Handwerkerbonus als stumpfe Waffe gegen Pfusch
Konjunkturschub für Klein- und Mittelbetriebe, wirksame Methode gegen Schwarzarbeit: Die ab 1. Juli geplante Einführung des Handwerkerbonus weckt große Erwartungen. In Deutschland gibt es das Steuerzuckerl schon seit 2006. Die Erwartungen wurden großteils nicht erfüllt. Der KURIER fasste wichtige Fragen rund um die neue Förderung zusammen:
Was genau wird gefördert?
Gefördert werden Arbeitsleistungen im Zusammenhang mit Renovierung, Erhaltung und Modernisierung von privatem Wohnraum. Darunter fallen etwa das Streichen und Tapezieren von Innenwänden, die Beseitigung kleiner Schäden oder der Austausch von Fenstern. Begünstigt sind nur die Arbeitskosten des Handwerkers inklusive Fahrtkosten, nicht aber die Materialkosten.
Wie hoch ist die Förderung und wie wird sie ausbezahlt?
Pro Jahr werden 20 Prozent der nachgewiesenen Arbeitskosten von maximal 3000 Euro ohne Umsatzsteuer, also maximal 600 Euro, zurückerstattet. Ausbezahlt wird der Bonus nur so lange der Fördertopf reicht. Für 2014 sind zehn Millionen Euro budgetiert, für 2015 dann 20 Millionen. "Das ist einmal ein erster Schritt", heißt es in der Wirtschaftskammer, die 1200 Euro pro Jahr fordert. Der Vergabemodus wird noch verhandelt. Die Ausgabe von Gutscheinen zu einem bestimmten Stichtag ist umstritten, weil verfassungsrechtlich heikel.
Wem nützt der Handwerkerbonus?
Die Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer erwartet sich einen Nachfrageschub und ein Zurückdrängen der Schattenwirtschaft. Dies bringe zusätzliche Steuereinnahmen, weshalb sich der Bonus auch für den Fiskus rechne. Für das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) halten sich laut einer früheren Analyse Ein- und Ausgaben für die Finanz in etwa die Waage.
Deutschland gilt als Vorbild. Wie sind die Erfahrungen dort?
In Deutschland können Handwerksleistungen bis 1200 Euro von der Einkommensteuer abgesetzt werden. Die Förderung wurde seit 2006 derart stark in Anspruch genommen, dass der Rechnungshof 2011 Alarm schlug. Der Bonus belaste die Staatskasse zu sehr, 70 Prozent der Einreichungen seien Mitnahmeeffekte, die Haushalte hätten die Handwerksleistungen auch so legal in Anspruch genommen.
Kann mit dem Steuerbonus wirklich die Schwarzarbeit eingedämmt werden?
Die WIFO-Analyse sieht einen Legalisierungseffekt von maximal vier bis sieben Prozent – allerdings bei einer Förderhöhe von 1200 Euro. Bei der jetzt beschlossenen Förderhöhe von lediglich 600 Euro pro Jahr dürfte dieser Effekt noch geringer sein. Kritiker halten den finanziellen Anreiz für Konsumenten, auf einen Pfuscher zu verzichten, daher für zu gering.
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