Grenzstaus: Logistisches Chaos droht

Grenzstaus: Logistisches Chaos droht
Transporteure: Wartezeiten kosten Millionen. "Just-in-Time"-Lieferungen nicht mehr möglich.

Die österreichische Transportwirtschaft rechnet mit Millionenschäden aufgrund der wegen der Flüchtlingskrise wieder eingeführten Grenzkontrollen. "Durch die Staus an wichtigen Grenzübergängen entlang der Transitrouten kommt es zu massiven Verzögerungen bei den Transporten", sagt Erik Wolf, Geschäftsführer der Bundessparte Transport und Verkehr, in der Wirtschaftskammer (WKO).

Verspätungen

Diese Verzögerungen würden zu höheren Personalkosten und mitunter zu Strafzahlungen wegen verspäteter Lieferungen führen. Viele Aufträge sind Termingeschäfte. Besonders in der Autoindustrie seien "Just-in-Time"-Lieferungen üblich, könnten angesichts der vielen Staus aber nicht mehr garantiert werden. Für die Transportbranche bedeute dies Zusatzkosten von 2,48 Millionen Euro pro Werktag, schätzt Wolf. Dabei gehe es nur um die Einschränkungen zu Deutschland und Ungarn, eine eventuelle Ausweitung oder Verschärfung der Grenzkontrollen sei hier noch gar nicht eingepreist.

Sollte dies geschehen, müsste die komplette Logistikkette umgestellt werden, meint Wolf. Ein Ausweichen auf Güterzüge sei nur schwer möglich, da wegen vieler Sonderzüge auch die Bahnlogistik nicht mehr reibungslos funktioniere.

Straße statt Autobahn

Um Staus auf den Transitrouten auszuweichen, wollen die Transporteure mit Transit-Lkw ausnahmsweise auch Bundesstraßen benutzen dürfen. Dies dürfte wegen der rund 100 regionalen Fahrverbote aber nicht ganz einfach werden.

Peter-Michael Tropper vom Fachverband für das Güterbeförderungsgewerbe fordert angesichts der "außergewöhnlichen Situation" auch eine vorübergehende Aufhebung der Ruhenszeitregelung. Durch stundenlange Staus könnte die täglich erlaubte Fahrzeit von 9 Stunden nicht eingehalten werden und sollte daher vorübergehend auf 11 bis 12 Stunden ausgeweitet werden. Auch am Wochenendfahrverbot will Tropper rütteln.

Viele Lkw-Fahrer haben aber auch Angst, dass sie zu ahnungslosen Schleppern werden, weil sich bei Aufenthalten Flüchtlinge in ihren Lastern verstecken könnten. "Da drohen Gefängnisstrafen, deshalb herrscht eine große Verunsicherung in der Branche", sagt Tropper und fordert vom Innenministerium eine konkrete Handlungsanleitung.

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