Hinter den Kulissen von Lutz und der Familie Putz
Dem Prospekten zufolge haben Möbelhändler viel zu verschenken. Rabatte von 20 Prozent und mehr stehen an der Tagesordnung, wenn oft auch nur vom Herstellerpreis, der im Geschäft nie verlangt wurde. Derzeit heizt Kika/Leiner den Preiskampf an, was Thomas Saliger, Marketingchef der XXXLutz-Gruppe, offizielle gelassen sieht. „Wegen 25 Prozent kommt doch heute keiner mehr ins Geschäft.“ Schließlich würde es das ganze Jahr Prozente geben und wenn schon nicht im Prospekt, dann spätestens wenn der Kunde den Filialleiter schief anschaut.
Acht Millionen im Jahr
Dennoch ist Marktführer Lutz (Möbelix, Mömax) auch nicht fad, wenn es um Werbung geht. Geschätzte 50 Millionen Werbeausgaben netto hat die Gruppe jährlich im Budget, davon fließen acht Millionen in Fernsehspots. „Wer nach 1999 geboren ist, kann sich Fernsehen ohne Familie Putz gar nicht vorstellen“, meint Saliger zum 20-Jahr-Jubiläum seiner Werbefamilie. Die Spots entstehen übrigens zu 90 Prozent in Budapest. Zwei Mal im Jahr wird für jeweils rund drei Tage in Budapest in einem Studio gedreht, im Laufe der Jahre entstanden so rund 250 Spots. Allein von diesen Drehs können die Schauspieler übrigens nicht leben:
Papa Max ist freier Schauspieler, demnächst bei den Festspielen auf Schloss Tillysburg mit dem Stück „Da Jesus und seine Hawara“ zu sehen. Als er mit 16 Jahren von seinem Lehrer gefragt wurde, was sein Traumberuf sei, habe er spontan mit "Schaufensterschläfer in einem Möbelhaus" geantwortet, erzählt Hubert Wolf. So hätte er die ganze Nacht um die Häuser ziehen können und tagsüber ausschlafen können. "20 Jahre später hab ich das mehr oder weniger geschafft", scherzt Wolf heute.
Cecile Nordegg, Mama Linda, ist Künstlerin und Sängerin in Frankreich und kommt gerade von einer Tour mit ihrer Crossover-Jazz-Band, die in San Salvador und Los Angeles Halt gemacht hat. Spielen wird sie auch beim Jazz-Festival in Wien. Nordegg, deren Mann in Wien als Maler tätig ist, wird heuer auch am Jazzfestival in Wien zu Gast sein.
Sohn Putzi, bei seinem ersten Dreh gerade einmal zehn Jahre alt, ist Stephan Bauer mittlerweile 29 Jahre, mit dem Wirtschaftsinformatikstudium fertig und IT-Projektleiter in der Life-Science-Branche. Auf seine Rolle im Werbefernsehen wird er selten angesprochen, sagt er. Und ans Aufhören denkt er nicht, die Drehtage werden einfach langfristig im Kalender blockiert.
Auch Oma Putz, Zdenka Hartmann, denkt trotz ihrer 93 Jahre nicht an die Pension. Die Schauspielerin, die zwischen Prag und Wien pendelt, dreht noch immer in Tschechien Filme und TV-Serien. Als sie vor zehn Jahren das Angebot bekam, von Trude Fukar die Rolle der Oma Putz zu übernehmen, habe sie keine Minute gezögert. „Ich war froh, wieder etwas in Wien zu machen, habe ja früher an der Burg gespielt“, erzählt die Schauspielerin. Der nächste Dreh wurde übrigens gerade aus terminlichen Gründen verschoben. Weil Putzis Freundin Ixi im echten Leben eine Prüfung an der Fachhochschule hat.
Bleibt die Frage, ob XXX-Lutz-Manager Thomas Saliger schon einmal in einem Möbelhaus übernachtet hat. Hat er. Als er einst von einer Filiale in Ried im Innkreis in die Firmenzentrale nach Wels gewechselt ist. "Von unserer Agentur Demner, Merlicek und Bergmann kam dann die Idee, die Familie Putz beim XXXLutz einziehen zu lassen", erzählt der ausgebildete Tischler und Jurist.
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