High Speed für die Forschung

Österreich soll im Mobilfunk zum 5G-Pilotland in Europa werden.
Bis 2021 pumpt die Regierung 700 Millionen Euro in Fördermaßnahmen. Minister träumt von Silicon Austria.

Die Liste der prominenten Industriellen, die seit Jahren mehr öffentliches Geld für die Forschung in Österreich fordern, reichte von Hannes Androsch bis IV-Präsident Georg Kapsch. Nun hat die Regierung endlich die Ladekabeln in Form eines millionenschweren Forschungspakets ausgepackt. Gestern kündigten SPÖ-Verkehrsminister Jörg Leichtfried und ÖVP-Staatssekretär Harald Mahrer eine neue "Forschungsmilliarde" an.

Bis 2021 sollen 700 Millionen Euro fließen. Ein Großteil der Budget-Mittel muss jedoch erst im nächsten Finanzrahmen fixiert werden. Die staatlichen Gelder sollen zusätzlich 500 Millionen Euro an privaten Investitionen auslösen. "So kommen wir auf über eine Milliarde", rechnete Leichtfried vor. Von der Industrie wurde das Paket begrüßt. "Positiv hervorzuheben ist, dass mehr Mut zu Risiko gezeigt wird und auch risikoreiche Forschungsbereiche gefördert werden", erklärte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Hier ein Überblick, wohin die Millionen fließen:

Risikoforschung Fast ein Drittel der in Aussicht gestellten Gelder geht mit in Summe 281 Millionen Euro an den Wissenschaftsfonds FWF. Weitere 160 Millionen fließen in die Fortsetzung des Programms "F&E-Infrastruktur" (80 Mio. Euro) sowie in die Fortführung des "Frontrunner"-Programms und die neue Förderlinie "Early Stage" (detto 80 Mio. Euro) für risikoreiche Forschung.

1500 neue Forscher

Der Wissenschaftsfonds wird von aktuell 184 Millionen Euro jährlich sukzessive mit frischen Bundesmitteln auf 290 Millionen pro Jahr bis 2021 angehoben. Damit können rund 1500 zusätzliche Forscher finanziert werden.

5G-NetzAuch der Ausbau eines ultraschnellen Handynetzes steht auf der Agenda. "Österreich wird bei den 5G-Nationen in Europa vorne mit dabei sein", kündigte Leichtfried an. Bis Ende 2017 soll die Strategie fertiggestellt sein. Damit folgt Österreich dem Plan der EU-Kommission, die mit der neuen Spitzeninfrastruktur das BIP bis 2025 auf 910 Milliarden Euro steigern will und auf 1,3 Millionen neue Arbeitsplätze durch die 5G-Technologie (Nachfolgetechnologie von LTE, Anm.) hofft.

Silicon Austria Es ist das Vorzeigeprojekt von Infrastrukturminister Leichtfried. Seine Vision: Österreich zum "Silicon Valley auf dem Gebiet Elektronik basierter Systeme" zu machen. Für den Zeitraum 2018-2021 werden zur Erweiterung der Offensive 30 Millionen Euro in das Projekt gepumpt. Es soll als gemeinschaftliches Unternehmen von Austrian Institute of Technology (AIT), Joanneum Research, Carinthia Tech Research und Materials Center Leoben geführt werden.

Quantenphysik Dank des Physikers Anton Zeilinger hat Österreich einen exzellenten Ruf in der Quantentechnologie. Damit das so bleibt, investiert die Regierung in die Entwicklung eines Quantencomputer-Demonstrators zehn Millionen Euro. Zusätzlich soll die Beteiligung an der geplanten europäischen Flagship-Initiative zur Quantenforschung mit über fünf Millionen unterstützt werden.

Umsetzungsstärke statt andauernder Ankündigungspolitik fordern Branchenvertreter der heimischen Informationstechnologie(IT)- und Beraterbranche. „Schon seit Jahren wollen wir einen eigenen Innovationsminister, der die vielen vorhandenen Pläne vorantreibt, stattdessen landen sie in der Schublade“, kritisiert Alfred Harl, Obmann des Fachverbandes Unternehmensberatung IT (UBIT)in der Wirtschaftskammer. Mit 65.000 Mitgliedern zählt der Verband zu den größten und dynamischsten Sparten in der WKO. Am 17. November versammelt sich die Branche zum IT & Beratertag in der Wiener Hofburg (Infos siehe hier)

Zu langsam geht Harl die Umsetzung der bereits im Februar von der Regierung vorgestellten „Digital Roadmap“. Bisher gab es über die neue Digital-Strategie zwar einen regen Diskussionsprozess im Internet, jedoch keinerlei Umsetzungspläne. „Da vergeht ein halbes Jahr nur für die Protokolle“, klagt Harl. Er fordert eine konkrete Zuständigkeit und quartalsweise Berichterstattung über die geplanten Maßnahmen.

Wenig hält der Branchenvertreter von der Kopie des US-„Silicon Valley“ als „Silicon Austria“. „Silicon Austria? Da zuck’ ich zusammen. Nur zu kopieren bringt gar nichts“, meint Harl. Österreich müsse einen eigenen Weg finden, um das Land im europäischen Einklang weiterzubringen. IT sei dafür die Schlüsselmaterie, die nicht zwischen den Ministerien hängen bleiben dürfe. „Der Infrastrukturminister hat ja in erster Linie die ÖBB im Auge und dann vielleicht den Tunnelbau, aber IT ist halt nicht so einfach zu verstehen.“

- Anita Staudacher

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