Heizkosten schuld: Inflation doppelt so hoch wie in der Eurozone

Heizkosten schuld: Inflation doppelt so hoch wie in der Eurozone
Strom, Gas und Tourismus halten Preise weit überdurchschnittlich hoch. Nur in der Slowakei und Kroatien ist die Teuerung höher

Die Preise für die Haushaltsenergie sinken deutlich langsamer als in anderen Ländern. Aber auch die Dienstleistungspreise – von der Gastronomie über die Hotellerie bis hin zu Pauschalreisen – sind höher als anderswo. Im Ergebnis hält sich die Inflation in Österreich hartnäckig über der Fünf-Prozent-Marke.

So hartnäckig, dass Österreich mittlerweile hinter der Slowakei und Kroatien die dritthöchste Inflationsrate in der Eurozone aufweist. Oder, anders betrachtet, die Teuerung hierzulande in etwa doppelt so hoch ist wie im Durchschnitt der Eurozone.

Experten wie WIFO-Ökonom Josef Baumgartner haben mit einem Sinken der Inflationsrate wie beispielsweise in Deutschland gerechnet. Doch nach einer Schnellschätzung der Statistik Austria betrug die Inflationsrate im November wie im Oktober weiterhin 5,4 Prozent – oder 4,9 Prozent, wenn man die geringfügig andere Berechnungsweise des EU-Statistikamtes Eurostat heranzieht. Der Durchschnitt der Eurozone liegt bei 2,4 Prozent.

In Belgien sinken die Preise

Am auffälligsten sind hier die Benelux-Länder mit ihren sehr geringen Inflationsraten. In Belgien sind die Haushaltsenergiepreise schon so kräftig gesunken, sagt Baumgartner, dass sogar die Gesamtinflation negativ geworden ist. Das heißt, in Belgien betrug die Inflation im November bereits minus (!) 0,7 Prozent.

Arbeitnehmernahe Experten wie Oliver Picek vom Momentum Institut oder ÖGB-Chef-Ökonomin Helene Schuberth machen für die nach wie vor hohe Inflation in Österreich vor allem das ungenügende Eingreifen der Bundesregierung in den Strom- und Wohnungsmarkt verantwortlich. Schuberth sagt zum KURIER: „Ein zentrales Problem dabei stellt die Haushaltsenergie dar. Manche Energieunternehmen bereichern sich nach wie vor an den Konsumenten und die Regierung schaut teilnahmslos zu. Hier ist eine Preisregulierung längst überfällig, ebenso ein effektiver Mietpreisdeckel – und keine Mogelpackung, wie von der Bundesregierung angekündigt.“

Auch Picek ist überzeugt: "Die Energiepreise sinken in Österreich langsamer als in der Eurozone. Gas, Strom, Fernwärme. Ein Grund dafür sind die Übergewinne in der Branche. Auch die Wohnungsmieten steigen bei uns stärker als in den anderen Ländern. Die Mietpreisbremse müsste daher umfassender und strenger ausfallen als geplant."
 

Kaufkraft gestärkt

Finanzminister Magnus Brunner hebt in seiner Bewertung der Daten lieber den positiven Aspekt hervor. Im Vergleich zu den Höchstständen der Inflation zu Jahresbeginn habe sich die Teuerung halbiert. Und trotz der Krisen sei die Kaufkraft in Österreich gestärkt worden und man habe Entlastungen wie die Abschaffung der kalten Progression umgesetzt. Oppositionsvertreter lassen ihm das nicht durchgehen. „Das einzig Sinkende ist der Vertrauensindex in Schwarz-Grün“, ätzt FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz.

Und wie gehts weiter?

Diskutiert wird etwa ein Entfall der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel, Baumgartner rät davon ab. „Das wäre das Gegenteil einer zielgerichteten Förderung. Weil in absoluten Beträgen würden Besserverdiener davon um das 2,5 bis 3fache mehr profitieren.“ 

Verlängert werden könnte auch die bis Juli 2024 geltende Strompreisbremse, das hilft nur kurzfristig nichts. Die Jahresinflation 2023 dürfte daher statt der bisher erwarteten 7,7 Prozent eher bei acht Prozent liegen. Künftige Lohnverhandlungen werden dadurch nicht eben einfacher.

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