Hotellerie: Crowdfunding als Notnagel für den Hotelpool

Neue Moden: Der Gast könnte künftig auch verstärkt als Investor auftreten
Hoteliers werden Gäste verstärkt um Geld fragen, meinen Finanzierungsexperten.

Die Ausgangslage ist bekannt: Wer auf Urlaub fährt, checkt am liebsten in ein topmodernes Haus mit großem Pool und neuer Sauna-Landschaft ein. Um das alles bieten zu können, fehlt vielen Hoteliers aber das nötige Kleingeld, vor allem weil die Banken ihnen immer öfter den Geldhahn zudrehen. Daher setzen die ersten Hoteliers auf Crowdfunding.

Was für viele noch etwas exotisch klingt, könnte in der Branche bald Schule machen, ist Wolfgang Kleemann, Generaldirektor der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT), überzeugt: "Wir gehen davon aus, dass im Laufe der nächsten zehn Jahre bei jedem zehnten Projekt ein Crowdfunding-Anteil dabei sein wird."

Die Betonung liegt auf dem Wort "Anteil". Kleemann spricht von Quoten um die 15 Prozent, denn die neue Finanzierungsalternative habe zwei wesentliche Nachteile: Die Laufzeiten sind mit fünf, sechs Jahren zu kurz und gleichzeitig die Zinsen (mit sechs, sieben Prozent) deutlich zu hoch.

Dennoch hat sich der Kärntner Hotelier Jakob Forstnig, der den Familienbetrieb Trattlerhof in Bad Kleinkirchheim in fünfter Generation führt, beim Umbau seines Hauses für eine Teilfinanzierung mittels Crowdfunding entschieden. "Es ging um 700.000 Euro, die uns zur Umsetzung eines 3-Millionen-Umbaus gefehlt haben", erklärt er. 91 Investoren hätten das Geld aufgestellt, darunter viele Stammgäste. Das ist für Forstnig auch deshalb interessant, weil diese wählen können: Zwischen sechs Prozent Zinsen im Jahr oder neun Prozent Zinsen, die sie in Form von Hotelgutscheinen bekommen.

Teppich ist "nicht sexy"

Nicht jeder eignet sich für ein Crowdfunding-Projekt, schränkt Kleemann ein. Das Projekt müsse "sexy" sein. Er nennt ein Beispiel aus der Praxis, das die ÖHT abgelehnt hat: Jemand wollte die Teppiche und Möbel in seinem Hotel austauschen und dafür mittels Crowdfunding Geld aufstellen. Zudem sei auch nicht jeder Unternehmertyp für diese Form der Geldaufbringung geeignet. Als Faustregel gilt wohl: je extrovertierter, desto besser. Das meiste Geld für ein Hotelprojekt hat bisher Rainer Schönfelder für seine Adeo-Hotels – bei denen auch Hermann Maier an Bord ist – aufgestellt.

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