Der Schnee kommt immer später. Warum setzt man unbeeindruckt davon weiterhin stur auf Skiopenings Mitte November?
Wir hatten früher in Obertauern immer erst ab 8. Dezember geöffnet, selbst wenn lange davor schon Schnee am Berg war. Der Termin hat sich immer weiter nach vorne geschoben, weil die Gäste immer früher Skifahren wollten. Später aufsperren ist keine Option. Die Gäste würden auf Skigebiete in Italien oder die Schweiz ausweichen, die schon offen haben.
Später in den Winter zu starten ist also ausgeschlossen?
Derzeit ja, weil jeder Gast überall der erste sein will. Im Winter auf der Piste, im Frühjahr am Golfplatz und am Fahrrad. Deswegen kommt ja zu Ostern auch niemand mehr zum Skifahren. Obwohl die Bedingungen ideal sind. Man hat schon die Sommerzeit, es ist länger hell, sonnig. Trotzdem wollen alle Ende November um 16 Uhr im Halbdunkel die vereiste Piste runterkratzen. Eigentlich absurd.
Vielleicht liegt es auch an der Stimmungsmache, die im Herbst auf Hochtouren läuft und dann abebbt.
Wir werben in Salzburg schon jetzt für den Frühlingsskilauf. Mit mäßigem Erfolg. Früher haben wir unser Haus immer bis 1. Mai offen gehabt, jetzt sperren wir 14 Tage nach Ostern zu, weil es sich danach einfach nicht mehr rechnet. Ostern wollen alle Radfahren und Golfen. Da müssten auch die Gäste umdenken.
Wie stark treffen eigentlich die gestiegenen Energiekosten aktuell Ihren eigenen Hotelbetrieb?
Wir hatten früher pro Tag Stromkosten von 1.000 Euro, jetzt sind es 3.000 Euro. Wenn sich die Kosten verdreifachen, nützt es halt auch wenig, wenn man den Energiebedarf um zehn Prozent reduziert.
Wo haben Sie in Ihrem Hotel gespart?
Wir haben die Raumtemperatur um einen Grad abgesenkt. Das Wasser im Schwimmbad hat jetzt statt 32 nur noch 30 Grad. Maßnahmen, über die sich übrigens kein Gast beschwert hat.
Ihre Prognose für die Wintersaison?
Die Kalkulation gleicht einer Milchmädchenrechnung, weil sich die Preise von Wareneinsatz und Energie ständig ändern. Weihnachten haben in Salzburg 30 Großraumflieger aus Russland gefehlt, die normal für Tausende Gästenächtigungen sorgen. Die Buchungen kommen generell immer kurzfristiger, Ostern wird schwierig. Rekordsaison wird das keine. Aber wir werden hoffentlich keine größere Watschn bekommen.
Im März laufen die Covid-Förderungen aus. Können die Hoteliers die Hilfen zurückzahlen?
Von 330 Millionen Euro werden zehn Millionen nicht einbringlich sein. Eine Verlängerung der Hilfen hätte ich als Aufsichtsrat der ÖHT (Anmerkung: Tourismusbank) nicht für sinnvoll gehalten. Diese zehn Millionen wären vermutlich in einem Jahr genau sowenig einbringlich gewesen. Unter dem Strich haben wir gute Förderungen und Hilfen bekommen. Probleme sehe ich aber bei Pachtbetrieben, die noch immer keine Hilfen der Cofag (Anmerkung: die Covid-19-Finanzierungsagentur des Bundes) für die Zeiten des Betretungsverbots bekommen haben.
Warum?
Bevor die Cofag die Hilfen überweist, müssen die Mieter und Pächter erst einmal eine deutliche Reduktion der Miete bzw. Pacht durchsetzen, nur dann zahlt die Cofag Ersatz. Pächter haben hier ein Problem, weil das Gesetz nur für Vermieter eine Reduktion des Mietzins vorsieht, nicht aber für Verpächter. Zumindest nicht bei längerfristigen Pachtverträgen über ein Jahr, wie sie in der Hotellerie üblich sind. Aufgrund dieser Cofag-Konstruktion hören die Pächter von den Immobilienbesitzern, dass sie die Pacht nicht reduzieren müssen und wollen. Und von der Cofag, dass es keine Hilfen gibt, weil die Pacht nicht reduziert wurde. Eine Pattstellung, die hunderte Betriebe trifft. Sie kommen unverschuldet in die Insolvenz. Hier muss es eine Lösung geben.
Es wird viel debattiert, ob es zu viele Gästebetten in Österreich gibt. Was halten Sie von einer Art Abwrackprämie für Hotels?
Das wäre für einige ein Weg, den Betrieb würdevoll zu schließen. Die Situation der Hoteliers ist ja speziell, viele wohnen im Betrieb. Bei einem Verkauf bleibt nach Abzug der Steuern und Verbindlichkeiten oft nicht einmal genug Geld übrig, um sich eine Eigentumswohnung zu kaufen.
In Österreichs Städten gibt es sehr viele Immobilieninvestoren, aber wie sind die Verkaufsaussichten am Land?
Ich denke deutlich besser als noch vor ein paar Jahren.
Warum?
Da mehr Hoteliers in Mitarbeiterunterkünfte investieren und Interesse an Häusern haben. Selbst wenn sie nicht direkt im Zentrum der Tourismusregion liegen.
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