Hoher Gaspreis: Abwarten, bis es billiger wird

Hoher Gaspreis: Abwarten,  bis es billiger wird
Liberalisierung hat Haushalten und Industrie Milliarden erspart

Was tue ich, wenn ich derzeit mit Gas heize? Das hängt vom jeweiligen Vertrag ab. Eine kleine Minderheit hat Verträge abgeschlossen, bei denen der Gaspreis von den aktuellen Preisschwankungen am Spotmarkt abhängt. Da schlagen die Preissteigerungen der vergangenen Wochen voll durch. Wenn es der Vertrag zulässt, wird man sich so bald es geht nach einem billigeren Anbieter umschauen.

Ab April billiger

Die große Mehrheit der Kunden hat Standard-Verträge mit vorgegebenen Preisen. Viele Gas-Anbieter haben ihre vereinbarten Preise bisher nicht erhöht. Wenn der Vertrag noch bis zum Frühjahr läuft, ist es laut den Energieexperten der E-Control sinnvoll, bis nach der Heizsaison mit dem Wechsel des Gas-Anbieters zuzuwarten. „Wir rechnen nicht damit, dass die Hochpreisphase von extrem langer Dauer sein wird“, lautet die Prognose von E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. Auch Strom könnte dann billiger werden.

Die Gründe für den aktuell sehr hohen Gaspreis sind bekannt: Hohe Nachfrage nach den Corona-Einschränkungen, hohe Nachfrage in Asien, geringere Liefermengen wegen Wartungsarbeiten aus Norwegen und geringere Liefermengen aus Russland. Versorgungsengpass gibt es keinen: Die für Österreich relevanten Gasspeicher sind laut E-Control zwischen 66 und 87 Prozent gefüllt.

Die von der Regierung angekündigte Einführung einer CO2-Steuer verteuert das Heizen für einen durchschnittlichen Haushalt vorerst um 80 bis 90 Euro pro Jahr. Beim Strom hat die neue Steuer keine kurzfristigen Auswirkungen. Die Kohlekraftwerke im Ausland bezahlen bereits über den Emissionshandel eine CO2-Abgabe. Für Atomkraftwerke im Ausland und erneuerbare Energieträger fällt keine zusätzliche Abgabe an. Österreich importiert in den Wintermonaten Atomstrom, etwa aus Temelin.

Das eigentliche Thema der Pressekonferenz der E-Control war die Energie Markt-Liberalisierung vor 20 Jahren. Ein kurzer Rückblick: Einst gab es pro Bundesland nur einen Energielieferanten. Ein Wechsel des Lieferanten war nicht möglich. Die Kunden mussten bezahlen, was verlangt wurde.

Postenschacher

Dafür waren die Rechnungshofprüfer früher Dauergast bei der E-Wirtschaft. Postenvergaben nach Verwandtschaftsverhältnis oder gemäß politischer Beziehungen, zu viel Personal, zu hohe Gehälter und daher auch sehr hohe Energiepreise. Die Liberalisierung des Energiemarktes hat damit Schluss gemacht. Seither können sich die Kunden ihren Strom- und Gaslieferanten frei wählen. Beim Strom gibt es aktuell 150 Anbieter, beim Gas sind es 50.

Von der Marktliberalisierung vor zwei Jahrzehnten hätten Haushaltskunden beim Strom im Schnitt mit 305 Millionen Euro pro Jahr profitiert, lautet die frohe Botschaft von E-Control-Vorstand Alfons Haber. Beim Gas haben sich die Kunden 149 Millionen Euro erspart.

Bei den Nicht-Haushalten, also den Geschäfts- und Industriekunden, waren die Ersparnisse mit jährlich 347 Millionen bei Strom und 630 Millionen Euro bei Gas noch höher. Die genannten Zahlen stammen aus Berechnungen der Österreichischen Energieagentur. Ende Oktober sollen genauere Zahlen dazu vorliegen.

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