müssen sich außerdem wegen des Vorwurfs der Bestechung eines Amtsträgers verantworten.

Der verstorbene Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider soll von den Bayern zehn Millionen Euro für das 30.000 Sitzplätze große Fußball-Stadion bzw. den Verein SK Austria Kärnten verlangt haben.

Als Gegenleistung dafür, dass Haider den Kauf der Hypo ermöglichte. 2,5 Millionen Euro sollen an Sponsorgeldern überwiesen worden sein.

"Der auch den Eindruck erweckte, die Bank gehöre ihm allein"

Zeugen beschrieben Schmidt als dominanten Vorstandsvorsitzenden und knallharten Manager, „der auch den Eindruck erweckte, die Bank gehöre ihm allein“. Während Schmidt seine Bank-Pension genießt, ist Kemmer noch als Hauptgeschäftsführer des Deutschen Bankenverbandes aktiv. Dessen Vorstand stellte sich voll hinter ihn.

Hypo-Debakel holt Bayern-Banker doch noch ein
Der ehemalige Risiko-VorstandGerhard Gribkowsky steht schon vor seinem zweiten Strafprozess. Er wurde im Vorjahr zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er beim Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB 44 Millionen Dollar Schmiergeld von Bernie Ecclestone annahm, die er in einer österreichischen Stiftungen bunkerte. Gribkowsky jobbt als Freigänger für die deutsche Tochter des Baukonzerns Strabag.

Der Verwaltungsrat der BayernLB hat gegen die Ex-Vorstände eine Schadenersatzklage über 200 Millionen Euro eingebracht, am 19. November ist der nächste Verhandlungstermin. Die BayernLB wiederum klagte ihren vormaligen Verwaltungsrats-Vorsitzenden Siegfried Naser und seinen Vize, Ex-Finanzminister Kurt Faltl­hauser (CSU), auf 200 Millionen Euro.

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