Händler: "Alles geht nur über Rabatte"
Bankengespräche statt Kundengespräche: In einer Vielzahl von Handelsunternehmen ist die finanzielle Situation angespannt. Bei den Umsatzerwartungen für das laufende Jahr ist Handelsobfrau Bettina Lorentschitsch nicht sehr euphorisch. "Ich gehe davon aus, dass es ähnlich wird wie 2013." Im Vorjahr sind die Umsätze real um 0,9 Prozent zurückgegangen, hat die KMU Forschung Austria errechnet. Im ersten Quartal steht laut ersten Hochrechnungen unterm Strich wieder ein Minus von einem Prozent.
Klaus Magele, Chef der Schuhhandelskette Salamander, wundert das nicht. "Es geht alles nur noch über Rabatte. Die Händler sind einfallslos bis hilflos", kommentiert er. Die Schuhhändler stehen mit einem nominellen Plus von 5,2 Prozent im ersten Quartal auf der Gewinnerseite. "Das ist aber keine Leistung. Im Vorjahr hatten wir wegen dem schlechten Wetter den miesesten Saisonstart so weit ich zurückdenken kann", erklärt Magele, der seit 1985 in der Branche tätig ist. Nachsatz: "Wenn du heuer als Schuhhändler im März kein zweistelliges Plus geschafft hast, hast du wirklich etwas falsch gemacht."
Ähnlich sieht es bei den krisengebeutelten Heimwerkerketten aus. Im Vorjahr hat das schlechte Wetter das Gartengeschäft zunichtegemacht. Dass Baumärkte heuer höhere Umsätze melden, verleitet daher zu keinen großen Jubelsprüngen.
Selbst der Lebensmittelhandel, mit einem Drittel des Umsatzes die gewichtigste Handelssparte, weist für das erste Quartal ein nominelles Minus von 1,9 Prozent aus. Laut Handelsobfrau Lorentschitsch zeichnet sich schon länger ab, dass Konsumenten verstärkt auf den Preis und Aktionen schauen. Peter Schnedlitz, Handelsexperte von der Wirtschaftsuniversität Wien, sieht die Entwicklung nicht so eng. "Ein Rückgang von ein bis zwei Prozent ist den späten Ostern geschuldet", argumentiert er. Die Lebensmittelhändler hätte Konsumenten über Jahre zu Rabattjägern erzogen. "Da braucht sich jetzt niemand wundern, dass eine Kiste Bier nur noch in Aktion gekauft wird."
Viele Schieflagen von Handelshäusern würden weniger mit der Konjunktur als mit hausgemachten Problemen zu tun haben. "Wie die unnötige Expansion von Baumax in die Türkei oder die unnötige Pleite von DiTech, die auf einmal in jedem Kaff eine Filiale aufmachen wollten", findet Schnedlitz.
Schöne Kosmetik
Die Drogeriemarktkette dm meldete am Dienstag für Österreich von Oktober bis März ein Umsatzplus von 4,8 Prozent auf 372 Mio. Euro. Unterm Strich legten Drogerien und Kosmetikgeschäfte laut KMU Forschung von Jänner bis März um 4,1 Prozent zu. Auch, weil sie vor einem Jahr mit dayli noch einen Konkurrenten mehr hatten. Jetzt teilen sie sich die Umsätze der insolventen Kette untereinander auf.
Ein Brief von 45 US-Senatoren zeigt, wohin die Reise beim Freihandelsabkommen der USA mit der EU gehen soll. Geschützte geografische Herkunftsbezeichnungen wie etwa Parmaschinken oder Tiroler Speck seien "Handelsbarrieren", heißt es in dem Schreiben an den US-Agrarstaatssekretär Tom Vilsack und US-Handelsrepräsentanten Michael Froman. Derartige "unfaire Einschränkungen" würden den Export von Lebensmitteln nach Europa behindern. Vor allem die US-Fleischindustrie macht Druck gegen „Schutzmechanismen“. Bei den Gesprächen über das Freihandelsabkommen sollte der Kampf gegen Herkunftsbezeichnungen "vordringlich behandelt" und "aktiv vorangetrieben" werden.
Der Brief ist ein weiterer Versuch, höhere EU-Standards bei der Lebensmittelproduktion auszuhebeln. Neben Herkunftsbezeichnungen mit ihren diversen Vorgaben für die Lebensmittelproduktion geht es vor allem um Hygiene-Vorschriften und artgerechte Tierhaltung. Je höher die Standards, desto teurer die Produktion. Hühner werden in den USA mit Chlor desinfiziert, weil die Vorschriften für Hygiene und Tierhaltung bei Weitem nicht so streng sind wie in der EU. Daher kann in den USA billiger produziert werden.
Die EU-Abgeordnete Elisabeth Köstinger (ÖVP) hat als Reaktion auf das Schreiben der US-Senatoren einen Brief an EU-Handelskommissar Karel De Gucht verfasst. "Die Herkunftsbezeichnungen müssen bleiben", verlangt Köstinger. 27 Mitglieder des EU-Parlaments haben das Schreiben mitunterzeichnet. In der EU gibt es über 3.000 registrierte Herkunftsbezeichnungen. In Österreich sind es 14 wie etwa Vorarlberger Bergkäse oder Marchfeldspargel.
Bei den bisherigen vier Verhandlungsrunden zwischen den USA und den EU waren Lebensmittel noch kein Thema. Die Öffentlichkeit wird nicht über den aktuellen Verhandlungstand informiert.
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