Große Koalition soll Griechen retten
Nur einen ganz kurzen Moment lang war Giorgos Papandreou der enorme Druck der vergangenen Tage anzusehen: Als in der Nacht zum Samstag sein knapper Sieg bei der Vertrauensfrage feststand, verzog der sonst so stoisch wirkende Premier das Gesicht zu einer Grimasse. Doch die Hürde im Parlament war für Papandreou bei Weitem nicht die letzte. Nach einem Gespräch mit Staatspräsident Karolos Papoulias gab der Sozialdemokrat Samstag bekannt, er strebe die Bildung einer nationalen Einheitsregierung an und werde mit allen Parteien verhandeln.
Diese Koalition soll "alle Gesetze billigen, die die historischen Entscheidungen der EU vom 27. Oktober betreffen". Damals hatten die Staats- und Regierungschefs ein Rettungspaket und einen 50-prozentigen Schuldenschnitt für Griechenland vereinbart. "Die Umsetzung dieser Beschlüsse sind Voraussetzung für unseren Verbleib im Euro", warnte Papandreou.
Intimfeind
Um dieses Ziel zu erreichen, muss er aber erst die zahllosen Skeptiker in den anderen Parteien überzeugen. Vor allem Antonis Samaras, der Chef der konservativen Nea Dimokratia, legt sich quer. Papandreous Intimfeind, der den Premier Samstag erneut zum Rücktritt aufforderte, forderte eine Expertenregierung bis zu raschen Neuwahlen - und reagierte auf die Ablehnung empört: "Die Maske ist gefallen. Papandreou hat unsere Vorschläge zurückgewiesen und muss die Verantwortung dafür tragen." Neuwahlen seien nun die einzige Antwort. Die schließt aber Papandreou als "Katastrophe" für das Land kategorisch aus.
Am Abend wurde Samaras zu Präsident Papoulias zitiert. Auch von den konservativen Schwesterparteien in Europa wird der Scharfmacher bearbeitet: Elmar Brok, CDU-Europaabgeordneter und außenpolitischer Koordinator der Europäischen Volkspartei, forderte Samaras auf, die Übergangsregierung zu stützen und das Sparpaket komplett mitzutragen. "Es gibt nichts mehr zu verhandeln", sagte Brok. Die Haltung von Samaras sei unverantwortlich: "Dies ist nicht der Zeitpunkt für einen parteipolitischen Stellungskrieg." Die Zeit für Griechenland drängt: Im Dezember geht dem Staat das Geld aus. Und so lange das neue Hilfsprogramm nicht komplett gebilligt ist, wird es keine Finanzhilfen geben. Am Montag beraten die EU-Finanzminister erneut über die auf Eis gelegten acht Milliarden Euro für Griechenland.
Merkel warnt
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat Samstag vor der Erwartung gewarnt, die Schuldenkrise werde auf einen Schlag vorbei sein. Die Schulden seien über Jahrzehnte aufgehäuft worden, daher werde es "sicherlich eine Dekade dauern, bis wir wieder besser dastehen", sagte Merkel. Wie zur Bestätigung ihrer Aussage stufte die Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit Zyperns auf "Baa3" herunter - der letzte Schritt vor Ramsch-Niveau.
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