Großaktionär ausgebremst

Flughafen Wien, Check-in 3
Wien und NÖ verweigern 30-Prozent-Miteigentümer Sitz im Aufsichtsrat.

Normalerweise wird ausländischen Investoren in Österreich der rote Teppich ausgerollt. Groß war daher die Freude, als der australische Pensionsfonds IFM 82 Euro je Aktie bot und im Dezember 2014 mit knapp 30 Prozent beim börsenotierten, teil-öffentlichen Flughafen Wien an Bord ging.

Inzwischen ist die Stimmung alles andere als freundlich. Die Australier sind zwar der größte Aktionär, bekommen aber nicht einmal einen Aufsichtsratsposten. Die Länder Wien und Niederösterreich führen gemeinsam mit der Betriebsratsstiftung vor, wie man einen ausländischen privaten Aktionär, der sich unbeliebt gemacht hat, ausbremst. "Da wirbt Österreich in der ganzen Welt um Kapital und dann werden Groß-Investoren derart behandelt", wird die Causa in Börsekreisen sehr kritisch kommentiert.

Die Australier wollen, wie berichtet, ihren Anteil um weitere zehn Prozent aufstocken und bieten 100 Euro je Aktie. Zu wenig, befanden Vorstand, Aufsichtsrat und Wirtschaftsprüfer und empfahlen dem 20-prozentigen Streubesitz, das Offert abzulehnen. Der Flughafen-Vorstand soll auf der Hauptversammlung ermächtigt werden, eigene Aktien zu erwerben und wieder zu verkaufen. Mit diesem geschickten Schachzug wird den Aktionären signalisiert, dass sie nicht auf ihren Papieren sitzen bleiben, falls sie das IFM-Angebot ablehnen. Eine verständliche Strategie.

Bemerkenswert ist aber, was sich um den Aufsichtsrat abspielt. Der Fonds, der am Airport in den nächsten Jahren 500 Millionen Euro an Investitionen mittragen will, verzichtete ursprünglich auf einen Vertreter. Wollte dann aber doch hinein.

Das ist bei einem Gremium, dessen zehn Kapitalvertreter traditionell nach dem rot-schwarzen Proporz bestellt werden, nicht so einfach. Damit das Gleichgewicht nicht durcheinander kommt, müssten die Australier zwei Aufsichtsräte erhalten. Die Länder sind syndiziert und halten je 20 Prozent. Mit der Mitarbeiterstiftung (10 Prozent) haben sie die Kontrolle.

Ausgesprochenes Pech aber auch, dass keiner der zehn Kapitalvertreter freiwillig seinen Platz für die Australier frei machen wollte. Heißt es. Seltsamerweise können sich nicht alle Aufsichtsräte erinnern, überhaupt gefragt worden zu sein.

Für das rote Wien sitzen Gesiba-General Ewald Kirschner, Ex-OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer, Stadtwerke-Vorständin Gabriele Domschitz, Wiener-Städtische-Chef Wolfgang Lasshofer und die Anwältin Karin Rest am Airport.

Das Pröll-Land ist vertreten durch Raiffeisen-Spitzenmanager Erwin Hameseder, Casinos-Vorständin Bettina Glatz-Kremsner, Ex-EVN-Chef Burkhard Hofer, Herbert Paierl (aus der ÖVP ausgetretener Ex-Politiker und Unternehmer) und Münze-Chef Gerhard Starsich.

Eine verzwickte Situation also. Sodass die Länder schließlich bereit waren, den Aufsichtsrat zu vergrößern und die zu erwartende öffentliche Kritik dafür einzustecken.

Mitten in diese Gespräche platzte das überraschende Aufstockungs-Angebot. Jetzt kann sich IFM den Einzug in den Aufsichtsrat abschminken. Selbst wenn der Fonds tatsächlich auf 40 Prozent aufstocken sollte, ist nix damit. Die Australier müssen sich bis zur Hauptversammlung im Frühjahr 2018 gedulden, wenn die bestehenden Mandate auslaufen.

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