Junge Flüchtlinge sollen in Tirol zur Lehre

"Go West" rät Sozialminister Rudolf Hundstorfern jungen Flüchtlingen, die in Österreich eine Lehrstelle suchen.
Sozialminister Rudolf Hundstorfer sieht bessere Arbeitsmarktchancen in Westösterreich.

Eine bessere Aufteilung von Flüchtlingen innerhalb Österreichs soll es nicht nur bei der Grundversorgung, sondern auch auf dem Arbeitsmarkt geben. Sozialminister Rudolf Hundstorfer will konkret minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge rascher in die Lehrausbildung bringen. "Wir haben vier Bundesländer, wo es aktuell mehr offene Lehrstellen gibt als Lehrstellen-Suchende, da habe ich schon die Hoffnung, die jungen Flüchtlinge hier leichter unterzubringen", sagt Hundstorfer im Gespräch mit dem KURIER.

Das Problem: Die Lehrstellen sind vor allem dort, wo die Flüchtlinge nicht sind. Während ein Großteil der jungen Asylberechtigten in Wien und Niederösterreich gemeldet sind, werden die Lehrlinge vor allem von der Hotellerie und Gastronomie in Tirol oder Industrie- und Handwerksbetrieben in Oberösterreich gesucht.

1000 offene Lehrstellen

So gibt es aktuell in Tirol 1000 offene Lehrstellen, aber nur 450 Lehrstellen Suchende, in Oberösterreich ist der Lehrlingsmangel ähnlich hoch. In Wien jedoch schrumpft das Lehrplatz-Angebot, aktuell kommen auf 2700 Bewerber nur 370 Ausbildungsplätze.

Nach dem Motto "Go West" will Hundstorfer anhand konkreter Projekte die jugendlichen Flüchtlinge von Wien weglocken. Eine weitere Möglichkeit wäre auch, ganzen Familien den Umzug schmackhaft zu machen. Voraussetzung dafür ist ein bereits positiv abgeschlossenes Asylverfahren, denn Asylwerber, die noch in der Grundversorgung sind, dürfen nicht so einfach das Bundesland wechseln.

19.000 Arbeitslose

Aktuell sind knapp 19.000 anerkannte Flüchtlinge beim AMS gemeldet, zwei Drittel davon in Wien. Dabei handelt es sich jedoch überwiegend um schon länger in Österreich befindliche Migranten. 5300 davon sind Jugendliche unter 25 Jahre, die meisten aus Syrien und Afghanistan. Wie viele von den neu ankommenden Flüchtlingen auf dem Arbeitsmarkt landen werden, ist noch unklar. Das AMS stellt sich auf 35.000 zusätzliche Jobsuchende im kommenden Jahr ein. Hundstorfer betont, dass nicht alle der für heuer prognostizierten 80.000 Asylwerber auf den Arbeitsmarkt kommen werden und rechnet mit etwa 30.000.

Im Vorjahr gab das AMS für die Arbeitsmarktförderung von Asylberechtigten rund 43 Mio. Euro aus. Heuer waren es bis August rund 32 Mio. Euro. Anfang September beschloss die Regierung, weitere 70 Mio. Euro für die Eingliederung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt bereit zu stellen. "Das wird nach unseren Berechnungen ausreichen", sagt Hundstorfer. Das Geld wird vor allem für Deutsch-Kurse und Kompetenz-Checks verwendet.

Arbeitsmarktpaket?

Bitte warten heißt es trotz Rekordarbeitslosigkeit weiter auf das geplante Arbeitsmarkt-Paket, das wichtige Reformen für mehr Jobs auf Schiene bringen soll. "Es spießt sich", kommentiert Hundstorfer die völlige Uneinigkeit der Sozialpartner. Ohne einen Kompromiss sei das Paket aber nicht umsetzbar. Die Arbeitgeberseite lehnt die Gewerkschaftsforderung nach leichterer Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche entschieden ab (siehe Artikel oben). Auch der schon im Mai angekündigte Arbeitsmarktgipfel fällt daher flach.

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