Griechenland: Mit Preisnachlass gegen Buchungsflaute

Griechenland: Mit Preisnachlass gegen Buchungsflaute
Hellenische Hoteliers sollen die Preise senken, um das Minus bei den Buchungen aufzufangen, fordern erste Reiseveranstalter. Griechische Hoteliers kämpfen zudem mit wirren Steuersätzen.

In Griechenland herrscht Chaos pur. Nicht nur im Parlament, auch in den Tavernen. Die Regierung hat den Mehrwertsteuersatz für einige Lebensmittel in der Gastronomie von 13 auf 23 Prozent erhöht. Mit dem Effekt, dass der Gast jetzt zum Beispiel für Mineralwasser ohne Kohlensäure 13 Prozent und für jenes mit Kohlensäure 23 Prozent Steuer zahlen muss. „Eine Logik kann ich nicht erkennen, da kennt sich ja keiner mehr aus“, meint ein griechischer Touristiker. Also werden die Griechen wohl auch künftig die eine oder andere Steuer einfach gar nicht bezahlen, vermutet der Hellas-Kenner.

Jeder sechste Grieche arbeitet im Tourismus, die Branche trägt zehn Milliarden Euro oder 16 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Die Buchungsmaschinerie für die landesweit 800.000 Gästebetten läuft heuer aber zäh an. Urlauber fürchten, wegen Streiks nicht wie geplant im Feriendomizil einchecken zu können. „Wir liegen bei den Buchungen zwanzig Prozent unter dem Vorjahresniveau“, sagt Verkehrsbüro-Geschäftsführer Martin Bachlechner. Konkurrent Thomas Cook verhandelt schon die Preise nach. „Die Hoteliers sehen ja auch, dass die Buchungen stocken. Die Preise müssen attraktiver werden“, meint Thomas-Cook-Österreich-Vorstand Ioannis Afukatudis. Er hat derzeit ein Buchungsminus „im hohen einstelligen Prozentbereich“, das Griechenlandkontingent aber um zehn Prozent aufgestockt.

Verschlafen

Im Spitzenjahr 2007 hat es 600.000 Österreicher nach Hellas gezogen, im Vorjahr waren es rund 480.000. „Schon an diesen Zahlen sieht man, dass die Konkurrenz in Spanien, Portugal, der Türkei und Deutschland nicht schläft“, sagt Afukatudis. Seine Landsleute hätten sich zu lange auf den blauen Himmel, das Meer und die Geschichte des Landes als Gästemagnet verlassen. Den Trend zu All-Inclusive-Urlauben hätte Hellas lange verschlafen.

Um den Tourismus am Laufen zu halten, hat Athen den Mehrwertsteuersatz in der Hotellerie teilweise reduziert. Je nachdem, ob man Zimmer mit Frühstück, Halbpension oder All-Inclusive anbietet, gilt für einen Teil des Angebots der ermäßigte Steuersatz von 6,5 statt 23 Prozent.

Glaubt man den Zahlen des Tourismusbüros, ist 2011 aber ohnehin alles bestens gelaufen. Die Rede ist von zehn Prozent mehr Ankünften. Bis Ende November sind demnach mehr als 11,3 Millionen Menschen an den 13 größten Flughäfen das Landes angekommen. Große Inseln wie Rhodos, Kos und Kreta werden verstärkt angeflogen. Vor allem auch von Franzosen, Belgiern und Polen, die es statt nach Tunesien nach Griechenland gezogen hat. „Das ist ein geliehender Markt für die Griechen“, formuliert es Verkehrsbüro-Geschäftsführer Bachlechner.

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