Homeschooling kostet Millionen produktive Arbeitsstunden
In der Coronakrise mussten wegen der Schul- und Kindergartenschließungen von Mitte März bis Mitte Mai viele Eltern mehr Zeit für die Betreuung und Bildung ihrer Kinder frei schaufeln. Das kostete nicht nur Nerven, sondern auch Arbeitsstunden und damit auch Wirtschaftsleistung, wie die Agenda Austria in einer Studie errechnet.
Die Ökonomen kommen auf insgesamt 121 Millionen produktive Arbeitsstunden, die aufgrund der verstärkten Betreuungspflichten für rund 600.000 betroffene Erwerbstätige (pro Familie musste oft nur einer der Elternteile seine Arbeitszeit reduzieren oder einstellen) mit Kindern unter 15 Jahren - rund 1,3 Millionen - verloren gegangen sind.
7,2 Milliarden
Das seien fast zwölf Prozent aller Arbeitsstunden, die im Zeitraum der Schulschließungen normalerweise angefallen wären, und entspreche einem Verlust in der heimischen Wertschöpfung von 7,2 Mrd. Euro oder einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1,8 Prozent, so die Agenda Austria. Sollte es im weiteren Jahresverlauf noch einmal zu Schulschließungen kommen, würden pro Woche rund 15 Millionen Arbeitsstunden oder 900 Mio. Euro an Wertschöpfung verloren gehen, rechnen die Ökonomen vor.
Für die Kinder könnten sich langfristige Folgen ergeben, denn durch die Coronakrise könnte der Lernfortschritt rund eines Semesters verloren gegangen sein, so Agenda-Austria-Ökonom Hanno Lorenz.
Die Autoren nehmen daher auch die Politik in die Pflicht. Zwar könne man hoffen, dass es im Herbst nicht noch einmal zu Schulschließungen kommt, so Lorenz. "Es ist allerdings auch die Aufgabe der Regierung, für ein negatives Szenario gewappnet zu sein. Der Sommer hätte intensiv genutzt werden müssen, um zumindest einen Notfallbetrieb zu garantieren."
Um den Unterricht auch im Ernstfall gewährleisten zu können, brauche es die entsprechende technische Ausstattung für die Schüler und Lehrer, technisches Know-how für die Lehrer und eine Einigung auf eine einheitliche Software.
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