Hilfskredite, die so oft nicht ankommen

Wenig Kredite trotz niedriger Zinsen
Vor allem Gastronomen beklagen, dass ihre Finanzierungsansuchen abgelehnt werden. Banken verweisen auf Gesetze.

Wenn Maro Gruber vom Landgasthof Goldener Adler von den staatlich besicherten, zinsfreien Krediten für Tourismusbetriebe hört, steigt ihm die Zornesröte ins Gesicht. Er hat bei seiner Hausbank um 150.000 Euro Überbrückungskredit angesucht, diese hat den Antrag aber nicht einmal an die Tourismusbank ÖHT weitergeleitet.

Gruber erklärt: „Wir haben 2016 begonnen und 530.000 Euro in den Betrieb investiert. Deswegen hatten wir 2016, 2017 und 2018 ein negatives Betriebsergebnis.“ 2019 sei die G&V zwar positiv, aber die Bilanz liegt – wie bei vielen Betrieben – noch nicht vor, weswegen die alten Zahlen herangezogen werden.

„Die Umsätze haben sich in den vergangenen zwei Geschäftsjahren jeweils verdoppelt, die Marschroute hat gestimmt“, sagt Gruber, der jetzt keine Hilfe vom Staat bekommt. „Ich kann mir einen Privatkredit nehmen und dafür mit Haus und Hof haften. Und die Bank verlangt für den Kredit dann auch noch 3,75 Prozent Zinsen“, sagt der 55-Jährige. „Kommt eine zweite Welle, laufe ich Gefahr, alles, was ich mir aufgebaut habe, zu verlieren.“ Die von der Bundesregierung zugesicherten Hilfsmaßnahmen sind aus seiner Sicht „Schall und Rauch“.

Der Gastwirt ist nicht der Einzige, der die staatlichen Hilfsmaßnahmen so sieht. Eine ganze Reihe von Unternehmern ist dabei „durchgefallen“. Verluste in den Vorjahren sind oft der Hauptgrund dafür.

Banken prüfen Bonität

Die heimischen Kreditinstitute, bei denen Unternehmer die Überbrückungskredite beantragen, sehen die Notlage vieler Wirtschaftstreibender durchaus ein. Aber: „Wir sind an gesetzliche Vorgaben gebunden. Wir müssen die Bonität der Kreditnehmer prüfen“, betont man unisono in den Banken. Wenn ein Unternehmen schon vor der Krise in wirtschaftlichen Problemen gesteckt sei, dann könne auch kein Hilfskredit vergeben werden.

Auch wenn der Staat für einen Großteil der Hilfskredite garantiere, gelte das. Die Kreditinstitute sind nämlich durchaus gebrannte Kinder. Die Pleite der Alpine Baugesellschaft vor einigen Jahren ist ihnen noch gut in Erinnerung. Auch damals hätte der Staat garantieren sollen. Doch im Nachhinein hieß es: Die Banken hätten die prekäre Lage des Baukonzerns erkennen müssen und hätten nicht so hohe Finanzierungen vergeben dürfen.

Sowohl die Banken als auch das aws, das die Förderanträge im Auftrag der Regierung prüfen muss, betonten, dass die Ablehnungsquote sehr gering sei. 10.000 Kreditanträge hat das aws seit Ausbruch der Pandemie bewilligt. Ungefähr 1,8 Milliarden Euro an staatlichen Garantien seien für die Kredite vergeben worden.

„Seit Anfang März haben die Banken in Österreich 21 Milliarden Euro an neuen Finanzierungen vergeben“, betont Franz Rudofer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung in der WKO. Diese Summe sei deutlich höher als im Vorjahr, in einzelnen Wochen seien sogar doppelt so viele Kredite vergeben worden wie vor einem Jahr.

Fixkostenzuschuss

Zur raschen Überbrückung von Liquiditätssorgen der Firmen hat die Regierung am Mittwoch den lang erwarteten Fixkostenzuschuss präsentiert: Ab 20. Mai kann dieser unter Finanz-Online beantragt werden. Es ist eine nicht rückzahlbare Soforthilfe, deren Höhe vom krisenbedingten Umsatzrückgang abhängt.

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