Hellas frisst Börsenwerte auf
Geld regiert die Welt. Wenn dem so ist, schauen Politiker neben Konzernlenkern oft ziemlich blass aus. So entspricht der aktuelle Börsenwert von Apple der jährlichen Wirtschaftsleistung von Portugal, Finnland und Griechenland – und zwar der Leistung aller drei Länder zusammengerechnet. Mit knapp 723 Milliarden US-Dollar wird der Börsenwert des iPhone-Herstellers aktuell bewertet – damit ist er binnen der vergangenen sechs Monate um weitere 75 Milliarden Dollar gestiegen. Apple ist damit an der Börse so schwer, wie Google und Microsoft – Nummer 2 und 3 im Ranking – zusammen.
In der Schwergewichtsklasse spielen fast ausschließlich US-Konzerne mit. Nur zwei chinesische Namen haben es unter die Top-10 geschafft (siehe Grafik). Die ersten Europäer kommen erst auf den Rängen 11, 15 und 17 und haben ihren Sitz allesamt in der Schweiz: die Pharmakonzerne Novartis und Roche (264 bzw. 241 Milliarden US-Dollar) sowie der Lebensmittelkonzern Nestlé (230 Milliarden), zu dem Marken wie Maggi, Nespresso oder KitKat gehören. Namen aus Österreich sucht man unter den 300 wertvollsten Aktiengesellschaften der Welt übrigens vergeblich.
Die Schuldenkrise im kleinen Griechenland ist auch an den Börse-Schwergewichten nicht spurlos vorübergezogen. In den vergangenen zwei Wochen wurden bei den 100 wertvollsten Konzernen der Welt insgesamt rund 300 Milliarden Dollar an Börsenwert vernichtet, hat der Unternehmensberater Ernst & Young (EY) errechnet. Der Gesamtwert der 100 teuersten Unternehmen der Welt sank demnach von 16,6 auf 16,3 Billionen US-Dollar. Allerdings hatten die meisten der Börse-Titel seit Jahresanfang an Wert zugelegt – im Durchschnitt um zwei Prozent, wobei das Plus bei den deutschen Top-Konzernen nur halb so groß ausgefallen ist.
Euro bremst und treibt
Der schwache Euro drückt auf den Börsenwert europäischer Titel, während der starke Dollar die Werte der US-Konzerne beflügelt. Allerdings verteuert der Dollar auch die Geschäfte der US-Konzerne im Ausland. EY-Partner Gerhard Schwartz: „Das drückt den Umsatz und die Gewinnaussichten.“ Europäische Unternehmen, die stark außerhalb des Euro-Raums engagiert sind, profitieren. Ein niedriger Eurokurs lässt im Ausland erzielte Einnahmen bei der Umrechnung in die europäische Gemeinschaftswährung wachsen. Schwartz. „Unterm Strich dürfte der niedrige Eurokurs den europäischen Unternehmen in den kommenden Monaten daher einen kräftigen Schub geben.“ Er erwartet daher mittelfristig steigende Börsenkurse – zumindest wenn die Hellas-Krise gelöst ist.
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