Handels-KV: Warum ein rascher Abschluss unwahrscheinlich ist
 
            
            Die Herbstlohnrunde geht am kommenden Donnerstag, 6. November, mit den Kollektivvertragsverhandlungen für 430.000 Beschäftigte und 20.000 Lehrlinge im Handel weiter. Wie berichtet, muss der im Vorjahr von den Sozialpartnern ausverhandelte 2-Jahres-Abschluss wieder aufgeschnürt werden, weil die rollierende Inflation höher als erwartet war. Anders als in der Metallindustrie deuten die Vorzeichen auf keinen raschen Abschluss hin.
Die Handelsgewerkschaft pocht auf eine Abgeltung der rollierenden Inflation der vergangenen 12 Monate von 3 Prozent und fordert Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen. Die 3 Prozent liegen nur 0,1Prozentpunkte höher als jener Wert, der im 2-Jahres-Abschluss vorgesehen wurde.
Dass es wie bei den Metallern bereits nach der ersten Verhandlungsrunde einen Abschluss geben wird, schließt GPA-Verhandlungsführer Mario Ferrari aus: "Wir haben noch kein fertiges Papier und daher keine Wahrscheinlichkeit für einen Abschluss in der ersten Runde". Man gehe aber nicht mit einer konkreten Prozentforderung in die Verhandlungen, ergänzte Martin Müllauer, Vorsitzender des Wirtschaftsbereichs Handel in der GPA, bei einem Pressehintergrundgespräch.
Zeichen der Erholung im Handel
Anders als in der Metallindustrie geht es im Handel nach leichten Umsatzrückgängen im Vorjahr wieder bergauf. Im Halbjahr gab es ein nominelles Umsatzplus von 1,8 Prozent, wobei sich nicht alle Sparten gleichermaßen erholt haben. Die Lage sei aber mit anderen Branchen nicht vergleichbar, so Ferrari.
Die Personalkostenentwicklung im Handel sei stabil, gestiegen seien vor allem andere Kosten wie jene für Energie. Der Personalaufwand gemessen an der Betriebsleistung beträgt im Handel rund 12 Prozent, größter Kostenfaktor ist der Wareneinsatz. "Nicht die Gehälter bringen die Preise zum explodieren, sondern andere Faktoren", sagte Ferrari. Die KV-Abschlüsse der letzten zwei Jahre lagen jeweils unter der Inflation.
 
            
            
            Mario Ferrari, Verhandlungsleiter und Bundesgeschäftsführer GPA
Trefelik: "Sehr gute Gesprächsbasis"
Arbeitgeber-Chefverhandler Rainer Trefelik rechnet ebenfalls nicht mit einem raschen Abschluss und dämpft naturgemäß die Erwartungen der Gewerkschaft. In der ersten Runde werde zunächst über wirtschaftlichen Rahmenbedingungen diskutiert und diese seien alles andere als erfreulich. Trefelik verweist auf die jüngsten Wifo-Prognosen, die ein Wachstum in weite Ferne rücken. Es gebe im Handel viele Pleiten und die Arbeitslosigkeit sei zuletzt um 10 Prozent gestiegen.
 
            
            
            WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik
Auch schwinge der Metaller-KV-Abschluss bei 1,4 Prozent, also weit unter der Inflation bei den Verhandlungen sehr wohl mit. Dennoch gebe es mit der Gewerkschaft eine „sehr gute Gesprächsbasis“.
Verbesserungen im Rahmenvertrag gefordert
Zusätzlich pocht die GPA bei den KV-Verhandlungen auf Verbesserungen im Rahmenvertrag. "Die Branche sprudelt nur so vor Teilzeit", sagt Ferrari. Die Teilzeitquote ist mit 42,5 Prozent wesentlich höher als im Schnitt mit 31,5 Prozent. Weil viele Teilzeitkräfte oft länger als vereinbart arbeiten müssten, soll es einen 50-prozentigen Zuschlag ab der ersten Mehrarbeitsstunde sowie ein Recht auf Aufstockung der Arbeitszeit geben, wenn regelmäßig Mehrarbeit geleistet wird.
Weiters sollen Handelsangestellte ab 5 Dienstjahren einen zusätzlichen Urlaubstag erhalten, ab 10 Dienstjahren zwei und ab 15 Dienstjahren drei. Strikt dagegen ist die GPA beim Thema Ausweitung der Sonntagsöffnung. Die Personalsituation sei in den Geschäften ohnehin schon angespannt, längere Öffnungszeiten wären fatal. Auch die Bevölkerung sei bei Befragungen zu 75 Prozent gegen eine Sonntagsöffnung.
Trefelik will die Verhandlungen über den neuen Rahmenvertrag nicht mit den KV-Verhandlungen verknüpfen, diese seien ein längerfristiges Projekt. "Die KV-Runden werden sich stark auf den Prozentsatz beziehen".
Kein 2-Jahres-Abschluss mehr
Nach dem Auftakt am 6. November sind noch zwei weitere Verhandlungstermine, am 13. und 24. November bereits fixiert. Auf die Frage, was passiert, wenn es bis dahin keinen Abschluss gibt, meint Müller. "Lassen Sie sich überraschen". Eines ist schon fix: Einen 2-Jahres-Abschluss wird es nicht mehr geben.
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