Handel: Weniger Umsatz, mehr Mitarbeiter

Die Krise ist im Handel angekommen, einige Branchen kamen durch den "Lipstick-Effekt" aber glimpflich davon.

Das Geldbörsel sitzt bei den Österreichern immer weniger locker. „Im dritten und vierten Quartal 2011 sind die Umsätze im Einzelhandel nominell und real gesunken“, sagt Peter Voithofer von der KMU-Forschung-Austria. „Aber nicht nur in Österreich, sondern in der gesamten Europäischen Union.“

Unterm Strich haben die Geschäfte in Österreich im Vorjahr 51,2 Milliarden Euro umgesetzt und damit real um 1,7 Prozent weniger als noch 2010. Auf der Verliererseite standen die witterungsabhängigen Bekleidungs-, Schuh- und Sportartikelhändler.

„Deswegen verfallen wir in keine Depression“, meint Franz Julen, Chef von Intersport International. Eigentlich müsse man in seiner Branche immer drei, vier Jahre beobachten, um aussagekräftige Zahlen zu haben, meint er. Vor zwei Jahren verbuchte seine Gruppe ein Plus von neun Prozent, im Vorjahr ein Minus von zwei Prozent. Heuer sollen die Fußballfans während der Europameisterschaft das Geschäft am Laufen halten, so die Hoffnung. Auch im Schuh- und Textilhandel wird betont, dass das Vorjahr aufgrund der Witterung extrem gut gelaufen ist, die Latte heuer also hoch liegt. Der Vergleich hinkt.

Lipstick-Effekt

Handel: Weniger Umsatz, mehr Mitarbeiter

Am besten weggekommen sind 2011 Lebensmittelhändler sowie Drogerien und Parfümerien. „Lipstick-Effekt“ nennen die Experten die Angewohnheit der Leute, sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zumindest einen kleinen Luxus – wie eben einen Lippenstift – zu leisten. Zu beobachten war dieser Effekt offensichtlich auch im abgelaufenen Jahr.

Für die Lebensmitteldiskonter ist das zweite Halbjahr „schwieriger verlaufen als das erste“, meint Voithofer. Das könne darauf hinweisen, dass die Supermärkte ihnen mit Aktionen verstärkt Kunden abgejagt haben. Auch im Elektronikhandel dürften Rabatte das Geschäft am Laufen gehalten haben. Laut Statistik sind die Geräte 2011 um zwei Prozent billiger geworden.

„Der österreichische Einzelhandel hat 2011 279.000 Mitarbeiter beschäftigt“, betont Bettina Lorentschitsch, Branchenobfrau in der Wirtschaftskammer Österreich. Damit ist die Beschäftigtenzahl um 2,6 Prozent gestiegen. „Wir gehen davon aus, dass die Beschäftigungszahlen auch heuer nicht zurückgehen werden.“ Denn der Großteil der Betriebe erwartet eine stabile Geschäftsentwicklung. Auch in Deutschland kalkulieren die Händler mit einem Umsatzplus von 1,5 Prozent.

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