Holding-Chef Hameseder: „Wir sind mehr als eine Bank“

Erwin Hameseder und Studien-Autorin Anna Kleissner
Raiffeisen-Top-Manager sieht die Rechtssicherheit in der Wirtschaft gefährdet

Der Obmann der Raiffeisen-Holding Niederösterreich und Wien, Erwin Hameseder hat eine klare Botschaft an die Politik. Vor allem in Zeiten der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine und der daraus resultierenden Verwerfungen. Er habe durchaus Verständnis für kurzfristige Eingriffe in den Markt, die den Zweck haben Hilfestellung zu leisten, so Hameseder. „Ich habe aber die Sorge, dass es länger dauert. Markteingriffe dürfen keine Dauerlösung werden. Geld, das jetzt ausgegeben wird, muss erwirtschaftet werden.“

Auch von der angedachten Abschöpfung von deutlich gestiegenen Unternehmensgewinnen hält der Raiffeisen-Holding-Chef nicht viel. „Die Wirtschaft braucht Rechtssicherheit und Vertrauen. Es gibt keinen Grund für einen Systemwechsel. Die ökosoziale Marktwirtschaft ist der richtige Weg, auch während der Krise.“

Mehrwertbilanz

Als Beleg für diese These präsentierte Hameseder gemeinsam mit Anna Kleissner vom Wirtschaftsforschungsinstitut Economica (siehe Bild) den Wertschöpfungsbericht 2021 für Raiffeisen NÖ-Wien. Die „genossenschaftliche Mehrwertbilanz“ war der eigentliche Anlass der Pressekonferenz. Studienautorin Kleissner referierte die wichtigsten Ergebnisse: „Der ökonomische Fußabdruck bleibt anhaltend und ist ein beachtlicher. Wir erkennen einen Wertschöpfungsanstieg um rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr und liegen bereits vier Prozent über dem Vorkrisenniveau.“ Das entspricht 0,6 Prozent der Wertschöpfung in Österreich. Als konkrete Zahl sind das 2,1 Milliarden Euro.

Ein besonderes Gewicht hat Raiffeisen, wenn es um Arbeitsplätze in den Regionen geht. Das betrifft nicht nur die knapp über 8200 Mitarbeiter in den Holding-Betrieben. Die Studie behandelt auch vorgelagerten Bereiche wie etwa Rohstoffproduzenten im Agrarbereich oder Zulieferer. Ebenfalls wurde berücksichtigt, dass mit den Einkommen, die an die Mitarbeiter ausbezahlt werden, Konsumgüter gekauft wurden.

Jobs in den Regionen

Studienautorin Kleissner verweist auf den „besonders hohen Beschäftigungsmultiplikator von 2,27, der dafür sorgt, dass Arbeitsplätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette geschaffen werden.“ Dazu kommt der vergleichsweise hohen Anteil an Vollzeitjobs.

Das Gewicht der Holding, wenn es um Beschäftigung geht, zeigt der Vergleich der Arbeitsplatzeffekte unterschiedlicher Wirtschaftsbereiche. Mit einem Gesamteffekt von 18.700 Arbeitsplätzen liegt die Raiffeisen-Holding nur knapp hinter der chemischen Industrie.

Miteinbezogen in die Berechnung der Wertschöpfung wurden auch die Raiffeisen-Geschäftsfelder Landwirtschaft, Infrastruktur und Medien. Allein der Zucker-, Stärke und Fruchtkonzern Agrana hat einen Jahresumsatz von fast drei Milliarden Euro. Hameseder hat es so formuliert: „Wir sind mehr als eine Bank. “

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