Hunderttausend für 45 Minuten Reden

Hat für einen seiner Vorträge schonmal 1,5 Millionen Dollar kassiert: Donald Trump.
Die Telekom Austria holt Richard Branson, er gehört zu den besten Sprechern der Welt.

Der Stargast wurde in der "Save the Date"-Aussendung als Visionär und Pionier angepriesen, ein internationaler Managerstar. Jetzt ist es fix: Die Telekom Austria holt Richard Branson, Unternehmer, Selfmade-Milliardär, Ballonfahrer, Extremsegler, Buchautor und Kämpfer für eine bessere Welt. Und zahlt rund 150.000 Euro für einen einzelnen Auftritt. Nicht länger als 45 Minuten wird das Interview auf der Bühne vor ausgewählten Gästen dauern, es wird keine Einzelinterviews geben, lediglich eine kurze Pressekonferenz.

Richard Branson – mutig, unerschrocken, visionär und extrem cool. Ebendieses Image will sich die Telekom Austria im Rahmen ihres Future-Talks holen. „Wir suchen dafür jedes Jahr Menschen, die etwas Besonderes leisten, die den Blick nach vorne richten“, erklärt Kommunikationschef Peter Schiefer. Die Stars zu kriegen sei nicht einfach. Ein Jahr dauere die Vorlaufzeit und „man muss sie schon überreden, dass sie kommen“, so Schiefer. Beim Überzeugen von Richard Branson hätten sowohl Thema als auch die Rednerliste der vergangenen Jahre geholfen. „Wir haben uns mit Gästen wie dem ehemaligen UN-General Kofi Annan, Bob Geldof oder Apple-Mitgründer Steve Wozniak auf ein gutes Qualitätsniveau gebracht“, ist Schiefer stolz.

Bilder: Die teuersten Redner

Hunderttausend für 45 Minuten Reden

Entrepreneur Branson gestures during a lecture at
Hunderttausend für 45 Minuten Reden

Former British Prime Minister Blair arrives before
Hunderttausend für 45 Minuten Reden

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Hunderttausend für 45 Minuten Reden

ARCHIVBILD: TV-DUELL: GUSENBAUER - SCHUESSEL

Wofür das Ganze?

Heidi Glück, heute Inhaberin der landesweit größten Speaker-Agentur, nennt zwei Motive: „Das sind Unternehmen, die ihre besten Kunden einladen und damit positive Imagewerbung betreiben. Sie zeigen sich so als attraktiver Partner.“ Oder es diene der Motivation der Mitarbeiter. „Man will beeindrucken und sagen: Wir sind besser als die anderen, wir sind ein guter Arbeitgeber“, so Glück. Immer gelte: Die Menschen sollen sich amüsieren, auf neue Ideen kommen, mit gutem Gefühl heimgehen.

Der Wert eines Speakers messe sich daran, wie oft er in den Medien zu sehen sei. International erreichen die Honorare für Top-Speaker bis zu einigen Hunderttausend Euro. Donald Trump soll für einen Auftritt auf der Immobilienmesse Wealth Expos im Jahr 2007 sogar 1,5 Millionen Dollar kassiert haben, Spesen und Hotel kommen noch dazu. Auch gut im Geschäft: Bill und Hillary Clinton, sie kosten rund 250.000 Dollar, Michail Gorbatschow ebenso. In Europa haben die besten Speaker einen Marktwert von 100.000 bis 150.000 Euro.

Österreich

Ganz anders zeigt sich der Markt in Österreich. „Zwischen 3000 und 10.000 Euro können die teuersten Vortragenden verlangen“, erklärt Josef Kalina, Inhaber von Unique Relations. Die Österreicher liebten Sportler, Armin Assinger, Marc Girardelli, Alexandra Meissnitzer seien gut im Rennen. Am größten sei derzeit der Marktwert von Alfred Gusenbauer und Wolfgang Schüssel – er liegt bei etwa 15.000 Euro –, weil sie internationale Relevanz hätten.

Einen einzigen Ausreißer gibt es in Österreich derzeit: Felix Baumgartner komme aktuell auf 20.000 Euro.

KURIER: Wie bucht man Bill Gates für ein Event?
Onni Nordström: Das ist nicht einfach. Am besten du rufst mich an (lacht). Beim Redner direkt anfragen bringt selten etwas, wichtig sind persönliche Kontakte. Am einfachsten geht das über eine große Agentur. Neben der Gage müssen aber auch Thema und Unternehmen passen.

Stichwort Gage: Rentieren sich die Kosten eines Top-Redners?
Ja, denn zum einen bringen sie enorme Erfahrung und fachspezifisches Wissen mit. Zum anderen hat es einen enormen PR-Wert, wenn jemanden wie beispielsweise Al Gore über unternehmensrelevante Umweltthemen spricht.

Und was springt für die Vortragenden dabei heraus?
Also fürs Geld tun es in dieser Liga die wenigsten. Den meisten geht es darum, Wissen zu teilen und sich für die Themen, die sie interessieren, einzusetzen. Bill Clinton beispielsweise spendet alle Einnahmen aus seiner Rednertätigkeit und hält nur Reden zu Inhalten, die ihn wirklich interessieren.

Warum lassen sich Redner von Ihnen vertreten?
Es muss an meinem Charme liegen (lacht). Ich bin da einfach reingerutscht. Angefangen hat es mit einem Redner, der war sehr zufrieden und hat mich weiterempfohlen. Es läuft alles über Mundpropaganda in dieser Branche.

Was ist der Mehrwert, den Sie Ihren Kunden bieten?
Ich erledige die gesamte Organisation. Von der Akquisition des Auftrages über das Buchen der Reise und der Security bis hin zum Time-Management während des Trips. Für die meisten Redner ist es wichtig, da jemanden zu haben, auf den sie sich verlassen können.

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