Metaller-Gewerkschaft fordert 5 Prozent und mehr Mitsprache
Das Getöse im Vorfeld war groß, der Auftakt der Metaller-Lohnrunde dann ritualisiert wie immer. Die Gewerkschaft übergab am Donnerstag ihr Forderungspaket an die Arbeitgeber und setzte die Messlatte für die Lohn- bzw. Gehaltserhöhung so hoch wie seit den 1990-er Jahren nicht mehr: 5 Prozent oder mindestens 100 Euro mehr soll es für die rund 192.000 Beschäftigten in den sechs Metaller-Kollektivverträgen geben. Zum Vergleich: Im Vorjahr gab es ein Lohn- und Gehaltsplus von 3 Prozent, die Forderung der Gewerkschaft lag bei 4 Prozent.
„Die Reserven der Unternehmen sind groß. Die Gewinne sprudeln. Jetzt muss es auch in den Taschen der Arbeitnehmer rascheln“, begründeten die beiden Chefverhandler Rainer Wimmer (Pro-Ge) und Karl Dürtscher (GPA-djp) die 5 Prozent. Die Gewerkschafter verwiesen auf eine Produktivitätssteigerung von sechs Prozent in der Metallindustrie und den zunehmenden Fachkräftemangel. „Die Entwicklung in der Branche ist besser als in Deutschland. Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, muss Geld in die Hand genommen werden“, sagte Dürtscher. Auch die Lehrlingsentschädigungen sollen auf bis zu 1600 Euro im vierten Jahr deutlich angehoben werden.
Wie angekündigt ist die Lohnerhöhung heuer nur Teil eines Gesamtpaketes. Zweites großes Thema ist die „Entschärfung des Arbeitszeitgesetzes“ (Wimmer). Wenn schon 12-Stunden-Tag, dann soll es ab der neunten Stunde einen Zuschlag von mindestens 75 Prozent geben, nach der zehnten 100 Prozent. Die Arbeitnehmer sollen entscheiden können, ob Überstunden in Geld oder freien Tagen abgegolten werden. Für den Verbrauch des Freizeitguthabens soll es ein Recht auf Vier-Tage-Woche geben. „Nur die 5 Prozent Erhöhung sind uns zu wenig, wir wollen mehr Selbstbestimmung der Arbeitnehmer“, fasste Wimmer zusammen. Weiters fordert die Gewerkschaft eine Normalarbeitszeitverkürzung im KV für „besonders belastende Arbeit“ etwa bei Akkordarbeit.
Metaller-Lohnrunde startet
Arbeitgeber können Forderung "nicht nachvollziehen"
Die Arbeitgeberseite lehnt die 5-Prozent-Forderung als „nicht nachvollziehbar“ ab. Sie zieht als Basis für die Lohnsteigerung die gesamtwirtschaftliche Produktivitätssteigerung von nur 1,4 Prozent heran.
„Man muss auch berücksichtigten, dass 20 Prozent unserer Betriebe Verluste schreiben“, sagte Christian Knill, Obmann des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie. Zudem kühle die Konjunktur schon wieder ab. Was die Kompensationen für den 12-Stunden-Tag betrifft, fühlen sich die Arbeitgeber nicht angesprochen: „Wir sind der falsche Adressat, wenn die Gewerkschaft mit der Regierung unzufrieden ist.“ Knill will stattdessen einen „Kollektivvertrag 4.0“ verhandeln, der gleich über mehrere Jahre abgeschlossen werden sollte.
Experte: Forderung "sehr hoch"
WIFO-Ökonom Thomas Leoni hält die 5-Prozent-Forderung für „sehr hoch“. Sie komme aber wegen der zusätzlichen Arbeitszeit-Forderungen nicht überraschend. Die Gewerkschaft habe mit zwei großen Themen mehr Spielraum bei den Verhandlungen. Was die Produktivität betrifft, hält Leoni die 6 Prozent für die Metallindustrie für realistisch. Die Konjunkturaussichten seien zwar etwas getrübt, wobei es sich eher um eine Abflachung handle.
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