Der Ölkonzern ist der Grund für den unermesslichen Reichtum des saudischen Königshauses mit seinen 500 bis 700 Prinzen. Denn Aramco stellt mit seiner Ölförderung etwas mehr als ein Zehntel des Weltölbedarfs. Kein anderer Ölkonzern der Welt kommt nur annähernd an diesen Anteil heran. 60 Prozent der saudischen Staatseinnahmen stammen von Aramco. Daraus werden die Prinzen großzügig bedient.
Wie tief lässt Aramco in die Bücher blicken?
Genaue Geschäftszahlen gab es bis 2018 nicht. Erst als Börsenpläne konkreter wurden, musste sich Kronprinz Mohammed bin Salman, der das Sagen im Land hat, zur Offenlegung durchringen. Die Ratingagentur Moody‘s durchkämmte die Bücher, für 2018 gab es dann erstmals offizielle Daten: Der Umsatz lag bei 320 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Österreichs gesamte Wirtschaftsleistung betrug im Vorjahr 386 Milliarden Euro. Der Gewinn von 111 Milliarden Euro ist doppelt so hoch wie jener von Apple.
Wie viel ist Aramco wert?
„Der Prinz träumt von zwei Billionen Dollar“, sagt ein Aktienanalyst. Tatsächlich scheint das der Wunsch von Salman zu sein. Nur so kann er auf die 40 Milliarden Einnahmen kommen, die er sich für das Staatsbudget wünscht. Denn das Land fährt trotz der Einnahmen aus dem Öl seit Jahren ein Defizit ein. Die Sozialausgaben sind nämlich seit dem Arabischen Frühling deutlich erhöht worden. Ob der Traum des Kronprinzen mit den Investoren-Vorstellungen zusammenkommt, ist offen. Finanzexperten sehen den Wert von Aramco eher bei 1,2 bis 1,5 Billionen Dollar.
Wer kann Aramco-Aktien kaufen?
Die Aktien sind in erster Linie saudischen Staatsbürgern vorbehalten. Ausländer dürfen die Titel nur erwerben, wenn sie einen Wohnsitz in Saudi-Arabien haben. Dazu werden noch einige internationale Fonds zum Aktienkauf zugelassen. Noch steht das genaue Datum für die Börseneinführung nicht fest. Sie soll voraussichtlich im Dezember sein. Entgegen früheren Annahmen wird die Aramco-Aktie zunächst nur an der Börse Tadawul in der Hauptstadt Riad notieren.
Ist der Börsengang überhaupt von internationalem Interesse?
Ja. Internationale Großbanken, Investmentbanken, von Goldman Sachs bis JPMorgan, und eine Menge arabischer Banken sind Teil des Konsortiums, das Aktienorders aufnimmt und platziert. Zig-Millionen an Gebühren lukrieren die Institute dafür. Von der Finanzwelt wird die Aramco-Teilprivatisierung intensiv verfolgt.
Hat diese Privatisierung Auswirkungen auf andere Öl-Aktien?
Durchaus, meinen Analysten. Denn das Königshaus hat im Vorfeld des Börsengangs schon festgelegt, dass Aktionäre 75 Milliarden Dollar Dividende in den nächsten fünf Jahren bekommen. Das wäre eine Dividendenrendite von sechs bis sieben Prozent. Daran werden Investoren auch die anderen Ölkonzerne messen. BP und Shell bringen es schon auf etwa sechs Prozent, die OMV auf 3,8 Prozent.
Haben Öl-Aktien überhaupt eine Zukunft?
Schaut man auf die reinen Fakten des Marktes, müsste der Ölpreis wegen steigender Nachfrage (vor allem aus Asien) und schwächer werdendem Angebot steigen. Damit klettert auch der Profit der Ölfirmen. Andererseits wenden sich immer mehr Investoren von Ölaktien ab. Die Konzerne müssen die Anleger mit höheren Dividenden bei Laune halten, ansonsten wird der Aktienkurs unter Druck kommen.
Wie stehen die Chancen für Aramco in diesem Umfeld?
Aramco produziert Öl so billig wie kein anderer und sitzt auf den zweithöchsten Reserven der Welt. Wenn also allen anderen Ölkonzernen die Kosten zu hoch werden und die Ölreserven zu gering, kann Aramco noch produzieren.
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