Hellas-Krise löst Goldrausch aus

Hellas-Krise löst Goldrausch aus
Münze Österreich hat Produktion von Barren und Münzen drastisch erhöht.

Die Angst vor einer weiteren Eskalation der Griechenland-Krise prägt. Im wahrsten Sinne des Wortes: Der Münze Österreich werden Münzen und Barren derzeit geradezu aus den Händen gerissen. Gerhard Starsich, Generaldirektor der Münze Österreich, hat mit Ähnlichem gerechnet und die Produktionsmenge in den vergangenen Wochen drastisch erhöht. Wie schon nach der Lehman-Pleite 2008 oder beim letzten Höhepunkt der Griechenland-Misere 2011 setzen die Österreicher auch jetzt wieder vermehrt auf Münzen und Barren, weil das Edelmetall den Nimbus einer sicheren Anlage hat.

Der neue Goldrausch in Zahlen: In normalen Monaten verkauft die Münze Österreich 60.000 Unzen (zu je 31,1 Gramm). "Im Juni haben wir 161.000 Unzen verkauft", erklärt Münze-Chef Starsich. Und in den ersten fünf Tagen des Juli bereits 68.000 Unzen. "Geht das so weiter, würden wir im Juli auf 300.000 verkaufte Unzen kommen", rechnet Starsich hoch.

Dass derzeit deutlich mehr Gold nachgefragt wird, bestätigen auch die Banken. Bei der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien etwa hat sich der Goldumsatz im Juni im Vergleich zum Mai oder April verdoppelt. Im eigenen Shop der Münze Österreich bilden sich zeitweise Schlangen von Kaufwilligen. Da würden die unterschiedlichsten Kunden vor der Kasse warten: Mütter mit Kindern, Manager, Ehepaare, Ältere und Jüngere. Starsich: "Die Menschen sind durch die Griechenland-Krise verunsichert, sie sehen Gold als sicheren Hafen." Bei der Lehmann-Pleite habe sich dieses Phänomen besonders intensiv gezeigt. Von einem Tag auf den anderen habe sich der Absatz von Barren und Münzen damals verzehnfacht.

Krisenmetall

Sind nur die Österreicher derart im Bann der Griechen-Tragödie, dass sie ängstlich zu Gold greifen? "Nein, ein höherer Absatz ist auch in anderen Ländern zu sehen, etwa in Deutschland, den USA, Japan und Griechenland", sagt Ronald Stöferle, Goldexperte bei der Vermögensverwaltungsgesellschaft Incrementum mit Sitz in Liechtenstein. Die Nachfrage nehme "schon wieder Züge an wie in den Krisen 2008 und 2011".

Konträr zum höheren Absatz zeigt sich der Goldpreis. Der grundelt bei rund 1150 Dollar je Feinunze herum. Das deckt gerade noch die Förderkosten, die laut Stöferle im Durchschnitt bei 1080 bis 1100 Dollar je Unze liegen. Seit Jahresbeginn hat der Goldpreis auf Dollarbasis gut zwei Prozent an Wert verloren. In Euro glänzt das Edelmetall allerdings heller. Seit Jahresbeginn steht hier ein Plus von sieben Prozent. Im Vorjahr stieg der Goldpreis auf Eurobasis um zwölf Prozent.

Vor allem die sich deutlich abkühlende Konjunktur in China ist verantwortlich dafür, dass die Preise vieler Rohstoffe – wie Öl, Kupfer oder Eisenerz – zuletzt abgestürzt sind. "Insofern hält sich der Goldpreis schon brav", meint Stöferle. Ob Aktienbesitzer in China, wo die Börsenkurse gerade einbrechen (siehe Seite 12), jetzt vermehrt zu Gold greifen, sei schwer vorauszusagen. Experten der Erste Group meinen, dass Chinesen sogar gezwungen sein könnten, Gold zu verkaufen, weil sie mit Aktien viel Geld verloren haben. Das könnte den Goldpreis etwas nach unten drücken.

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