Neue Eskalation: Handelskrieg zwischen USA und China erreicht Schifffahrt

Zusammenfassung
- USA und China erheben nun gegenseitig neue Gebühren auf Fracht- und Containerschiffe, was die globale Schifffahrt belastet.
- Der Handelskonflikt verschärft sich trotz kurzfristig versöhnlicher Töne und betrifft besonders den Handel mit seltenen Erden.
- Die Unsicherheit im Welthandel steigt, was Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft und insbesondere für Europas Exportindustrie mit sich bringt.
Zu Wochenbeginn hatte es zunächst noch nach einer Beruhigung des Wirtschaftskonflikts zwischen Donald Trump und der Führung in Peking ausgesehen. Der US-Präsident hatte gegenüber China trotz der neuerdings verschärften Exportkontrollen bei den so wichtigen seltenen Erden am Sonntag versöhnlichere Töne angeschlagen, obwohl er noch kurz vorher die Zollkeule geschwungen hat. Statt seiner Drohung mit 100 Prozent Zöllen auf alle chinesischen Waren - zusätzlich zu den bereits verhängten Zöllen - schrieb Trump auf seinem Social-Media-Kanal, die USA wollten "China helfen, nicht schaden". Und weiter: "Machen Sie sich keine Sorgen um China, alles wird gut. Der hoch respektierte Präsident Xi hat nur einen schlechten Moment gehabt", erklärte Trump mit Blick auf den chinesischen Staatschef Xi Jinping.
Globale Schifffahrt
Doch so schnell beruhigt sich die Lage nicht, wie man in Washington und an der Wall Street in New York angenommen hatte. Schon am Dienstag ging es mit den Börsenkursen wieder bergab, da China nun Gebühren auf amerikanische Schiffe erhebt. Damit droht ein neuerlicher Dämpfer nicht nur für die globale Schifffahrt, sondern für den weltweiten Handel insgesamt.
Der weiter eskalierende Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt ist auch ein zentrales Thema bei der Herbsttagung von Weltbank und Währungsfonds in Washington, zu der aus Österreich Finanzminister Markus Marterbauer und Nationalbank-Chef Martin Kocher reisen.
China hat erst am Dienstag neuerlich seine Absicht bekräftigt, den Handelsstreit mit den USA bis zum Ende auszufechten. Das Handelsministerium in Peking teilte mit, die Volksrepublik bleibe im "Handels- und Zollkrieg" konsequent bei ihrer Position: Sollte "gekämpft" werden, werde man dies bis zum Ende tun. Seitens China stehe die Tür für Verhandlungen aber offen.
Konkret geht es aktuell um Schiffe, die von Spielzeug bis Rohöl alle möglichen Güter transportieren. China teilte mit, es habe damit begonnen, die Sondergebühren für Schiffe zu erheben, die sich in US-Besitz befinden, von US-Firmen betrieben werden, in den USA gebaut oder unter US-Flagge fahren. Dem Analysten Omar Nokta vom Analysehaus Jefferies zufolge sind 13 Prozent der weltweiten Öltankerflotte und elf Prozent der Containerschiffe betroffen.
Die Regierung von Trump hatte die Gebühren für Schiffe mit China-Bezug bereits Anfang des Jahres angekündigt. Ziel sei es, den Einfluss des Landes auf die globale Schifffahrtsindustrie zu verringern und den US-Schiffbau zu stärken. Seit Dienstag erheben nun beide Länder Gebühren auf die Schiffe des jeweils anderen Landes.
Die seltenen Erden bleiben jedoch das zentrale Thema im Handelskonflikt zwischen Peking und Washington. Sie stecken in einer Reihe von Technologien - von Windturbinen bis zu Batterien für Elektroautos. China ist ein wichtiger Produzent der Materialien und mit großem Abstand Marktführer bei der Weiterverarbeitung. Das Land hat eine Reihe von Patenten angemeldet, die andere Staaten am Aufbau einer eigenen Industrie hindern.
Chinas verschärfte Exportkontrollen für die seltenen Erden hatte Trump zunächst als "äußerst aggressiv" bezeichnet, sind doch beispielsweise US-Tech-Konzerne massiv betroffen.
Große Abwärtsrisiken
"Trump hat seine eigene Art, Verhandlungen zu beginnen. Seine Drohung mit 100-prozentigen Zöllen auf China bis zum 1. November scheint der Auftakt zu Gesprächen über Seltene-Erden-Exporte und weitere Zugeständnisse Chinas zu sein, um einen Deal abzuschließen", analysierte Holger Schmieding, Chefvolkswirt der deutschen Berenberg Bank am Montag. "Dennoch dient dies als Erinnerung daran, dass die Unsicherheit im Welthandel, gelinde gesagt, noch nicht vorbei ist."
Diese Unsicherheit und die chinesischen Versuche, ihre subventionierten Exporte von den USA auf andere Märkte umzuleiten, seien beunruhigend für die Weltwirtschaft im Allgemeinen und die europäische Exportindustrie im Besonderen. "Handelsprobleme verstärken die Abwärtsrisiken für das europäische Wachstum für Ende 2025 und Anfang 2026", so Schmieding.
China ist der weltgrößte Lieferant von seltenen Erden, einer Gruppe von 17 Elementen, die für Produkte von Elektrofahrzeugen bis hin zu Militärradaren von entscheidender Bedeutung sind. Peking hatte die Kontrollen in der vergangenen Woche ausgeweitet und damit den Zorn der USA auf sich gezogen. Seitdem ist der Handelsstreit zwischen beiden Ländern wieder eskaliert. Trump hat mit zusätzlichen Zöllen von 100 Prozent auf chinesische Exporte in die USA ab Anfang November gedroht, zudem neue Ausfuhrkontrollen für strategisch wichtige Software.
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