Griechische Betriebe: "Versuchen zu überleben"

Athens Wirtschaft wächst wieder: Bauindustrie hofft auf Aufträge.
Wachstum: Die Rezession ist vorbei, die Skepsis aber bleibt.

Endlich gute Nachrichten aus Griechenland: Fünf Jahre Rezession sind vorbei, die Wirtschaft wächst wieder. Im dritten Quartal 2014 betrug das Plus 0,7 Prozent und in den vergangenen zwölf Monaten 1,7 Prozent. Doch die Skepsis überwiegt weiter.

"Die Rezession scheint laut makroökonomischen Daten vorbei zu sein. Das bedeutet aber gar nicht, dass die Dinge auch auf mikroökonomischer Ebene florieren", sagt Yannis Papoutsas. Er gründete mit seiner Frau Elisabeth Daraveli vor zehn Jahren die kleine Kosmetikfirma Beautylab. Sie liefert chemische Formeln und Verpackungen für kosmetische Produkte.

"Das vergangene Jahr war für uns sehr überraschend – uns ging es gut, wir konnten expandieren", erzählt Elisabeth Daraveli. Sogar zwei neue Mitarbeiter wurden angestellt. Doch in den vergangenen Monaten bekam die Firma Liquiditätsprobleme. Grund: Die hohen Steuern, die Athen unter dem Druck der Troika mehrmals erhöht hat. Die Steuern für 2013 hat das Ehepaar im Sommer beglichen, und dazu auch noch die Vorauszahlung von 50 Prozent für 2015. Danach war die Firmenkasse erst einmal leer. "Wir haben festgestellt, dass es allen so geht", sagt Daraveli.

Auch in der Baubranche geht es nur zögerlich bergauf, die großen Aufträge bleiben aus. "Der privaten Bauindustrie geht es wegen der Unsicherheiten und der mangelnden Kredite immer noch nicht gut", sagt Kostas Cholevas, Co-Geschäftsführer des Zementherstellers Lafarge.

Luxus-Ferienhäuser

Dafür vergeben wohlhabende Ausländer Aufträge. So hat das österreichisch-griechische Architektenbüro Bürger-Katsota in Athen vor allem private Luxus-Ferienhäuser gebaut. "Während der Krise haben wir über drei Jahre lang keine griechischen Kunden gehabt", erinnert sich Stephan Bürger. Als es 2009 mit der griechischen Wirtschaft steil bergab ging, habe man sogar Aufträge von den Ausländern verloren: Die Kunden fürchteten, dass Griechenland die Eurozone verlässt, und sie so ihr Geld verlieren könnten.

Der Ziegelanlagen-Hersteller Sabo in Chalkida auf der Insel Euböa, nördlich von Athen, ist eine seltene Insel der Stabilität. Sabo, ein alter Partner von Wienerberger, beschäftigt 250 Mitarbeiter. Das Geschäft läuft. "97 Prozent unserer Produktion gehen in 44 Länder, hauptsächlich in Schwellenländer", sagt Manager Dimitris Tsomokos. Geliefert wird nach Nordafrika, Lateinamerika und nach China. Doch stabil ist die Lage auch für diesen Betrieb noch nicht. Tsomokos: "Wir versuchen immer noch zu überleben."

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