Handel: "Zu starre Regelungen"
Wer im Handel arbeitet, muss jeden zweiten Samstagnachmittag frei haben. Und Arbeitnehmer dürfen sich ihren Urlaub nicht auszahlen lassen, statt ihn zu konsumieren. Das sind nur zwei gesetzliche Bestimmungen, von denen Bettina Lorentschitsch, Obfrau der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer, überhaupt nichts hält. "Man darf die Mitarbeiter auch nicht zu Tode schützen", sagt sie. Viele Regelungen seien "zu starr und längst nicht mehr zeitgemäß".
Die Unternehmerin aus Salzburg schätzt, dass allein in ihrem Baustoff-Unternehmen 30 bis 40 Prozent der Mitarbeiter gern einen Teil ihres Resturlaubes ausgezahlt bekommen würden. „In bestimmten Lebensphasen, etwa während des Hausbaus, ist das ein Thema“, meint sie. Rechtlich sei diese Möglichkeit – im Gegensatz zu anderen Ländern – aber nicht gegeben. Und daran will die Gewerkschaft auch nichts ändern. „Das kommt überhaupt nicht infrage. Darüber reden wir gar nicht“, lässt Gewerkschafter Manfred Wolf postwendend ausrichten.
Ein Dauerbrenner bei den Verhandlungen zwischen Handelsvertretern und Gewerkschaft ist auch die sogenannte Schwarz-Weiß-Regelung. Diese besagt, dass Handelsmitarbeiter jeden zweiten Samstag nach 13 Uhr frei haben müssen. „Mit solchen starren Regelungen werden Lösungen verhindert, die sich viele Arbeitgeber und Mitarbeiter wünschen würden“, sagt Lorentschitsch.
Gerade Teilzeitmitarbeiterinnen mit kleinen Kindern würden ihrer Meinung nach gern am Samstag arbeiten, weil sie am Wochenende leichter Betreuung für den Nachwuchs organisieren können. Das Thema Samstagsarbeit beschäftigt die Sozialpartner aber auch abseits der KV-Verhandlungen. Eine neue Regelung soll sich bereits abzeichnen.
KV-Verhandlungen
„Arbeitszeit-Individualisierung“ wird das Top-Thema in den Kollektivvertragsverhandlungen sein, kündigt Rene Tritscher, Geschäftsführer in der Sparte Handel an. Mit welchen konkreten Wünschen die Arbeitgeber am 24. Oktober in die erste Verhandlungsrunde gehen, steht aber noch nicht fest. Das werde erst beschlossen.
Der Handel beschäftigt in Österreich rund 570.000 Mitarbeiter und ist mit knapp 19.000 Lehrlingen der zweitgrößte Ausbildner nach der Sparte Gewerbe und Handwerk. Auch bei den Regelungen für Lehrlinge sieht Lorentschitsch übrigens Änderungsbedarf. Derzeit müssen Lehrlinge von Mitte Juni bis Mitte August zwei Wochen Urlaub konsumieren. „Das ist nicht mehr zeitgemäß“, meint sie. Viele Jugendliche würden zum Beispiel lieber in der Nebensaison auf Urlaub fahren.
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