WKÖ-Handelsobmann: "Politische Veranstaltungen von Einkaufsstraßen fernhalten"

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Einer neuen Studie zufolge ist die Kauflaune im stationären Handel von der angenehmen Atmosphäre und öffentlichen Erreichbarkeit abhängig.

Gute Stimmung im heimischen Handel: Nach dem ersten realen Umsatzplus seit vier Jahren im ersten Halbjahr 2025 folgt nun eine Studie, die die stationären Händler positiv stimmt. So auch Rainer Trefelik, Handelsobmann der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ): "Der stationäre Handel ist alles andere als abgeschrieben", sagt er zum Studienergebnis.

Vor allem beim Lebensmitteleinkauf halten die Österreicher dem stationären Handel trotz des wachsenden Online-Angebots die Treue. Noch immer werden 85,3 Prozent der Nahrungsmittel stationär eingekauft. Auch bei Drogerie- und Beautyprodukten sind es mehr als drei Viertel. Bei Kleidung sind es nur noch 45,9 Prozent - Tendenz sinkend. 

Menschenmassen und Hektik schmälern die Kauflaune

Die größten Kritikpunkte der Kunden am stationären Handel sind große Menschenmengen und Hektik. Sind die Waren unstrukturiert platziert und unübersichtlich, trübt das die Kauflaune. Dasselbe gilt für die fehlende Verfügbarkeit der gewünschten Produkte. 

Der Onlinehandel punktet bei der Auswahl und beim Komfort. Der stationäre Handel hat dafür bei der Beratung durch Mitarbeiter klar die Nase vorne. Gerade bei Lebensmitteln gehe es auch um eine Form von Qualitätskontrolle. 

So schätzen die Konsumenten, "das unmittelbare Erlebnis und die Möglichkeit, Produkte vor dem Kauf zu sehen, zu greifen oder zu vergleichen“, sagt Markus Schweizer, CEO von Holistic Consulting, der die Studie unter wissenschaftlicher Begleitung der Privatuniversität Schloss Seeburg und mit Unterstützung der Bundessparte Handel durchgeführt hat.

WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik im Gespräch

WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik

Straßenverkehr und politische Demos schrecken ab

Geht es um das Einkaufserlebnis in der Innenstadt, schätzen die Österreicher vor allem eine angenehme Atmosphäre, Sauberkeit und Möglichkeiten zum Verweilen. Am wichtigsten ist den Befragten, dass sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt fahren können. 

Der Straßenverkehr schreckt viele Studienteilnehmer ab. Auch politische Veranstaltungen und Demonstrationen, die die Ruhe und das Ambiente stören, wirken sich negativ auf die Kauflaune aus. 

Trefelik fordert, dass politische Veranstaltungen von zentral gelegenen Einkaufsstraßen ferngehalten werden, um den stationären Handel zu schützen. "Denn Demos und Protestaktionen schrecken von einem Innenstadtbesuch ab", so der Branchenobmann. Auf die Erwerbsfreiheit der Händler sei dabei stärker Rücksicht zu nehmen.

Chinesische Konkurrenz legt 2025 weiter zu

Neben politischen Meinungsbekundungen setzt den heimischen Händlern vor allem im Bereich Kleidung und Textilien der wachsende Mitbewerb aus Asien zu. 

Besonders die Shopping-Plattform Temu wird immer beliebter. 2025 gaben fast doppelt so viele Befragte an, auf der Billigplattform eingekauft zu haben als noch im Jahr zuvor. Auch Shein legte zu, während Aliexpress an Bedeutung verlor.

Trefelik kritisiert unfaire Rahmenbedingungen, die ausländische Onlineshops bevorzugen. Um Fairness im Handel herzustellen, brauche es eine strengere Regulierung der Plattformen. Die europäische Ebene würde zwar einzelne Schritte setzen, die Umsetzung sei aber viel zu langsam.

Der Handelsobmann fordert rasch wirksame Maßnahmen im Bereich Zoll und Steuern, aber auch bei den Lizenzen und der Produktsicherheit. "Denn es kann nicht sein, dass nur europäische Unternehmen unzählige Auflagen zu erfüllen haben, andere sich aber darüber hinwegsetzen“, sagt der Branchenobmann.

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