Guter Saisonstart und aufgemöbelte Zimmer

Guter Saisonstart und aufgemöbelte Zimmer
Privatvermieter wollen mit ihren Ferienwohnungen vom Trend hin zum günstigeren Urlaub profitieren. Sie machen den 4-Stern-Betrieben Konkurrenz.

Mit dem Ferienbeginn in Ostösterreich beginnt für die Hoteliers die wichtigste Zeit der Saison. Der Start in den Sommer ist mit einem Nächtigungsplus von 16 Prozent im Mai geglückt. "Den Mai deswegen hochzujubeln, ist aber ein Blödsinn", sagt Tourismusobmann Hans Schenner. Schließlich ist das Plus auch auf die frühen Pfingsten und Christi Himmelfahrt zurückzuführen. Der wichtigste Monat der Saison bleibt der August – und die Buchungslage wird letztlich von der Wetterlage abhängen. Denn gebucht wird immer kurzfristiger.

Optimistisch sind die Privatzimmervermieter. "Ich glaube, dass wir aufgrund der Wirtschaftslage profitieren werden", sagt Thomas Schanzer, Obmann der österreichischen Privatvermieter. Immerhin 21 Millionen Nächte verbringen Urlauber in privaten Quartieren in Österreich, das entspricht 14 Prozent der Gesamtnächtigungen. Schanzer: "Das verstaubte Image, dass man bei einer älteren Dame mit Hausschürze wohnt und morgens bei ihr in der Küche frühstückt, stimmt bei Gott nicht mehr." Mehr als 80 Prozent der privaten Anbieter vermieten mittlerweile Ferienwohnungen. "Die Zahl der Betten in privaten Frühstückspensionen ist in den vergangenen zehn Jahren um ein Drittel gesunken, jene der Betten in privaten Ferienwohnungen dagegen um elf Prozent gestiegen", rechnet Peter Laimer, Tourismusexperte der Statistik Austria, vor.

Privatzimmer statt Portiersloge

Neun Prozent der Gästenächtigungen entfallen seit zehn Jahren konstant auf private Ferienwohnungen. Die Urlauber wohnen aber nicht unbedingt aus Kostengründen bei Privaten, die ihre alten Gästezimmer zu modernen Ferienwohnungen aufgemöbelt haben. Schanzer: "Viele Manager, die das ganze Jahr über mit Anzug und Krawatte in Hotels einchecken, wollen im Urlaub mehr Privatsphäre – und zahlen dafür mehr als in so manchem Hotel." Herbert Krainer, Geschäftsführer der Kärntner Privatvermieter, rechnet im Sommer mit einem Nächtigungsplus von zwei bis drei Prozent. Krainer: "Schon im Vorjahr haben vor allem Qualitätsbetriebe profitiert."

Auch die mehr als 2600 Mitgliedsbetriebe von "Urlaub am Bauernhof" sind zuversichtlich, dass die Saison "zumindest gleich gut wie im Vorjahr" läuft. Die Vermieter punkten laut eigenen Angaben mit "Bezahlbarkeit". Und diese sei gerade für Familien wichtiger als Tennisplätze, Wellnessoasen und viele Wurstsorten am Frühstücksbuffet. Im Durchschnitt liegen die Preise für eine Ferienwohnung am Bauernhof mit vier Betten bei 70 Euro, so ein Branchensprecher.

Verstaubtes Image

Dass die privaten Anbieter auch den noblen Hoteliers Konkurrenz machen, streitet auch Sepp Schellhorn, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), nicht ab: "Sie sind sicher eine Konkurrenz für die 4- und 5-Stern-Häuser. Der Trend zum preisbewussten Urlaub setzt sich fort." Aufgrund der hohen Dichte an Sterne­betrieben sei der Preisdruck aber gerade auch dort sehr hoch, verhältnismäßig günstige Zimmer also keine Seltenheit mehr.

Schellhorn ärgert sich aber weniger über die neue Konkurrenz, als über das verstaubte Image des Sommerurlaubs in den österreichischen Bergen. "Die Schweizer schaffen es mit ihren Almöhis witzig und modern rüberzukommen. Das Bild, das die Österreich Werbung derzeit transportiert, ist dagegen langweilig und beliebig", ärgert er sich. "Uns brechen die jungen Gäste weg und die alte Generation stirbt aus." Die Werbung müsse wieder mutiger werden.

Im Vorjahr sind mit 34,6 Millionen Gästen um 3,6 Prozent mehr Urlauber angereist als im Jahr zuvor. Sie verbrachten insgesamt 126 Millionen Nächte in Österreich, was einem leichten Plus von 0,8 Prozent entspricht.

Kommentare