Harter Job für neuen OMV-Finanzchef

Reinhard Florey wurde zum neuen OMV Finanzvorstand bestellt
Zu teure Investitionen, zu hohe Kosten, zu niedrige Profitabilität. Bremse bei künftigen Vorstandsabfindungen.

Die Turbulenzen im Vorstand des Öl- und Gaskonzerns OMV dürften ausgestanden sein. Finanzvorstand David Davies ist – voraussichtlich – der letzte Spitzenmanager, der vorzeitig abgeht. Der gebürtige Grazer Reinhard Florey, derzeit Finanzvorstand beim finnischen Stahlkonzern Outokumpu Oyi, wird ab Verfügbarkeit, spätestens aber mit 1. August, als neuer Finanzchef an Bord kommen. Der 50-jährige Grazer begann seine Karriere beim Berater McKinsey und stieg dann in die Stahlindustrie ein. Auffallend: Er hat keine Russland-Erfahrung.

Die OMV wird Davies, dessen Vertrag bis März 2017 gelaufen wäre, nicht abfertigen. Er erhält stattdessen einen üppigen Konsulentenvertrag. Davies verdiente im Vorjahr 1,385 Millionen Euro. 14 Jahre in der OMV, matchte er sich zwar nicht mit dem neuen OMV-Chef Rainer Seele, doch bei der Russland-Strategie gibt es Auffassungsunterschiede. Die Aufstockung des Vorstands auf fünf Mitglieder wurde übrigens wieder verworfen.

Obergrenze bei Abfindungen

Weil die OMV Millionen für die Abfindung von Vorständen hinblätterte – vermutlich bis zu zehn Millionen nur für Ex-Chef Gerhard Roiss – zog der neue Aufsichtsrats-Chef Peter Oswald eine Obergrenze ein. Ausgenommen Alt-Verträge erhalten OMV-Vorstände bei vorzeitigem Abgang künftig nur noch maximal 1,5 Jahres-Grundgehälter. Ohne Boni und Incentives. Das gilt bereits für Florey sowie den neuen Explorations-Chef Johann Pleininger.

Oswald wirkt nach der Entscheidung für Florey erleichtert. Angesichts des "aktuell extrem herausfordernden Umfelds " sei eine rasche Klärung der langfristigen Besetzung des gesamten Vorstands vorrangigstes Ziel gewesen. Der Fokus sei klar: Eiserne Kostendisziplin, striktes Cash-Management und ein nachhaltiges Upstream-Portfolio (Exploration und Förderung).

Stark unter Druck

Wie schlecht ist die OMV tatsächlich aufgestellt?

Eines ist klar. Fehler kann sich dieser Vorstand nicht leisten. Österreichs wichtigster, teilstaatlicher Energieversorger steht stark unter Druck. Größtes Problem sind die zu hohen Kosten. Um 2,6 Milliarden Euro kaufte sich die OMV in der Nordsee ein, kalkuliert wurde mit einem Ölpreis von 100 Dollar pro Barrel. Jetzt bewegt sich der Preis in Richtung 25 Dollar. Fatal für die OMV: Der Konzern hat sich verpflichtet, bis 2018 weitere sieben Milliarden Euro in die Nordsee zu pumpen. Wären in Summe 10 Milliarden für ein Investment, das sich erst bei hohen Ölpreisen rechnet.

Harter Job für neuen OMV-Finanzchef
Obwohl permanent in die Exploration investiert wird, sank die Reserve-Rate unter hundert Prozent(siehe Grafik). Das bedeutet, die Reserven rinnen langsam aus. Vom Ziel, 2016 rund 400.000 Barrel (je 159 Liter) pro Tag zu fördern, ist man längst weit entfernt.

Seele sucht den Ausweg im Deal mit der russischen Gazprom. Im Abtausch für eine Minderheitsbeteiligung am Öl- und Gasfeld Achimov soll die Gazprom Anteile an Assets der OMV erhalten. Der Russland-affine Seele argumentiert mit kostengünstiger Förderung. Das Geschäft mit Putins Energieriesen ist aber politisch höchst umstritten.

Während die Produktionskosten in der Nordsee bei geschätzten 43 Dollar je Barrel liegen, sind es laut dem internationalen Berater Wood Mackenzie im Mittleren Osten 11 und in Russland zehn Dollar. Die Ausbeute in Achimov, heruntergerechnet auf den OMV-Anteil, entspräche bis 2018 mengenmäßig der gesamten fünffachen Jahresproduktion der OMV.

Sparkurs wird verschärft

Das Sparprogramm muss radikal verschärft werden, um die Profitabilität zu verbessern. Selbst in Zeiten eines hohen Ölpreises (außer 2012) fuhr die OMV einen negativen Free Cash Flow ein. Das heißt, dass die Dividende, ähnlich wie bei der Telekom, auf Kredit finanziert wurde und nicht aus dem erwirtschafteten Gewinn.

Stellt sich die Frage, ob der heuer vorzeitig verabschiedete Roiss ein höchst problematisches Erbe hinterlassen hat. So wird es jedenfalls heute im Unternehmen dargestellt. Dann müssen sich aber der Aufsichtsrat und die alte Staatsholding ÖIAG die Frage gefallen lassen, warum 2013 der Vertrag von Roiss bis 2017 verlängert wurde.

Kommentare