Hilfskräfte bringen zu wenig Geld

Jeder dritte Leiharbeiter ist eine Hilfskraft. Für niedrig qualifizierte Arbeitslose ist Zeitarbeit oft ein Sprungbrett in den Arbeitsmarkt.
Wegen verschärfter Regelungen wollen die Zeitarbeitsfirmen Trenkwalder, Manpower und Powerserv nur noch Top-Jobs vermitteln.

Dem Arbeitsmarktservice (AMS) könnten schon bald die wichtigsten Kunden abhanden kommen. Die drei großen Zeitarbeitsfirmen Trenkwalder, Manpower und Powerserv drohen mit einem Teilrückzug aus Österreich. Grund ist das neue Arbeitskräfteüberlassungsgesetz (AÜG), das Anfang Oktober im Parlament beschlossen wird und wegen verschärfter Regelungen der Branche zusätzliche Kosten beschert.

Kosten, die eine Anstellung und Vermittlung von niedrig qualifiziertem Personal unrentabel mache, wie die Firmenvertreter der "Großen Drei" bei einem Hintergrundgespräch beteuerten: "Kommt das Gesetz so, wie es ist, werden wir uns aus dem Geschäft mit niedrig Qualifizierten in Österreich zurückziehen. Der Bereich ist dann nicht mehr wirtschaftlich zu führen", sagt Manpower-Chef Erich Pichorner, der rund 2500 Leiharbeiter beschäftigt. Man werde sich künftig auf gut ausgebildete Fachkräfte und Bürojobs konzentrieren. Trenkwalder-Boss Klaus Lercher, zugleich neuer Obmann des Branchenverbandes VZa, droht gar mit Büroschließungen und internem Jobabbau. Der VZa vertritt 47 große Zeitarbeitsfirmen.

30.000 Betroffene

Hilfskräfte bringen zu wenig Geld

Von den aktuell rund 90.000 Leiharbeitern sind rund ein Drittel Hilfskräfte, vor allem am Bau, in der Industrie und im Tourismus. Sollten die großen Zeitarbeitsfirmen ihre Drohung wahrmachen und keine Hilfsarbeiter mehr vermitteln, träfe dies vor allem schwer vermittelbare Arbeitslose. Für Ältere oder Personen mit Migrationshintergrund haben Zeitarbeitsfirmen eine wichtige Brückenfunktion zurück in den Arbeitsmarkt. Lercher warnt daher vor einem massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit sowie Zunahme von illegaler Beschäftigung.

In der Gewerkschaft wird die Drohung der Zeitarbeitsfirmen mit Wohlwollen aufgenommen, zählt doch das Zurückdrängen prekärer Arbeitsverhältnisse zum erklärten Ziel. Ein Aufschnüren der zwischen den Sozialpartnern ausverhandelten Gesetzesnovelle kommt für Robert Hauser von der Gewerkschaft Pro-Ge nicht infrage. Sollten diese Firmen als Arbeitsvermittler für Hilfskräfte ausfallen, müssten eben andere, etwa gemeinnützige Arbeitskräfteüberlasser, einspringen. Diese Gemeinnützigen sind allerdings auf Subventionen der öffentlichen Hand angewiesen. Hauser hofft auch, dass wieder mehr Stammpersonal angestellt wird.

Unverständnis

In der Wirtschaftskammer herrscht ebenfalls wenig Verständnis für den Vorstoß des VZa. Dass die Vermittlung von niedrig qualifizierten Leihpersonal unrentabel geworden sei, liege nicht am Gesetz, sondern auch an der Preispolitik der großen Anbieter, behauptet Gerhard Flenreiss, Ex-Bundessprecher der Personaldienstleister in der WKO. Wenn sich Manpower & Co. nun teilweise aus dem Markt zurückziehen, sei dies nicht unbedingt ein Nachteil. "Es gibt 1200 Zeitarbeitsfirmen in Österreich, die diese Lücke schließen können." Flenreiss selbst, der das AÜG mitverhandelte und für einen "tragbaren Kompromiss" hält, warf als bundesweiter Branchenvertreter inzwischen das Handtuch.

Neues Gesetz: Mehr Schutz, mehr Info Arbeitnehmer Das ab 2013 geltende neue AÜG bringt mehr Schutz, mehr Rechte und mehr Info für Leiharbeiter. Ein eigener, von Arbeitgebern und AMS gespeister Fonds soll in Stehzeiten Weiterbildung fördern.

Arbeitgeber Zeitarbeitsfirmen haben mehr Infopflichten, mehr Administration und höhere Lohnnebenkosten. Hohe Kosten verursacht ab 2013 auch die Auflösungsabgabe von 110 Euro bei Kündigung bzw. Übernahme.

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