Heimische Banken runtergestuft: Börse bleibt im Plus

Heimische Banken runtergestuft: Börse bleibt im Plus
Moody’s stufte Österreichs Banken zurück, doch die Börsianer zeigen sich ungerührt. Europa ringt weiter um eine Lösung für Spaniens marode Geldinstitute.

Das wurde schon längst so erwartet. Die Rückstufung der Kreditwürdigkeit durch Moody’s hat keinerlei negative Auswirkungen auf unsere Finanzierungskosten." Mit fast identischen Sätzen kommentierten die Chefs der drei österreichischen Großbanken – Herbert Stepic von der Raiffeisen Bank International (RBI), Willibald Cernko von der Bank Austria und Andreas Treichl von der Erste Group – das Downgrading durch die amerikanische Ratingagentur Moody’s.

Diese hatte in der Nacht auf Mittwoch die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der Bank Austria und der RBI um einen Punkt auf A3 beziehungsweise A2 bekannt gegeben. Die Erste Group wurde gleich um zwei Stufen auf A3 herabgestuft. Dass das nicht ganz überraschend kam, liegt auch am Moody’s-Rating für die Republik Österreich: Dieses wurde im Februar zwar mit der Best-Note AAA bestätigt, doch der Ausblick wurde auf "negativ" gesetzt. Daraus haben Banker auf eine Herabstufung geschlossen.

Risiko in Osteuropa

Begründung für die Rating-Verschlechterung am Mittwoch: Die Zuspitzung der europäischen Schuldenkrise und ein erhebliches Risiko in Mittel- und Osteuropa. Für diese Begründung haben die Banker allerdings wenig Verständnis. "Die US-Agenturen haben eine vorgefasste Meinung über Osteuropa. Wir sehen unser Engagement auf diesen Märkten als Chance. Denn damit sind wir als Bank genau dort aktiv, wo die Wachstumsraten am stärksten sind", betont Treichl. Zudem habe die Erste Group ein weit über den gesetzlichen Vorschriften liegendes Eigenkapital.

Auch die Bank Austria weist auf ihre hohe Kernkapitalquote von 10,5 Prozent hin. Dass die Experten von Moody’s von zu geringer Kapitalisierung sprechen, scheint vor diesem Hintergrund unverständlich.

Die RBI verweist auf ihre brandneue Bankenstudie zu Mittel- und Osteuropa. Daraus geht hervor, dass sich die Profitabilität der Banken in dieser Region 2011 verbessert habe und dass es Einlagenzuflüsse gebe. Auch die Kreditausfälle seien im Durchschnitt nicht besorgniserregend. Osteuropa dürfe nicht als einheitlicher Markt betrachtet werden, sagte RBI-Chefanalyst Peter Brezinschek.

Versöhnlich

Am Nachmittag kamen positivere Töne. Der für Österreich zuständige Moody’s-Analyst Mathias Külpmann sagte: "Das Geschäftsmodell der österreichischen Banken mit den osteuropäischen Netzwerkbanken ist ein haltbares und profitables Modell."

Die Börse gibt der Einschätzung der Bank-Chefs zum Teil recht. Die Aktienkurse von Erste Group und RBI stiegen zuerst, bis Börseschluss gab es dann leichte Verluste. "Die Herabstufung ist längst in den Kursen berücksichtigt", erklärte ein Börsenhändler die Kursentwicklung. Für die Märkte sei die Einschätzung der künftigen Entwicklung ausschlaggebend, das Rating sei für sie Vergangenheit.

Beruhigende Worte kamen auch von Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank. Man solle das Rating nicht überbewerten. Für den Linzer Ökonomen Friedrich Schneider ist das Downgrading unverständlich und nicht nachvollziehbar. Mit Blick auf Osteuropa sei es sogar ungerechtfertigt und nicht nachvollziehbar.

Herabgestuft wurde am Mittwoch auch die Bonität der deutschen Commerzbank und sechs weiterer deutscher Banken wegen der Euro-Schuldenkrise.

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