Großes Ärgernis E-Rechnung

Kleinbetriebe klagen über Bürokratiewahn und Servicewüsten.
Nie wieder Papier: Der Bund akzeptiert nur noch E-Rechnungen und überfordert damit Lieferanten.

Der Versuch, dem Ministerium eine E-Rechnung über 3000 Euro zu schicken, scheiterte kläglich. "Das Ganze gleicht einem Schildbürgerstreich. Ich kann nicht mehr fakturieren, aber scheinbar gibt es keine kompetenten Ansprechpartner für mein Problem", schildert der Chef eines kleinen Wiener Verlages dem KURIER.

Er ist nicht der Einzige, dem die Zwangsumstellung der Bundesbuchhaltung auf die einheitliche, elektronische Rechnung Probleme bereitet. Seit Jänner akzeptieren die 3300 Dienststellen des Bundes wie Polizei, Gerichte, Bundesschulen oder Ministerien keine Papierrechnung mehr. Gleich mehrere Kleinbetriebe berichten dem KURIER von einem extrem komplizierten Registrierungs-Prozedere und von IT-Problemen, die eine Rechnungslegung unmöglich machen.

Was besonders aufregt ist die mangelnde Hilfestellung. "Da wird man hin- und herverwiesen und mit technischem Wirrwarr abgespeist", erzählt ein Unternehmer, "ich bin aber kein IT-Experte und will auch keiner werden".

Startprobleme

Für Gerhard Laga, zuständig für eGovernment in der Wirtschaftskammer (WKÖ), waren die Startprobleme absehbar. "Die Systemumstellung wurde einfach schlecht kommuniziert", meint er. Wenn KMU nur selten mit Bundesdienststellen zu tun haben, seien ihre IT-Systeme oft noch nicht auf die E-Rechnung vorbereitet. Es gebe aber Info-Abende sowie Service-Dienstleister, die für Betriebe die E-Rechnungslegung gegen Gebühr übernehmen. Letzteres wollen aber viele KMU gar nicht.

Eine ursprünglich von der WKÖ geforderte Ausnahmeregelung für Klein- und Mittelbetriebe oder für Bagatellbeträge unter 1000 Euro wurde vom Bund abgelehnt. Laga: "Es wurden uns aber Verbesserungen zugesagt."

Im Finanzministerium spricht man von den üblichen Anlaufschwierigkeiten eines umfangreichen IT-Projektes. Ein Projekt, an dem kein Weg vorbei führe, ein durchgängiger elektronischer Geschäftsprozess lasse keine Ausnahmen zu. „Eine Erstregistrierung auf dem USP Portal nimmt aus sicherheitstechnischen Gründen Zeit in Anspruch. Die darauffolgende Erstellung einer E-Rechnung geht aber rasch", sagt Ministeriumssprecherin Daniela Kinz. Die Hilfen dazu würden ständig weiterentwickelt, viele Unternehmen hätten aber gar keine Unterstützung nötig.

Einsparungen

Der Bund will mit der E-Rechnung jährlich 4,6 Millionen Euro an Verwaltungskosten sparen. "Wir sehen 26.000 Neuanmeldungen am Unternehmens-Service-Portal und 440.000 abgewickelte E-Rechnungen seit Jahresbeginn durchaus als Erfolg an", sagt Kinz. Insgesamt hat der Bund jedoch mehr als 77.000 Lieferanten.

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