Shoppinglaune in Österreich kehrt zurück, aber die Händler zittern

Eine Trendwende im Handel: Nach vier Jahren, in denen die Branche stets mit einem realen Minus leben musste, ging es im ersten Halbjahr 2025 erstmals wieder bergauf.
Insgesamt lag das Plus zum Vorjahr bei 0,5 Prozent. Besonders gut ging es dem Einzelhandel, der nach Berücksichtigung der Preisentwicklung um 1,6 Prozent zulegte. Auch die Kfz-Wirtschaft erreichte ein Plus von 1,1 Prozent. Der Großhandel verzeichnete ein Minus von 0,4 Prozent.
Schuhhandel war der klare Branchensieger
Branchensieger war der Schuhhandel, der heuer ein reales Umsatzplus von 7,5 Prozent erreichte. "Der Schuhhandel hat aber sehr durchwachsene Jahre hinter sich", relativierte Peter Voithofer vom Institut für Österreichs Wirtschaft (iföw) das Ergebnis. Auch der Blumenhandel, die Drogerien und Apotheken sowie der Lebensmittelhandel legten zu.
Weniger gut lief es im Schmuck- und im Buchhandel, die jeweils mehr als zehn Prozent realen Umsatz einbüßten. Weiterhin schwer taten sich auch der Möbelhandel sowie Sport- oder Spielzeuggeschäfte.
Vor allem die Schmuckbranche leidet etwa unter dem hohen Goldpreis, der mittlerweile 30 Prozent höher ist als noch zu Jahresbeginn.
Preise im Lebensmittelhandel besonders stark gestiegen
Insgesamt sind die Preise im Einzelhandel von Jänner bis Juni um 1,3 Prozent gestiegen. Nur im Lebensmitteleinzelhandel lag das Plus ungefähr auf dem Niveau der allgemeinen Inflation, die im ersten Halbjahr 2025 bei 3,1 Prozent lag. In anderen Bereichen gab es im Schnitt sogar Preisrückgänge, etwa im Modehandel.
Rainer Trefelik, Handelsobmann der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), freut sich über das Ergebnis und spricht von einem "Lichtblick". Trotzdem bleibt er vorsichtig: "Wir haben nach wie vor eine schwierige gesamtwirtschaftliche Situation in Österreich und die Kauflaune ist noch lange nicht dort, wo sie sein sollte."
Denn im internationalen Vergleich hinkt Österreich trotz der Trendwende hinterher und reiht sich im EU-Schnitt nur auf Platz 17 ein.
Und auch die Zahl der Insolvenzen erreichte einen neuen Höchstwert. "Die schwierigen Jahre hinterlassen natürlich ihre Spuren", erklärte Voithofer. Von Jänner bis Juni traf es 604 Unternehmen, im ersten Halbjahr 2024 waren es noch 557.
Hohe Inflation könnte aktuellen Kollektivvertrag kippen
Auch wie es in der zweiten Jahreshälfte weitergehen werde, sei noch unsicher. Und das betrifft nicht nur die Kauflaune der Österreicher, sondern auch mögliche Kollektivvertragsverhandlungen.

WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik blickt vorsichtig optimistisch auf das zweite Halbjahr 2025.
Denn der Kollektivvertrag (KV) der Branche wurde im vergangenen Dezember für zwei Jahre abgeschlossen. Das Einkommensplus für 2026 wurde von der Höhe der Inflation im Jahr 2025 abhängig gemacht.
Der maximale Zuwachs beträgt dabei 2,9 Prozent, bei einem Verbraucherpreisanstieg von drei Prozent oder mehr solle der Vertrag neu verhandelt werden.
Ob das eintreten wird, ist nun von der Inflation im August und September abhängig. Im Juli lag die Inflation bei 3,6 Prozent. Eine Zahl, die den WKÖ-Fachverband "ziemlich aufgerüttelt" habe, sagt Trefelik.
"Es wird knapp. Wenn wir jetzt in zwei Monaten je eine Inflation von 3,7 Prozent haben, dann sind die nächsten KV-Verhandlungen im Herbst", so der Handelsobmann.
Gewerkschaft ist "auf alle Szenarien vorbereitet"
Von Seiten der Gewerkschaft heißt es, man sei hinsichtlich neuerlicher Verhandlungen "auf alle Szenarien vorbereitet", wie GPA-Geschäftsführer Mario Ferrari dem KURIER mitteilt. Ihm gehe es ganz generell darum, den Arbeitnehmern die belastende Teuerung auszugleichen.
Dass es im Handel wieder bergauf geht, freut Ferrari: "Falls es zu Verhandlungen kommt, wird auch das bestimmt Thema sein."
In der Branche arbeiten insgesamt fast 558.000 Beschäftigte. Im ersten Halbjahr 2025 waren es um 1,6 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Zuwächse gab es nur vereinzelt, etwa im Lebensmittel- und Schuhhandel und in der Kfz-Wirtschaft.
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