Hitze nimmt Wasserkraft die Power

Hitze nimmt Wasserkraft die Power
Stromproduktion aus der Donau fällt unter die Hälfte, Elektrizitätspreise ziehen europaweit an.

Wochenlang kein Regen: Nicht nur die Bauern spüren die Dürrefolgen. Auch Österreichs E-Wirtschaft hat damit zu kämpfen. Rund 60 Prozent des Stroms produzieren die Wasserkraftwerke üblicherweise. Nicht aber jetzt: Die Wasserstände der Flüsse sind derart gefallen, dass etwa die Donaukraftwerke nicht einmal mehr mit halber Kraft fahren können.

Kleinwasserkraftwerke an der Thaya in Niederösterreich stehen allesamt bereits still. Auch das Kraftwerk Hohenberg an der Krems musste vom Netz genommen werden. Zu niedrig sind die Wasserstände der Bäche. Im Durchschnitt können die österreichischen Kleinwasserkraftwerke zur Zeit nur 27 Prozent ihrer Leistung erbringen. Aber auch bei den großen Kraftwerken an Donau, Inn und Enns macht sich der Wassermangel bemerkbar. Die Pegelstände sind dramatisch gesunken. Nur die Speicherkraftwerke sind voll – mit Schmelzwasser aus Schnee und Gletscher.

Dazu kommt noch eine lange Flaute, die auch die Windräder still stehen lässt. Österreichs Windkraftanlagen produzieren aktuell nur noch 3,3 Prozent ihrer Maximalleistung. Das können die zunehmend verbreiteten Solaranlagen nicht wettmachen, auch wenn sie – zumindest in Niederösterreich – schon wesentliche Teile der „Mittags-Stromverbrauchsspitze“ der Haushalte abdecken. 33.000 private Photovoltaikanlagen liefern in diesen sonnenreichen Wochen bereits ein Viertel des benötigten Stroms, wie EVN-Sprecher Stefan Zach erklärt.

Teure Gaskraftwerke

Weil Wasserkraft zu wenig und Windenergie fast gar keinen Strom liefert, müssen Energiefirmen Gaskraftwerke hochfahren. Die EVN hat ihr Kraftwerk Theiß seit Mitte Juli in vollem Einsatz, der Verbund schaltet das Kraftwerk Mellach häufiger als sonst zu. Das kommt teuer. Denn Gas ist als Brennstoff für die Stromerzeugung ein hoher Kostenfaktor.

So wie Österreich geht es vielen Ländern Europas. In Nordspanien etwa hat die Trockenheit die Stromerzeugung auf unter die Hälfte gedrückt, die Elektrizitätsnachfrage aber ist wegen der vielen Klimaanlagen gestiegen. Die lokale Energiegesellschaft hat bereits Preiserhöhungen um 20 Prozent angekündigt.

Um wie viel die Strompreise in Österreich steigen, ist noch nicht absehbar. Sicher ist, dass die Teuerung im Stromgroßhandel schon zuschlägt. An der mitteleuropäischen Strombörse in Leipzig kostet die Megawattstunde Strom derzeit mehr als 66 Euro, fast doppelt so viel wie noch zu Jahresbeginn. Das trifft die Industrie, die direkt an der Börse kauft. Der Leipziger Preis ist aber auch richtungsweisend für die Stromversorger, die ihre Verkaufspreise danach orientieren.

Alternativen zum teuren Gas gibt es in Dürrezeiten aber kaum. Denn auch Atom- und Kohlekraftwerke brauchen Wasser – zum Kühlen. Weil aber viele Flüsse – wie etwa der Rhein in Deutschland – zu warm sind. Sie dürfen nicht mehr als Kühlwasser verwendet werden. AKW und Kohlekraftwerke müssen daher ihre Erzeugung drosseln.

Genug Trinkwasser

Sorge, dass das Trinkwasser knapp werden könnte, müssen sich die Österreicher nicht machen. Sogar im wasserarmen Wein- und Waldviertel ist ausreichend dafür gesorgt. Die EVN Wasser-Tochter muss zwar „riesige Mengen an Zusatzwasser für viele Gemeinden , deren eigene Quellen oder Brunnen leer sind, liefern“. Wasser haben wir dafür aber genug“, betont Stefan Zach. Um die Wasserversorgung für künftige Trockenzeiten zu verbessern, plant die EVN eine zweite Leitung, die von Krems nach Zwettl verläuft.

  • Kartoffel stecken zu fest im Boden

Die Weizenernte ist vorbei.  Jetzt geht es noch um Erdäpfel, Zuckerrüben, Mais, Wein  und Obst. Die  regionalen Unterschiede sind groß. In Teilen von Ostösterreich ist es viel zu trocken,  in machen Gegenden in der Steiermark gab es zu viel Regen.  

Liane Bauer ist Landwirtin mit einem größeren Betrieb in der Nähe von Hollabrunn (Niederösterreich). Die dort produzierten Erdäpfel gehen in  den Lebensmitteleinzelhandel. „Wir stehen im Weinviertel vor der Haupternte, aber es ist zu trocken, um damit zu beginnen“, berichtet  Bauer. Die Knollen stecken so fest im harten, trockenen Boden, dass sie beim Erntevorgang beschädigt werden. „Wir brauchen viel Regen, damit die Erde feucht genug  wird für die Ernte“, hofft Bauer auf  größere Regenmengen. Je länger die Erdäpfel im Boden bleiben, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit  für  Schädlingsbefall. Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich rechnet mit einem Ernteausfall von einem Viertel bis einem Drittel.

Bewässerungssysteme können bei  Trockenheit helfen, sind aber teuer. Sie werden daher vor allem bei Kulturen mit finanziell höheren Flächenerträgen, wie etwa im Weinbau, eingesetzt.  
Sturm im Glas Wegen der generell um etwa zwei Wochen früheren Ernte wird ein Großteil der Weintrauben bereits Ende August gelesen. Sturm (Traubensaft in Gärung) kann bereits  verkostet werden.

Rund ein Fünftel der Rübenernte hat der Rüsselkäfer bereits vernichtet. Das, was  übrig geblieben ist,  hätte eine  Ernte „halbwegs im Durchschnitt“ ergeben können, meint der Geschäftsführer der Rübenbauern,  Markus Schöberl.   Trotz Trockenheit  sei  aber noch  nicht alles verloren. „Die Rübe hat  Kraft und kann sich erholen, wenn es noch genug Wasser gibt.“ Damit für die Erholung Zeit bleibt,  wird heuer  erst  Anfang Oktober geerntet.

Beim Mais „hat die  Ernte schon begonnen“, weiß der Getreide- und Maisreferent der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Harald Schally. Er  rechnet  insgesamt mit einer unterdurchschnittlichen Ernte. Mais ist hitzeresistenter als  Weizen, aber  „Blatt-Temperaturen von   weit über  50 Grad“   würden nun mal den Ertrag senken.

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