Heimische Händler wehren sich gegen Amazon

FILE PHOTO: FILE PHOTO: An Amazon.com Inc driver stands next to an Amazon delivery truck in Los Angeles, California
Handelsverband prangert Machtmacht des US-Versandriesen an. Bundeswettbewerbsbehörde prüft Ermittlungen.

Der Handelsverband prangert einmal mehr die Marktmacht von Amazon in Österreich an und brachte am Montag erstmals auch eine entsprechende Beschwerde bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) ein. „Als führender Marktplatz kann Amazon theoretisch die Daten der gelisteten Händler einsehen, deren Preise unterbieten und langfristig das gesamte Geschäft an sich binden. All das läuft gänzlich an der österreichischen Volkswirtschaft vorbei“, begründet Handelsverband-Obmann Rainer Will.

Er fordert, dass die Geschäftsbedingungen und Verhaltensweisen gegenüber den heimischen Händlern auf dem Amazon Marktplatz überprüft werden. Die Geschäftsbedingungen von Amazon seien "mit erheblichen Unklarheiten und Vorbehalten zugunsten Amazons verbunden", unter anderem könne Amazon die Verträge mit seinen Händlern jederzeit ohne Grund und mit sofortiger Wirkung kündigen oder aussetzen und damit einem Unternehmen seine Geschäftsbasis entziehen. Je kleiner ein Geschäft, umso abhängiger sei es.

BWB prüft

Die BWB prüft nun, ob ein begründeter Verdacht vorliegt und Ermittlungen eingeleitet werden. Amazon wollte zur aktuellen Beschwerde keine Stellungnahme abgeben.

Deutsche ermitteln

Das deutsche Kartellamt wurde nach Beschwerden zahlreicher Händler in der Causa bereits aktiv. Amazon fungiere so als eine Art „Gatekeeper“ (Torwächter) gegenüber den Kunden, begründete das Bundeskartellamt. Diese Doppelrolle berge das Potenzial von Behinderungen  von anderen Händlern. Überprüft werdenzahlreiche Klauseln in den Geschäftsbedingungen, etwa  Haftungsregeln zulasten der Händler im Zusammenhang mit Gerichtsstand- und Rechtswahlklauseln, intransparente Kündigungen oder  Sperrungen von Händlerkonten.

Problem Doppelrolle

Auch der Handelsverband sieht die Doppelrolle, die das US-Unternehmen einnimmt, als zentrales Problem. Es tritt einerseits als Online-Händler mit eigenen Produkten auf, andererseits als Plattform, auf der andere Firmen ihre Produkte anbieten können. In beiden Bereichen ist Amazon dominant: Die Österreicher geben fast jeden zweiten Euro im Internethandel bei Amazon aus. Amazon machte 2017 in Österreich rund 690 Mio. Euro Umsatz, über den Amazon Marktplatz flossen mindestens weitere 700 Mio. Euro, so der Handelsverband. Amazon besitze Kundendaten von 93 Prozent der österreichischen Online-Shopper und praktisch aller heimischen Web-Shops.

Monopolartige Entwicklung

"Der Konzern kann diese nutzen, um etwa das Eigensortiment bzw. Eigenmarken wie 'Amazon Basics' dort zu stärken, wo andere Händler mit 'Bestsellern' erfolgreich sind, und damit letztere vom Markt verdrängen", schreibt Will und sieht eine "monopolartige Entwicklung", die zum Abfluss von 60 Prozent der Onlineumsätze ins Ausland führe.

Der Handelsverband zeigte bereits Ende 2015 erstmals die Probleme auf, geschehen sei seither nichts, heißt es.  Darum habe man nun Beschwerde bei der BWB eingebracht.

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