Marriott will Starwood ins Bett holen

Durch die Milliarden-Fusion entsteht der weltgrößte Hotelkonzern mit mehr als einer Million Betten.

Marriott will zur Nummer eins am internationalen Hotelmarkt aufsteigen. Der US-Konzern mit mehr als 4300 Häusern bietet 12,2 Milliarden Dollar (11,3 Milliarden Euro) für den Konkurrenten Starwood. Durch die Fusion würde eine Gruppe mit weltweit mehr als 5500 Hotels und mehr als einer Million Betten entstehen.

Aus Sicht der Marriott-Manager besonders interessant: Die Stärkung der Position außerhalb des US-Heimmarktes. „Die treibende Kraft hinter diesem Zusammenschluss ist Wachstum“, betont Marriott-Chef Arne Sorenson. Er rechnet ab dem ersten Jahr nach der Fusion mit jährlichen Kosteneinsparungen von mindestens 200 Millionen US-Dollar.

Synergien sind vor allem in der Verwaltung und im internationalen Vertrieb zu heben, sind sich Branchenkenner einig. Je mehr Häuser rund um den Erdball zu einer Gruppe gehören, desto einfacher kommt man mit großen Businesskunden ins Geschäft. Je mehr Betten, desto besser verteilen sich die Werbekosten. Läuft alles nach Plan, ist die Fusion Mitte nächsten Jahres unter Dach und Fach. Starwood war seit April auf der Suche nach einem neuen Eigentümer.

Kampf der Giganten

In Österreich betreibt Starwood aktuell acht Hotels, darunter die Ringstraßenhotels Le Meridien und das Imperial. Marriott managt an der Ringstraße unter anderem das Marriott und Ritz-Carlton, zudem in Wien Hotels unter den Marken Renaissance und Courtyard. Künftig will Marriott aber auch mehr günstige Betten in Wien anbieten – in Form von bis zu drei Moxy-Hotels (eine weitere Marke der Gruppe), die derzeit vor allem als Ikea-Hotels bekannt sind. Grund: Hinter dem Investor steht der Immobilien-Arm des schwedischen Möbelhauses. In Europa sind 70 solcher eher im günstigeren Segment angesiedelten Häuser geplant, für zumindest 20 gibt es schon unterschriebene Verträge.

Investoren und Betreiber wittern am Wiener Hotelmarkt nach wie vor ein Geschäft, vor allem in der Innenstadt. Berater rechnen vor, dass Hotels mehr Rendite bringen als Büro- und Wohnungsimmobilien. Da Investoren von Hotelimmobilien meist aber absolut keine Ahnung vom Hotelbetrieb haben, suchen sie sich einen Betreiber. In Wien gibt es nur wenige 4- und 5-Stern-Häuser, bei denen der Betreiber auch Hauseigentümer ist, wie beim Hotel Sacher oder den Häusern der Schick-Gruppe (z.B. Hotel Capricorno). Der Wiener Hotelmarkt ist fest in Händen internationaler Ketten. Ausnahme: Das Grand Ferdinand mit 188 Zimmern und drei Restaurants, das der Grazer Florian Weitzer im Sommer eröffnet hat.

Mit Luxusbleiben verdient man meist weniger als mit Billigketten, sagen Branchenkenner. Laut Dieter Müller, Gründer der Motel-One-Gruppe, liegen die Renditen bei Billighotels bei acht bis zwölf Prozent der investierten Summe. Luxusketten müssen laut seiner Einschätzung mit vier Prozent zufrieden sein. Der Grund: die Restaurants und Wellnessanlagen drücken auf die Rendite.

1500 zusätzliche Betten

In der Wiener Hotellerie kamen 2014 zusätzliche 1200 neue Gästezimmer dazu, heuer werden es weitere 1500 sein, geht aus dem Marktbericht von Kohl&Partner hervor. Bis 2017 soll die Stadt über 35.000 Gästezimmer bieten. Das Überangebot hat zu einem Preisverfall geführt. „Dazu kommt die Frage, ob wir die aktuelle Standortpolitik im internationalen Wettbewerb verkraften können“, verweist Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) auf Steuererhöhungen. Österreichweit liegen die Umsätze in der Hotellerie übrigens nach wie vor unter dem Niveau des Jahres 2000.

Marriott Zur börsenotierten Marriott Gruppe mit Sitz in Maryland zählen mehr als 4300 Hotels unter 19 Hotelmarken (darunter The Ritz-Carlton, Bvlgari, Marriott, Renaissance Hotels, Courtyard, SpringHill Suites). Das von J. Willard and Alice Marriott gegründete und seit über 90 Jahren von der Familie Marriott geführte Unternehmen hat im Vorjahr einen Umsatz von knapp 14 Milliarden US-Dollar ausgewiesen.

Starwood Die Gruppe betreibt vor allem Hotels im gehobeneren Segment. Aktuell gehören mehr als 1200 gepachtete, unternehmenseigene oder unter Managementvertrag geführte Hotels mit insgesamt 180.000 Mitarbeitern zum US-Konzern mit Sitz in Connecticut. Zu den Starwood-Marken zählen Sheraton, Westin, Le Méridien oder St. Regis. Interesse an Starwood sollen auch chinesische Firmen und Hyatt gehabt haben.

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