Güssinger: Eigentümer erstattet Strafanzeige gegen Großgläubiger
In knapp drei Wochen findet im burgenländischen Sulz wieder der Güssinger Wasserlauf statt. Start und Ziel ist das Betriebsgelände des Mineralwasser-Abfüllers, der „prickelndste Lauf“ geht über eine Distanz von 10,5 Kilometern, der „milde Lauf“ gerade einmal über 3,5 Kilometer. Rund 820 Läufer hatten sich bis gestern, Montag, bereits angemeldet. Doch das Unternehmen selbst muss derzeit um sein Leiberl rennen.
Nachdem ein Großgläubiger mit bulgarischem Hintergrund schwere Vorwürfe gegen die Wasserfirma erhoben hatte und die Eigentumsverhältnisse nicht geklärt sind, hat der Diskonter Hofer die Geschäftsbeziehung aufs Eis gelegt. Hofer hatte von Güssinger die „Vitaquelle“ bezogen. Für die Auslastung der Güssinger-Abfüllanlage war dieser Auftrag lebenswichtig.
Güssinger: Eigentümer zeigt Großgläubiger an
Nun versucht der neue Geschäftsführer Antalolii Boykiv, neue Großkunden an Land zu ziehen. Wie lange das Unternehmen noch finanziell Luft hat, ist unklar. Bereits im März 2018 musste ein Kurzzeit-Gesellschafter ein Darlehen (104.000 Euro) gewähren, um das Schlimmste zu verhindern. Boykiv versichert, dass die aktuellen Löhne bezahlt sind.
Mächtiger Streit
Im Hintergrund tobt ein heftiger Streit zwischen dem Großgläubiger mit bulgarischem Hintergrund und dem mutmaßlichen Eigentümer, einem eingebürgerten Russen. Sie kämpfen um die wirtschaftliche Vorherrschaft bei Güssinger. Es geht um 10,6 Millionen Euro. Der Russe soll sogar einen Auftrag erteilt haben, den Kopf der Bulgaren zu ermorden. Der Vorwurf wird vehement bestritten.
Die Bulgaren wollen jedenfalls Kreditschulden in Höhe von 10,6 Millionen Euro der Güssinger-Mutterfirma bei einer russischen Bank abgelöst und dafür die verpfändeten Sicherheiten (Güssinger-Liegenschaften und -Gesellschaftsanteile, Stimmrechte) erhalten haben. Diese Vermögenswerte wollen sie zu Geld machen, konnten es aber bisher nicht. Sie haben deshalb schon vor Wochen Strafanzeige gegen die Güssinger-Eigentümer erstattet. Sie fühlen sich getäuscht.
"Völlige Lügen"
Nun schlägt der derzeitige Eigentümer zurück. Er hat eine 21 Seiten starke Anzeige bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen acht Verdächtige eingebracht. „Wir werfen den Bulgaren unter anderem Untreue und Betrug vor“, bestätigt Eigentümervertreter Thomas Schätti. „Man muss sich einmal wehren. Am Ende müssen die Gerichte den Fall klären.“
In der Anzeige wird behauptet, dass ein Mittelsmann der Bulgaren einen früheren Güssinger-Geschäftsführer „in Furcht und Unruhe versetzt“ habe und „ihn mit der Vernichtung seiner wirtschaftlichen Existenz substanziell bedroht zu haben“, falls er sich nicht aus der Gesellschaft zurückziehe.
Laut Anzeige habe der Russe die Anteile an der Güssinger-Mutter den Bulgaren für einen Euro abgetreten, um eine neue Finanzierung über eine bulgarische Bank für die Mineralwasserfirma zu erhalten. Er fühlte sich aber von den Bulgaren über den Tisch gezogen und übernahm aufgrund einer vereinbarten Klausel die Gesellschaft wieder zurück. Die Bulgaren behaupten nun, bei den Vorwürfen handle es sich um „völlige Lügen“.
Die Trinkwasserquelle in Sulz dürfte bereits von den Römern genutzt worden sein. Das belegt eine Steinplatte aus der Zeit von Kaiser Augustus.
Im Jahr 1815 ließ sich die Gutsherrin in Sulz ein Badehaus errichten. Die Quelle wurde erstmals als Vitaquelle bezeichnet. Die Quelle wechselte oft den Eigentümer.
Mitte der 50er-Jahre übernahm die Montana AG Güssinger, in den 70er-Jahren dann die Brauerei Schwechat. 2000 übernahm eine deutsche Firma die Quelle. 2004 schlitterte Güssinger in die Pleite.
Dann stiegen Araber ein. Seit 2012 gehört die Mineralwasser-Firma einem gebürtigen Russen.
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