Hoffnung auf "große Rotweine"

Die Winzer hoffen auf einen mehrtägigen Landregen. Vergangenes Jahr hat der viel zu feuchte Herbst die Qualität der Trauben beeinträchtigt.
Die Rekordtemperaturen verursachen im Weinbau weniger Ausfälle als bei anderen Kulturen.

Wieder einmal ein neuer Rekord. Seit dem Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1767 gab es im Juli in Österreich noch nie so viele Tage mit Temperaturen über 35 Grad wie im vergangenen Monat. Die große Hitze schadet vor allen jungen Weinreben, weil die Wurzeln noch nicht tief genug hinabreichen. "Viele Winzer schneiden deshalb die paar Trauben weg, die auf solchen Reben drauf sind." Laut dem Direktor des Weinbauverbandes, Josef Glatt, soll dadurch eine dauerhafte Schädigung der jungen Weinreben verhindern werden.

Neben frisch angelegten Weingärten sind vor allem Lagen mit eher sandigen, schottrigen Böden und geringer Bodenauflage bei Temperaturen von 35 Grad und mehr negativ betroffen. Dabei sind Weinreben durchaus hitzeresistent.

Eine seröse Prognose über die Weinernte ist derzeit nicht möglich. Auch im vergangenen Jahr hat es im August noch gut ausgesehen, bevor dann ein verregneter Herbst die Erntemenge und Traubenqualität nach unten gedrückt hat. Derzeit steht allerdings ein mehrtägiger Landregen ganz oben auf der Wunschliste der Winzer.

Aromenvielfallt

Hohe Temperaturen und geringe Unterschiede zwischen Tag und Nacht sorgen üblicherweise für Weine mit höherem Alkoholgehalt und weniger Frische. Doch für solche Prognosen zur Charakteristik des Jahrgangs 2015 ist es noch zu früh. "Man kann derzeit noch keine Rückschlüsse auf die Qualität und die Aromenvielfallt ziehen", betont Emmerich Knoll, Obmann der Winzervereinigung Vinea Wachau. "Wenn die Hitzeperiode noch zwei oder drei Wochen andauert, dann wäre das allerdings nicht optimal." Durch künstliche Bewässerung könne man lediglich die Rebgesundheit erhalten. "Viel mehr geht nicht."

Im Burgenland kann es ohne künstliche Bewässerung "speziell im Seewinkel" zu Problemen kommen, weiß Winzer Erich Scheiblhofer. Für Rotweine sind warme Sommer durchaus von Vorteil. Es spricht bisher auch nichts dagegen, dass es heuer große Rotweine geben könnte.

Bei anderen Nutzpflanzen schaut es deutlich schlechter aus, als bei den Weinreben. Wegen der Hitze und der Trockenheit rechnet man mit beträchtlichen Ernteausfällen.

100 Millionen

Die Österreichische Hagelversicherung prognostiziert Dürreschäden in Höhe von immerhin 100 Millionen Euro. Betroffen sind vor allem das nördliche Niederösterreich sowie Teile Kärntens und des Burgenlandes. Wie hoch die Schadenssumme wirklich ist, kann erst im Spätherbst ermittelt werden. Vor allem bei Herbstkulturen wie Kartoffeln, Mais, Kürbis oder Zuckerrüben werden hohe Ausfälle erwartet. Die Getreideernte ohne Mais ist zwar etwas niedriger als im vergangenen Jahr ausgefallen, entspricht aber dem langjährigen Durchschnitt.

Generell werden wegen des Klimawandels und der damit verbundenen deutlichen Zunahme extremer Wetterphänomene die Jahreserträge in der Landwirtschaft deutlicher schwanken als bisher. Es werden mehr sehr gute Jahre und mehr sehr schlechte Jahre erwartet. Selbst eine sorgfältige Risikostreuung durch Auswahl der Sorten könne da keine Abhilfe schaffen, lautet das Fazit von Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betreibe Österreich. Es sei daher notwendig, diese Entwicklung bei der Besteuerung der Einkünfte von Land- und forstwirtschaftlichen Betrieben zu berücksichtigen.

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