Die Antwort des damaligen Wiener Bürgermeisters Helmut Zilk war klar: Weg mit dem Cobenzl! Der Agrar-Betrieb wird verkauft. Die Gemeinde hätte allerdings den Betrieb zum Dumpingpreis verschleudern müssen, um einen Käufer zu finden.
So wäre es wohl auch gekommen, doch der damalige Stadtrat Michael Häupl hatte eine Geschäftsidee. Es wäre doch interessant, wenn die Stadt Wien, wie etwa auch die Stadt Krems, ein gemeindeeigenes Weingut hätte. Man kann bei diversen Veranstaltungen den gemeindeeigenen Wein ausschenken. Das ist Gratis-PR für die Stadt.
Voraussetzung ist freilich eine entsprechende Weinqualität. Das, was damals produziert wurde, war aber, volkstümlich-derb ausgedrückt, nicht zum Saufen. Bekanntermaßen ist Michael Häupl ein Weinkenner. Er gehört jedoch nicht zu jenen Politikern, die ihr Weinwissen vor sich hertragen wie der Priester die Monstranz zu Fronleichnam. Jedenfalls hat der langjährige Wiener Bürgermeister die Voraussetzungen geschaffen für den Aufstieg des Weinguts in die erste Liga.
Das war ein Risiko. Das Projekt hätte ja auch scheitern können. „Da ich am Land aufgewachsen bin, weiß ich, wie ein landwirtschaftlicher Betrieb funktioniert. Nämlich auf gar keinen Fall wie eine sowjetische Kolchose. Ich habe Podsednik auch gegenüber dem Magistrat beschützt“, erinnert sich Häupl.
Seit 32 Jahren leitet der Absolvent der Weinbauschule Klosterneuburg mittlerweile das Weingut. „Begonnen habe ich am Freitag, den ersten Juli 1988“, erzählt Podsednik. Man habe ihm gesagt, er könne auch erst am Montag kommen. Unter den Bediensteten der Stadt hat man damals das Thema Arbeitszeit wohl nicht so eng gesehen.
Mittlerweile ist das Weingut Cobenzl längst in den schwarzen Zahlen. Dabei muss der Betrieb auf Förderungen in Höhe eines sechsstelligen Eurobetrages verzichten. Betriebe im öffentlichen Eigentum bekommen weniger Subventionen.
60 Hektar Weingärten werden aktuell bewirtschaftet. Auf 80 Prozent der Fläche wird Weißwein angebaut, auf den restlichen 20 Prozent Rotwein. Die Hauptsorte ist Wiener Gemischter Satz. Auch die Weißweine schneiden bei Verkostungen sehr gut ab. Die Jahresproduktion beträgt zwischen 400.000 und 500.000 Flaschen.
Ein erklärtes Ziel Podsedniks ist die Steigerung der Exporte. Wegen des stagnierenden Weinkonsums findet am heimischen Markt ein Verdrängungswettbewerb statt. Beim Export kann man hingegen gutes Geld verdienen.
Podsednik ist sich darüber im Klaren, dass es ohne neue Ideen keinen langfristigen Erfolg geben kann. Sein vorerst letztes Projekt kann bereits verkostet werden. Neu im Sortiment ist ein Sekt der Sorte Wiener Gemischter Satz Brut Reserve. Und weil Podsednik keine halben Sachen macht, ist es ihm gelungen, für die Versektung des Weins einen Profi zu engagieren. Winzer Karl Steininger aus Langenlois gehört zur Sektelite. Auszeichnungen sind für ihn fast schon Selbstverständlichkeit.
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